Als gebürtiger Niedersachse mit Wohnsitz in Hamburg, der Tag für Tag zur Arbeit nach Schleswig-Holstein pendelt, fühle ich mich als eine Art grenzenloser Nordmann.

Meine innerlich empfundene Trennlinie verläuft irgendwo südlich der norddeutschen Tiefebene. Aber doch nicht zwischen Norderstedt und Niendorf, Tangstedt und Duvenstedt, Schnelsen und Egenbüttel.

Aber ich kenne sie zuhauf, jene Zeitgenossen, die in Hamburg ihr (vieles) Geld verdienen, internationalen Geschäftspartnern Visitenkarten mit Aufschriften wie "Norderstedt bei Hamburg" überreichen, aber abends am politischen Stammtisch ihr Herz als Holsteiner Lokalpatrioten entdecken. Tagsüber Wirtschaftsliberalismus und Globalisierung predigen, aber abends am liebsten den Schlagbaum am Ochsenzoll herunterlassen wollen - diese Haltung ist bigott!

Na klar, wäre Hamburg ohne seinen Muskelring nicht lebensfähig. Aber ohne die Großstadt wäre im Speckgürtel eben auch Magerkost angesagt.

Seit Jahrzehnten enden die Diskussionen um einen "Nordstaat", welcher geografische Zirkelschlag auch angesetzt wird, in einem "Ja, aber..." Denn die viel zitierten Synergieeffekte, die die Zusammenlegungen und Straffungen von Organisations- und Verwaltungsapparaten im Norden mit sich brächten, würde auf politischer Ebene für viele Mandatsträger den Verlust von Macht und Pfründen bedeuten. Und manch einer ist eben doch gerne König im kleinen Reich.