Ein Land wird auch daran bemessen, wie es mit seinen Schwächsten umgeht. Wenn also das Bundesland Schleswig-Holstein den Blinden und Sehbehinderten im Land das Geld kürzt und gleichzeitig Milliarden von Euro in die HSH-Nordbank steckt, dann fällt der Befund eher vernichtend aus.

In Kiel redet sich die Politik die Lage zurecht. Das Bild eines Blinden mit ausreichendem Einkommen wird verbreitet, der die 400 Euro Blindengeld doch sowieso nur für Nebensächlichkeiten ausgegeben hat. Was sind da schon 200 Euro mehr oder weniger? Außerdem: Wer es nicht so dicke hat, der könne ja Blindenhilfe beantragen.

Das ist eine aus ethischer Sicht nur als schäbig zu bezeichnende Argumentation. Wer Blind oder fast blind ist, wird zum Almosenempfänger, zum sozialen Ballast für die Gesellschaft erklärt. Der Blinde wird mit seinem unverschuldeten Schicksal in einen Topf geworfen mit den Menschen, die aus den unterschiedlichsten persönlichen Gründen, aber sehenden Auges ihr Leben nicht in den Griff bekommen.

Ein Kompromiss liegt ja schon auf dem Tisch. Die Blindengeldempfänger sind ja bereit zu sparen. Sie wollen ihren Beitrag zur Konsolidierung des Haushaltes übernehmen. Eine moderate Kürzung um vielleicht 20 Prozent würde ebenfalls Millionen Euro im Jahr einsparen. Und sowohl die Regierung als auch die Blinden- und Sehbehinderten könnten ihr Gesicht wahren.