Interview mit Natalie Vesper aus Nahe, Vorsitzende der Tierschutzpartei, über die Pläne des Landesverbands

Früher, so sagt Natalie Vesper, 35, aus Nahe, war sie kein politischer Mensch. Der Wunsch, sich für das Wohl von Tieren einzusetzen, war Motivation für die Sales Managerin im Bereich Mobile Marketing, sich jüngst in ein politisches Amt wählen zu lassen. Die Norderstedter Zeitung sprach mit der frischgebackenen Vorsitzenden des Landesverbands Hamburg der Tierschutzpartei.

Norderstedter Zeitung:

Natalie Vesper, was hat für Sie den Ausschlag gegeben, sich auf politischer Ebene und in führender Rolle für den Tierschutz zu engagieren?

Natalie Vesper:

Ich war es einfach leid, immer nur wegzuschauen. Dieses Gefühl, täglich machtlos mit ansehen und erleben zu müssen, wie Tiere gequält, gefoltert, missbraucht und getötet werden, hat mir keine Ruhe gelassen. Vor der jüngsten Bundestagswahl habe ich online den "Wahlomaten" getestet, dabei kam unter anderem die Tierschutzpartei mit vielen Übereinstimmungen heraus. Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, endlich aktiv etwas ändern zu wollen. Und ich glaube, dass man in einer Partei übergeordnet mehr erreichen kann als lokal in einem Tierschutzverein. Nichtsdestotrotz schätze ich die Arbeit der vielen, fast ausschließlich ehrenamtlichen Tierschützer sehr, ich wünsche mir eine Zusammenarbeit und Kooperation, damit man gemeinsam den Stimmlosen eine Stimme geben und etwas erreichen kann!

Wo möchte die Tierschutzpartei konkret ansetzen? Welche Beispiele rund ums Thema Tier fallen Ihnen ein, die Sie anpacken möchten?

Vesper:

Zuerst möchte ich klarstellen, dass die Partei richtigerweise "Partei Mensch Umwelt Tierschutz" heißt, was bedeutet, wir wollen politisch vor allem die Schwächeren in der Gesellschaft unterstützen, setzen uns aber auch für Umwelt-Themen wie den Atomausstieg ein. Betrachtet man die einzelnen Bereiche Mensch, Umwelt und Tier ganzheitlich, erkennt man schnell, dass viele Dinge miteinander verknüpft sind. So hat die Massentierhaltung auch unweigerlich negative Folgen für die Umwelt, ebenso für die Ärmsten der Armen in der Dritten Welt. Im Gegensatz zu anderen Parteien ist der Tierschutz eine der wichtigsten Säulen unseres Grundsatzprogramms, damit unsere Erde und auch deren Tiere endlich respektiert und geschützt werden. In diesem Bereich sind zum Beispiel Massentierhaltung, Tiertransporte, Pelzindustrie, Jagd, Tierversuche und die Ausbeutung der Meere wichtige Themen auf unserer Agenda. Ein ganz nahes Beispiel: Ponykarussells wie auf dem Hamburger Dom sind mir seit langem ein Dorn im Auge. Aus Tierschutzsicht geht das gar nicht!

Wie radikal ist die Tierschutzpartei? Welche öffentlichen Aktionen unter der Flagge Ihres Landesverbandes können Sie sich vorstellen?

Vesper:

Wir sind überhaupt nicht radikal. Es geht darum, politisch etwas zu ändern, Gesetze ändern und dementsprechende Kontrollen durchführen zu lassen. In erster Linie wollen und müssen wir unsere Mitmenschen besser aufklären und informieren. Es muss einfach ein Umdenken stattfinden - so kann es nicht weitergehen. Wir organisieren Infostände und Demos, sammeln Unterschriften, weisen auf Missstände hin und kooperieren mit regionalen und überregionalen Tierschutzvereinen und Institutionen. Viele von uns haben "Doppelfunktionen" und sind parallel in Tierschutzvereinen tätig.

Was bedeutet Tierschutz für Sie persönlich? Waren Sie schon immer ein Mensch, der sich um Tiere gekümmert hat?

Vesper:

Ja, schon immer. Ich bin mit Tieren groß geworden und kann mir kein Leben ohne Tiere vorstellen. Sie sind einfach eine Bereicherung. Schon immer hatte ich Katzen. Und seit sechs Jahren auch ein eigenes Pferd, um das ich mich täglich kümmere.

Ich sehe in jedem Tier eine individuelle Persönlichkeit und eine Seele. Jedes Tier kann Schmerz empfinden und Angst haben, so weit sind Tiere nicht vom Menschen entfernt. Ich bin sehr betroffen darüber, dass viele Menschen Tiere als Sache, "Produktionseinheit" oder Mittel zum Zweck betrachten und ihnen keinerlei Gefühle, Empfindungen oder Wertschätzung zuschreiben - es fehlt der Respekt vor der Kreatur.

Warum hat Tierschutz in Deutschland keine größere politische Lobby?

Vesper:

Tiere können nicht zur Wahlurne gehen und ihre Stimme abgeben. Für die etablierten Parteien sind sie deshalb nicht wichtig. Zudem geht es im Zusammenhang mit Tieren und den damit verknüpften Wirtschaftszweigen wie der Pharma- und Jagdindustrie um Profit und Macht. Das sieht man ja auch ganz aktuell bei der Atompolitik, die Sicherheit der Menschen und der Umwelt spielt dabei keine Rolle und wird nicht berücksichtigt. Beim alltäglich gegenwärtigen Tierleid sind die Menschen leider nicht direkt betroffen, weil vieles hinter verschlossenen Türen, vermeintlich weit weg, geschieht. Die, denen Tiere wichtig sind, neigen dazu, wegzuschauen. Eigentlich komisch, ginge es um ihren eigenen Hund oder ihre Katze, würde die Sache ganz anders aussehen. Die gängigen Parteien erkennen nicht den Gesamt-Zusammenhang zwischen Mensch-Umwelt-Tier. Um Gandhi zu zitieren: "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt."

Wie kann jemand, der sich für Ihre Arbeit interessiert, Kontakt aufnehmen?

Vesper:

Entweder über unsere Internetseite www.tierschutzpartei.de oder über die Landesgeschäftsstelle Hamburg: Hüttkahlen in 23866 Nahe; Telefon: 04535/59 15 63.