Polizei und Verkehrswacht kontrollieren die Räder von Garstedter Grundschülern. Die meisten sind in Ordnung

Norderstedt. Die Achse hat Spiel, die Bremsen packen nicht zu, und der Dynamo läuft nicht optimal am Reifen. Polizistin Nina Stuhlmüller und Kollege Kai Hädicke-Schories, der in diesem Fall als Vorsitzender der Norderstedter Verkehrswacht im Einsatz ist, notieren unerbittlich die Mängel auf den Kontrollbogen. Die beiden prüfen, ob die Räder der Jungen und Mädchen von der Grundschule Gottfried-Keller-Straße verkehrssicher sind.

Anlass für den Sicherheits-Check sind die erschreckenden Zahlen aus den Vorjahren: Bei ihren Kontrollen an den Norderstedter Schulen haben die Polizisten festgestellt, dass mehr als die Hälfte der Räder nicht in Ordnung war. Zu den Mängeln, die ohne großen Aufwand zu beseitigen sind, zählen fehlende oder defekte Beleuchtung und fehlende Reflektoren. 40 Prozent der Fahrräder waren verkehrssicher. Jedes zehnte Rad war so unsicher, dass die Beamten es aus dem Verkehr zogen.

Bei ihrer aktuellen Kontrolle wurden Hädicke-Schories und seine Kollegin von einem Profi unterstützt: Veloman Vardan Gazarjan, Inhaber des Fahrrad-Fachgeschäftes am Glashütter Markt, rüttelt am Lenker, zieht am Bremsgriff und stellt sekundenschnell fest, ob alles in Ordnung ist. Ersatzteile spendiert er den Grundschülern, solange es sich um Kleinteile wie eine neue Klingel handelt.

"Gerade jetzt im Winter ist es wichtig, dass die Beleuchtung funktioniert", sagt Hädicke-Schories, der natürlich weiß, dass viele Schüler ohne Licht zur Schule fahren und sich aus Nachlässigkeit oder weil das "besonders cool ist" unnötig in Gefahr begeben. Denn wer auf Dynamo oder batteriebetriebene Lichtquellen am Rad verzichtet und dann auch noch dunkel gekleidet ist, wird von Autofahrern nicht oder erst sehr spät gesehen. Die Unfallgefahr steigt.

"Eigentlich müssten wir mindestens jede Woche einmal an einer Norderstedter Schule kontrollieren, aber dafür haben wir nicht ausreichend Personal", sagt der Vorsitzende der Verkehrswacht, der mit dem Sicherheits-Check in der De-Gasperi-Passage am Herold Center das Bewusstsein der Kinder, Jugendlichen und Eltern schärfen und Aufklärungsarbeit leisten will. "Zu allererst sind Väter und Mütter in der Pflicht, darauf zu achten, dass ihre Kinder mit einem verkehrssicheren Fahrrad unterwegs sind", sagt Hädicke-Schories. Er wünscht sich, dass die Eltern am Wochenende, bevor die neue Schulwoche beginnt, zusammen mit ihren Kindern einen Sicherheits-Check vornehmen.

Der fiel trotz einiger Mängel insgesamt positiv aus, die meisten Räder der Drittklässler waren in Ordnung. Lohn dafür, dass sie sich der Kontrolle gestellt hatten, ist die Aussicht auf attraktive Gewinne. Die Behörden für Inneres und Sport sowie für Schule und Berufsbildung in Hamburg, die die Aktion "Schon gecheckt" zusammen mit der Unfallkasse Nord und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Klub ins Leben gerufen haben, haben die Sicherheitskontrolle mit einem Gewinnspiel kombiniert. Alle, die ihr Rad überprüfen lassen, nehmen an einer Verlosung teil, bei der es Fahrräder und Zubehör zu gewinnen gibt.

Darüber hinaus hat die Hamburger Sparkasse im Herold Center für die insgesamt acht Klassen von Garstedter Grundschulen, die an der Aktion teilnehmen, zusätzliche Anreize geschaffen. Für die erfolgreiche Teilnahme am Verkehrsquiz spendiert die Sparkasse bis zu 50 Euro für die Klassenkasse. "Ich habe selbst Kinder und kann diese Sicherheitsaktion daher nur begrüßen", sagte Filialleiterin Metta Schade.

Doch es ging nicht nur um ein verkehrssicheres Rad, sondern auch um das richtige Fahren auf den Radwegen. "An Kreuzungen und Einmündungen ereignen sich die meisten Unfälle, weil Radler auf der falschen Straßenseite unterwegs sind, und die Autofahrer die Geisterfahrer übersehen", sagt Hädicke-Schories, der zugleich Verkehrsbeauftragter der Norderstedter Polizei ist. Von Januar bis September haben sich nach der polizeilichen Unfallstatistik 87 Radunfälle ereignet. Das sind zwar 21 weniger als im Vorjahreszeitraum, aber: "Der Anteil der Radfahrer, die den Radweg in der falschen Richtung benutzen, ist unverändert hoch", sagt Hädicke-Schories. Unter den Geisterfahrern seien auch Kinder und Jugendliche, ihre Zahl werde allerdings statistisch nicht erfasst. Der Beamte weist darauf hin, dass grundsätzlich das Rechtsfahrgebot gilt und Radler, die älter als zehn sind, nicht auf dem Fußweg fahren dürfen.