Kisdorf und Struvenhütten setzen auf die Breitbandkabel der Telekom . Anderenorts werden Gesellschaften gegründet

Kisdorf. Eine schnelle Internetverbindung ist in vielen Dörfern noch immer ein Wunschtraum. Lahme Datenübertragung durch veraltete Kupferleitungen - das ist die Regel. Daran ändert auch das Breitbandförderprogramm des Landes, das bereits 2008 aufgelegt wurde, bisher noch wenig. Von dem Vorsatz, bis Ende 2010 eine flächendeckende Breitbandversorgung mit mindestens einem Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Download ist man noch weit entfernt. Im Kreis Segeberg allerdings tut sich einiges - zum Beispiel im Bereich des Amtes Kisdorf: In den Dörfern Kisdorf und Struvenhütten sollen bis Ende 2011 rund 2200 Kunden das schnelle DSL nutzen können. Die Deutsche Telekom und die Gemeinden kooperieren beim DSL-Ausbau und unterzeichneten im Kattendorfer Amtsgebäude einen Vertrag.

Breitband ist ein Standortfaktor. In den Ballungszentren Schleswig-Holsteins ist das kein Problem, außerhalb der Metropolen aber gibt es Probleme: Es erscheint für die IT-Anbieter bisher noch wenig lukrativ, die breiten Bänder auch auf dem Land zu verlegen. Deshalb ist Einfallsreichtum gefragt. Das haben zum Beispiel die Oeringer bewiesen: Oering ist die erste Gemeinde in Schleswig-Holstein und die zweite bundesweit, die sich aus eigener Kraft mit einem Partner in die Internet-Neuzeit gebracht hat. Dafür wurde die Firma "Unser Ortsnetz Oering GmbH", an der die Gemeinde Oering mit 25,2 Prozent und die Firma Sacoin mit dem Rest beteiligt sind, gegründet. Die Gemeinde Wakendorf II geht einen ähnlichen Weg: "Wakendorf II - Unser Ortsnetz" heißt die Firma, an der die Gemeinde und Sacoin beteiligt sind. Bis März 2011 will das Oeringer Telekommunikationsunternehmen Sacoin ein 15 Kilometer langes Glasfasernetz in die Wakendorfer Erde legen. 490 der 590 Haushalte sollen an das leistungsstarke Datennetz angeschlossen werden. Die Investitionen holt Sacoin über die Monatsgebühren wieder herein.

Kisdorf und Struvenhütten sind einen anderen Weg gegangen. Sie profitieren vom Förderprogramm des Landes Schleswig-Holstein, das mit dem EU-Fonds zur Entwicklung der ländlichen Räume kombiniert wird. Die Verlegung von 19 125 Metern Glasfaserkabel kostet die Deutsche Telekom 343 000 Euro, davon werden 257 000 Euro gefördert, 86 000 Euro zahlen die Gemeinden Kisdorf und Struvenhütten.

97 Prozent der beiden Gemeindegebiete werden mit Breitbandkabel abgedeckt, auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden. "Es kann nicht jedes Einzelgehöft versorgt werden, weil die zu weit von den Verteilerstationen weg liegen, so dass die Dämpfung zu groß ist", sagt Bernd Rabe von der Deutschen Telekom, Verantwortlicher für den DSL-Ausbau in Schleswig-Holstein. Einige Einzelgehöfte werden auch an das Sacoin-Projekt in Wakendorf II angeschlossen.

Dass die beiden Gemeinen aus dem Amt Kisdorf tatsächlich Geld aus dem Fördertopf erhalten, liegt an der Hartnäckigkeit der Kommunalpolitiker, die auch dem Drängen vieler Bürger nachgekommen sind. Mit 16 Megabit pro Sekunde können 2200 Bürger in den Genuss des schnellen DSL-Anschlusses kommen. "Eine vertretbare Leistung", sagt Kisdorfs Bürgermeister Reimer Wisch. "Wir müssen vor allem dem Gewerbe eine gute Versorgung bieten." Die gebotene Leistung reicht seiner Ansicht nach völlig aus, obwohl sie nicht vergleichbar mit dem Breitbandangebot in Norderstedt ist, wo bis zu 100 Megabit pro Sekunde möglich sind. "Wer in ein Randgebiet zieht, muss davon ausgehen, dass die Struktur etwas schlechter ist." Für den Fernseh-Empfang ist dieses Breitbandkabel nicht gedacht.

Bis Ende 2010 sollte in Schleswig-Holstein eine flächendeckende Breitband-Grundversorgung mit mindestens einem Megabit pro Sekunde erreicht sein, hatte die Landesregierung im vergangenen Jahr in ihrem Wirtschaftsbericht angekündigt. Von diesem ehrgeizigen Ziel allerdings haben viele Bewohner in den Dörfern bisher nichts gemerkt - in den meisten der rund 300 unterversorgten Gemeinden hat sich wenig geändert. Nicht überall waren die Kommunalpolitiker so schnell wie in Kisdorf und Struvenhütten oder so gewitzt und wagemutig wie in Oering und Wakendorf II. "Es gibt noch viele weiße Flecken in Schleswig-Holstein", sagt Telekom-Fachmann Bernd Rabe. Die Telekom war im Falle von Kisdorf und Struvenhütten übrigens einer von fünf Bewerbern für dieses Projekt. "Aber der einzig ernsthafte", sagt Bürgermeister Reimer Wisch.

Aber auch anderenorts geht es voran: Lentföhrden setzt auf Sacoin und die Abwasserzweckverband-Breitband GmbH, Schmalfeld und Nützen setzen auf die Telekom, in Alveslohe hat wilhelm.tel Leitungen verlegt. Kayhude verhandelt mit Anbietern, Seth wird vermutlich auf Sacoin setzen, Itzstedt und Teile von Tangstedt bleiben zunächst unterversorgt. In Nahe und Sülfeld gibt es eine gute Versorgung durch Kabel Deutschland.