Auf Antrag der WHU rechnete die Henstedt-Ulzburger Verwaltung genau aus, mit welchen Ausgaben bei einer Umwandlung zu rechnen ist

Henstedt-Ulzburg. Lieber das größte Dorf im Lande oder die elftgrößte Stadt in Schleswig-Holstein? Diese Frage hatte die Gemeindepolitiker bisher nur am Rande interessiert, jetzt aber liegen erstmals Fakten auf dem Tisch. Die Verwaltung legte eine Liste mit den detaillierten Kosten einer Stadtgründung vor, zudem gab der Geschäftsführer des deutschen Städteverbandes in Schleswig-Holstein einen Überblick über die Vor- und Nachteile einer Umwandlung von Gemeinde in Stadt. Die Erlangung von Stadtrechten sei gut für die Imagebildung, was sich auch positiv auf die Gewerbeansiedlung auswirken könne, erklärte Jochen von Allwörden während einer öffentlichen Sitzung des Hauptausschusses.

Henstedt-Ulzburg hat rund 27 000 Einwohner, aber keinen Stadtcharakter, sagen die Gegner der Stadtwerdung und verweisen gleichzeitig auf die nicht unerheblichen Kosten, die bei einer Umwandlung getragen werden müssten. Bisher war die Kostendiskussion nur ein Geplänkel ohne konkreten Hintergrund. Doch jetzt liegen Fakten auf dem Tisch. Auf Antrag der Wählergemeinschaft rechnete die Verwaltung akribisch genau aus, mit welchen Geldausgaben zu rechnen ist. Die vorgelegte Liste wurde vom Geschäftsführer des Städtebundes gelobt - sie stimmt also auf den Euro genau, wobei allerdings einige Positionen nicht als "Muss" zu betrachten sind.

Das gilt zum Beispiel für die Position des hauptamtlichen Stadtrats (106 000 Euro jährlich). Jochen von Allwörden weist darauf hin, dass vergleichbare Städte wie Pinneberg oder Bad Oldesloe keinen haben.

Ein strittiges Thema ist schon seit Jahren die Einrichtung eines Rechnungsprüfungsamtes. Bis zu 141 000 Euro müsste Henstedt-Ulzburg im Jahr für die Mitarbeiter bezahlen. Andererseits könnte damit auch Geld eingespart werden, wenn ein solches Amt als Controlling betrachtet werde. Im Übrigen gibt es nach Angaben des Stadtverband-Geschäftsführers die durchaus erprobte Möglichkeit, dieses Amt mit anderen Kommunen zu teilen. Im Bereich des Ordnungsamtes müssten wegen der erweiterten Aufgabenfelder eine viertel oder eine halbe Stelle hinzukommen. Dadurch würden bis zu 22 700 Euro zusätzliche Kosten entstehen.

Die Berechnung der Verwaltung geht auch ins Detail. Für das Anbringen von neuen Schildern, die bisher mit "Gemeinde Henstedt-Ulzburg , Der Bürgermeister" unterzeichnet sind, müssten bis zu 25 000 Euro gezahlt werden. Dazu gehört auch der Austausch des Schildes über dem Eingang der Gemeindebücherei. Dort müsste dann Stadtbücherei stehen. Die Neuanschaffung von Büromaterial, insbesondere Stempel, würde mit 5000 Euro zu Buche schlagen. Und schließlich: Für die Feierlichkeiten anlässlich der Verleihung der Stadtrechte sind je nach Ausgestaltung Kosten von 4000 bis 10 000 Euro zu veranschlagen.

Jochen von Allwörden beschrieb während seines Vortrages im Ratssaal als Beispiel die Befindlichkeit in Büdelsdorf (10 500 Einwohner), zehn Jahre nach der Umwandlung von einer Gemeinde zur Stadt: Dort sei im Stadtmarketing gepunktet worden, der Ort werde kulturell wahrgenommen. "Niemand hat dort diesen Schritt bisher bereut." Das gelte auch für Tornesch (13 000 Einwohner), das die Stadtrechte 2005 bekommen hat. Der dortige Bürgermeister habe festgestellt, dass der Ort als Stadt mehr wahrgenommen werde, an einer Gemeinde hingegen vieles vorbei gehe. Jochen von Allwörden empfahl, eine breite Mehrheit der Bevölkerung für den Erwerb der Stadtrechte zu begeistern. Dabei sollte auch dargestellt werden, dass kein Bürger finanziell stärker belastet werde als in einer Gemeinde. Der Geschäftsführer des Städteverbandes, der früher selbst einmal Stadtrat in Rendsburg war, gab keine eindeutige Empfehlung ab, aber er schilderte die Vorzüge einer Stadt in bunten Farben.

Welche Schlüsse die Gemeindepolitiker aus den vorgelegten Fakten und dem Vortrag des Gastes vom Städteverband ziehen, bleibt abzuwarten. Darüber wird in den einzelnen Fraktionen diskutiert. Bürgermeister Torsten Thormählen glaubt, dass der angesprochene Imagegewinn für Henstedt-Ulzburg nicht ausschlaggebend sein kann und verweist auf die Gewerbeansiedlungen: "Wir kommen nicht schlechter weg als Norderstedt oder Kaltenkirchen - eher das Gegenteil ist der Fall." Seiner Ansicht nach besteht kein Anlass, die Stadtrechte zu erwerben.