Im Vorschulkursus des Mütterzentrums trainieren die Kinder, was sie in der ersten Klasse brauchen. Die Gruppe besteht aus maximal 12 Kindern.

Norderstedt. "Stimmt es, dass ich gar nicht nichts bin? Alle sagen, ich bin Keiner, nur ein kleiner Irgendeiner." Ilona Echt liest aus "Das kleine ich bin ich" vor, hält den Kinderbuchklassiker hoch, zeigt die Bilder. Leonie guckt hin, beantwortet die Fragen der Sozialpädagogin. Frederik und Mete rangeln, sind unruhig, wollen lieber toben, müssen aber warten. Bis zur Pause dauert es noch.

"Es geht ja gerade darum, die Konzentration zu stärken, die Aufmerksamkeitsspanne Stück für Stück zu verlängern", sagt Andrea Sauer. Die Erzieherin teilt sich mit Ilona Echt die Vorschularbeit. Die beiden leiten im Wechsel die Vorschulgruppe des Norderstedter Mütterzentrums.

Seit mehr als fünf Jahren gibt es die Vorschule nicht mehr. Und doch sollen die Kinder vorbereitet sein, wenn sie in die Schule kommen. "Viele Lehrer erwarten, dass die Abc-Schützen den Stift richtig halten, mit der Schere umgehen und beispielsweise einen Kreis ausschneiden können", sagt Andrea Sauer. Natürlich lernen die Jungen und Mädchen das in den Kitas, aber: "Vielen Eltern reicht das nicht", sagt Bianca Mirelli vom Mütterzentrum, das Kinder gezielt auf die Anforderungen im Unterricht vorbereitet.

Maximal zwölf künftige Erstklässler treffen sich ein Jahr lang zweimal pro Woche je eine Stunde. In diesem Jahr sind es weniger, sodass es noch freie Plätze gibt, die jederzeit besetzt werden können.

Gelernt und gespielt wurde bisher im Mütterzentrum am Kielortring, in diesem Schuljahr sitzen die Jungen und Mädchen erstmals dort, wo sie demnächst täglich schreiben, lesen und rechnen werden: in einer Grundschule, der Grundschule Immenhorst am Glashütter Damm.

"Die Schulleiterin war nicht nur einverstanden, sie begrüßt das auch ausdrücklich", sagt Bianca Mirelli. So könnten sich die Kinder schon mal eingewöhnen, Räume, Gänge und Schulhof kennenlernen.

Wer sich auskennt, sich sicher fühlt in seiner Umgebung, baut erst gar keine Hemmungen und Ängste auf. "Wir erleben immer wieder, wie sich Jungen und Mädchen mit Händen und Füßen an die Oma oder Mutter klammern und einfach nicht loslassen wollen", sagt Andrea Sauer, die bei der Vorschularbeit von ihrem 13-jährigen Sohn unterstützt wird. Der fand das gut, und die Jüngeren genießen es, mit ihm zu toben oder die Natur zu erkunden.

Blätter und Früchte erkennen und zuordnen, singen, kneten und "matschen" - das Vorschulprogramm ist alles andere als kopflastig. "Auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist mir wichtig", sagt die Erzieherin. Wenn die Vorschulkinder getobt haben, fordert sie die Jungen und Mädchen auf, eine Hand aufs Herz zu legen und zu spüren, wie heftig der Motor wummert. Und wie er sich langsam wieder beruhigt. In einer Zeit, in der natürliche Spielräume zunehmend verschwinden, ist vielfältige Bewegungserfahrung wichtig: Hinken, rückwärts laufen, Gleichgewicht halten, Bewegungen koordinieren, auch das gehört zum Vorschulprogramm.

Spielerisch geht es auch drinnen zu, wenn wichtig Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt werden. Wer erfolgreich in die Schulkarriere starten will, sollte die Buchstaben des Alphabets erkennen und schreiben können. Das gleiche gilt für die Zahlen von 1 bis 12. "Und dann arbeiten wir an einem Problem, das gezielten Unterricht erheblich erschwert: still sitzen", sagt Andrea Sauer.