Das erste Norderstedter Boßelturnier der “Wietersmieter“ ist in Hamburg, weil in der Stadt keine passende Straße zu finden ist

Norderstedt. Mit den "Wietersmietern" haben die Norderstedter eines der wenigen Boßelteams der Region. Unter dem Vorsitz der Gründerin des Vereins und der Vorsitzenden, Ute Oswald, pflegen sie die Tradition des gekonnten Werfens mit der Kugel. Nach langer Vorbereitung hat der Verein es jetzt geschafft, das 1. Norderstedter Straßenboßelturnier zu organisieren. Es ist sogar das erste und einzige professionelle Turnier im Kreis Segeberg. Allerdings wird es auf Hamburger Grund und Boden ausgespielt. Und das ist schon eine Schmach.

Das Straßenboßelturnier soll am Sonntag, 19. September, ab 11 Uhr in Hamburg-Hummelsbüttel am Rehagen, Ecke Högenbarg starten. Gibt es in Norderstedt und der nahen Umgebung keine einzige Strecke, die sich für das Boßelspiel eignet und die für den Verein genutzt werden könnte? Scheinbar nicht.

Denn die "Wietersmieter" boßeln nicht nach Spaß-, sondern nach Vereinsregeln. Und die sind sehr strikt. Danach muss die optimale Boßelstrecke 2,2 bis 2,8 Kilometer lang und drei bis vier Meter breit sein, sagt der "Wietersmieter" Holger Böhn aus Norderstedt. Sie dürfen kaum befahren sein. Kurven, die den Schwierigkeitsgrad erhöhen, müssten lang gezogen sein. Es sollten möglichst wenig Kreuzungen vorhanden sein. "Ganz wichtig ist die Beschaffenheit der Straßenoberfläche. Durch Schlaglöcher oder über andere Unebenheiten läuft die Kugel unkontrollierbar", sagt Böhn. Und wenn links und rechts der Straße zugewachsene Gräben und fiese Brennnesseln sind, dann haben die Werfer keinen Spaß, wenn ihre Kugeln dorthin rollen und im Dickicht gesucht werden müssen. "Auf guten Strecken werfen gute Boßler etwa 100 bis 150 Meter pro Wurf im Durchschnitt, ab und an gelingt ein Wurf mit über 200 Metern Weite", sagt Böhn.

In Absprache mit Kai Hädicke-Schories von der Polizei Norderstedt haben die "Wietersmieter" in Frage kommende Strecken in Norderstedt gesucht. Und die "Wietersmieter" machten sich im gesamten Stadtgebiet auf die Suche. Getestet wurden Syltkuhlen und Rantzauer Forstweg (zu kurvenreich, Schlaglöcher), Harthagen (zu kurz), Quickborner Weg (zu kurz), Kringelweg (zu stark befahren), Hopfenweg (zu kurz) und Am Tangstedter Forst (schlechte Straßendecke, schlechter Wegerand).

Die Vereinsvorsitzende Ute Oswald: "Wir haben lange nach einer optimalen Strecke gesucht. Schließlich können wir nicht immer auswärts Wettkämpfe austragen."

Dass der Verein nun für das Turnier, zu dem zwischen 50 und 100 Boßler aus dem ganzen Land erwartet werden, nun nach Hamburg ausweichen muss, bedeutet sogar einen finanziellen Verlust. Ein Sponsor, die Norderstedter Filiale einer Bank, wollte 250 Euro spenden und dafür ein Banner beim Turnier aufhängen. Jetzt haben die Banker das Angebot zurückgezogen. Auf Hamburger Grund kämen sie mit der Aktion den Kollegen der Filialen dort ins Gehege.

Ute Oswald hofft, dass Norderstedt wenigstens in Zukunft eine Lösung für den kleinen Verein findet. "Wir sind doch ein nettes Aushängeschild für die Stadt", sagt sie. Am Montag habe sie einen Termin im Stadtpark mit den Verantwortlichen der Landesgartenschau. Oswald hofft, dass die Macher "kreativ genug sind, eine Boßelstrecke nach dem Ende der Gartenschau im nächsten Jahr für uns zu schaffen." So lange werden die "Wietersmieter" wohl auf den Rehagen in Hummelsbüttel ausweichen müssen.

Das Turnier wird etwa fünf Stunden dauern und mit einer Siegerehrung enden. Teilnehmen kann jeder, ob als Privat- oder Einzelperson, Familie, Verein- oder Firmenteam. Geboßelt wird in Teams zu zwei bis vier Werfern. Das Startgeld pro Team beträgt 5 Euro. Die Anmeldung ist bei Ute Oswald unter Telefon 040/522 43 51 oder unter ute.oswald@wtnet.de per E-Mail noch möglich.