Die Werkleiter der Stadtwerke Norderstedt sollen ab sofort jeweils 138 000 statt 118 000 Euro im Jahr verdienen

Norderstedt. Die drei Werkleiter der Stadtwerke Norderstedt sollen mehr Geld bekommen. Exakt 20 000 Euro mehr im Jahr sollen der Erste Werkleiter Jens Seedorff, der Werkleiter Vertrieb und Kommunikation, Theo Weirich, und der Werkleiter Netze und Technik, Axel Gengelbach, rückwirkend zum 1. Juli 2010. Bisher haben die drei 118 000 Euro bekommen, die Erhöhung entspricht einer Steigerung von 17 Prozent. Im Stadtwerke- und Hauptausschuss der Stadt wurde das Thema bisher nicht öffentlich behandelt. Am Dienstag, 26. Oktober, muss die Stadtvertretung die Gehaltserhöhung absegnen.

Nach Informationen der Norderstedter Zeitung war die Gehaltserhöhung für die drei Werkleiter bei den Mitgliedern des Hauptausschusses umstritten. Die Verwaltung soll mit den drei Werkleitern verhandelt und dann die drei neuen Arbeitsverträge zur Abstimmung im Hauptausschuss vorgelegt haben. Offenbar hatte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote mit Einvernehmlichkeit gerechnet. Als aus den Reihen der Ausschussmitglieder Beratungsbedarf und Kritik angemeldet wurde, sei "Grote an die Decke gegangen", wie es der Norderstedter Zeitung aus dem Ausschuss berichtet wurde. Grote soll die Gehaltserhöhung für die drei Werkleiter als moderat verteidigt haben, er verwies auf die Tatsache, dass es für die drei seit 2006 keine Erhöhung mehr gegeben hatte. Um die motivierten und kreativen Köpfe in der Geschäftsführung der städtischen Tochterunternehmen halten zu können, sei die Anpassung der Gehälter unbedingt nötig.

Dem wollten die Ausschussmitglieder aber nicht ohne Klärung einiger wichtiger Fragen zustimmen. Etwa nach den Kriterien und der Grundlage für die Erhöhung. Ob es von der Bundesvereinigung der Stadtwerke Empfehlungen für die Vergütung von Werkleitern gebe, wollten die Politiker wissen. Die Verwaltung antwortete, dass eine derartige Übersicht nicht bekannt sei und legte stattdessen eine Übersicht der Unternehmensberatung Kienbaum vor, die 2003 für die Stadtwerke erstellt wurde. In ihr wird das Gehaltsgefüge von GmbH-Geschäftsführern und Führungskräften in drei Stufen (oberes Quartil, Median, unteres Quartil) dargestellt. Danach stünden einem kaufmännischen Werkleiter in Deutschland maximal 225 000 Euro, im Mittel 178 000 Euro und minimal 136 000 Euro zu. Bei einem technischen Werkleiter lägen die Summen bei 231 000 Euro, 173 000 Euro und 129 000 Euro. In Relation werden diese Zahlen zu denen des Vereins Führungskräfte gesetzt. Dieser ermittelte bei einer Gehaltsumfrage unter Mitgliedern für die Führungskräfte bei kommunalen Versorgungsunternehmen Werte von durchschnittlich 178 000 Euro maximal, 124 000 Euro im Mittel und von 99 000 Euro minimal. Mit den 138 000 Euro liegen die Norderstedter Werkleiter im Mittelfeld der Statistik.

Ebenfalls diskutiert wurde im Ausschuss die Frage, ob für die Werkleiter nicht einfach die Tariferhöhung der übrigen Stadtwerke-Mitarbeiter seit 2006 nachvollzogen werden könnten. Dabei kämen die drei Werkleiter auf ein Jahresgehalt von 136 280,09 Euro.

Doch diese Variante wurde verworfen. Nach anfänglicher Skepsis einigten sich die anwesenden zwölf stimmberechtigten Ausschussmitglieder bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung auf das pauschale Plus von jährlich 20 000 Euro für alle drei Werkleiter. Außerdem wurde entschieden, dass die nächste Anpassung erst zum 1. Juli 2013 erfolgen könne.

"Ich habe ein großes Problem damit, dass hier aus einer nicht öffentlichen Sitzung wieder einmal Informationen nach außen gedrungen sind", sagt Oberbürgermeister Grote. Die drei Werkleiter hätten ein Recht auf ihre Privatsphäre. Gehaltsverhandlungen öffentlich zu führen, gehe eindeutig zu weit. Er wolle und dürfe dazu nichts sagen. Trotzdem betont Grote, wie sehr er die drei Werkleiter für deren überdurchschnittliches Engagement für die Stadtwerke schätze. "Gehalt ist nicht deren Hauptmotivation. Was die für die Stadtwerke bewegen, ist beträchtlich", sagt Grote. Im Übrigen seien bei anderen Stadtwerken ganz andere Gehälter üblich.

Geschäftsführer Wolfgang Schoofs von den Schleswiger Stadtwerken musste gerade eine heftige öffentliche Diskussion über die Erhöhung seines Jahressalärs über sich ergehen lassen. Auf zehn Jahre wurde der Vertrag des Stadtwerke-Chefs geschlossen, mit einer Erhöhung des Gehalts von derzeit 190 000 Euro in Stufen bis 2012 auf dann 245 000 Euro. Eine Erhöhung um 30 Prozent erschien der Politik in Schleswig nicht vermittelbar. Doch auch in Schleswig wurde die Gehaltstabelle der Unternehmensberatung Kienbaum zugrunde gelegt. Und danach, so berichteten die "Schleswiger Nachrichten", stünden Schoofs sogar 278 000 Euro jährlich zu. Schoofs kann auf gute Erfolge verweisen, die auch von den Kritikern der Gehaltserhöhung nicht bestritten werden. Unter Schoofs stieg der Umsatz der Stadtwerke Schleswig von 32 auf 48 Millionen Euro in sechs Jahren. Die Norderstedter Werkleiter können ebenfalls auf gute Zahlen verweisen. Die Stadtwerke mit ihren über 101 Millionen Euro Umsatz im Jahr haben 2009 der Stadt einen Jahresgewinn für die Rücklage von 4,9 Millionen Euro beschert. Und die Telekommunikationssparte wilhelm.tel ist mit über 25,1 Millionen Euro Umsatz und seinen innovativen Produkten auf Basis des Glasfaserkabels sehr erfolgreich über die Stadtgrenzen hinaus auf dem Markt tätig. Besonders in Hamburg werden immer mehr Kunden für die Produkte von wilhelm.tel gewonnen, etwa durch die strategische Allianz mit Alice von Hansenet.