Karl-May-Spiele erzielen 2010 das drittbeste Ergebnis aller Zeiten. Vorbereitungen für die nächste Saison laufen

Kreis Segeberg. Die Schlachten sind geschlagen - und immer sind die Indianer als Sieger hervorgegangen. Die Karl-May-Saison 2010 ist Vergangenheit, die Vorbereitungen für die Jubiläums-Saison 2011 haben längst begonnen. Und die Kalkberg GmbH als Veranstalter kann zumindest mit dem Besucherandrang zufrieden sein: Mit 307 787 Besuchern wurde mit dem Stück "Halbblut" das drittbeste Ergebnis in der Geschichte der Karl-May-Spiele erreicht.

Es hätten noch weit mehr Besucher kommen können, aber die Hitzeperiode im Juli und die Schlechtwetterperiode im August hielten viele potenzielle Besucher vermutlich ab. Die Darsteller hingegen konnten sich nicht verkriechen: Sie spielten bei Wind und Wetter und trotzten den Kapriolen des Wetters. Ein hartes Stück Arbeit liegt hinter den rund 80 Mitwirkenden, 25 Pferden, einem Weißkopfseeadler und einem Nasenbär.

Die Produktionskosten von 3,6 Millionen Euro wurden mit Leichtigkeit eingespielt. Schon als die Marke von 200 000 Zuschauern erreicht war, konnten die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat der Kalkberg GmbH aufatmen und anschließend schwarze Zahlen schreiben. Aber auch sonst haben sich die Karl-May-Spiele als ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region erwiesen: Viele der anreisenden Besucher lassen auch Geld in den Segeberger Geschäften, manche bleiben auch gleich zwei oder drei Tage, um sich die schöne Umgebung anzusehen oder dem Fledermauszentrum Noctalis einen Besuch abzustatten. Die Karl-May-Spiele, die den Namen Bad Segeberg in ganz Deutschland bekannt machen, sind nach wie vor der Motor des hiesigen Tourismusgeschäftes.

Die "Halbblut"-Darsteller machten ihre Sache durchweg gut. Erol Sander kommt als Winnetou an und lockt viele Zuschauer, wenngleich seine Art, die Sätze zu stückeln, gewöhnungsbedürftig ist. Eva Habermann, Ingo Naujocks, Joshy Peters - sie alle sind gute Schauspieler, deren Bühnenpräsenz ausgeprägt ist. Aber den Verantwortlichen wird nicht verborgen geblieben sein, dass an der diesjährigen Inszenierung auch viel Kritik geübt wurde. Die Grundlage war ein Buch, das allzu durchsichtig und vorhersehbar war; es fehlte der Witz früherer Aufführungen, und es fehlte dem Regisseur Donald Kraemer offenbar der Mut oder das Durchsetzungsvermögen, eine ähnlich überraschende und mit vielen Aktionen gespickte Inszenierung abzuliefern wie im vergangenen Jahr. Möglicherweise ist ihm das Heft während der Probenarbeit auch zu sehr aus der Hand genommen worden. Zumindest war seine Handschrift in diesem Jahr nicht zu erkennen. Weil die Medienarbeit der Kalkberg GmbH aber stets geschickt ist, gibt es kaum öffentliche Kritik an den Inszenierungen.

Diese Feinheiten dürften den jüngeren Besuchern der Aufführungen entgangen sein: Sie freuten sich an den Reitszenen und an den teilweise spektakulären Stunts, die natürlich auch bei "Halbblut" zu sehen waren. Und während des Schlussapplauses gab es wieder jede Menge Möhren für die Pferde - so wie in jedem Jahr. Die Karl-May-Spiele in der Kreisstadt waren, sind und bleiben hoffentlich ein grandioses Massenereignis.

Jetzt allerdings müssen sich die Verantwortlichen entscheiden, wie es weitergehen soll. 60 Jahre nach der ersten Aufführung im Jahre 1951 erwarten die Zuschauer Spektakuläres. Gegeben wird der Klassiker "Der Ölprinz". Schon fünfmal wurde er im Laufe der Jahrzehnte gezeigt, zuletzt in der Saison 2000.

Erol Sander ist wieder Winnetou, das steht fest: Er hat einen Vertrag bis 2012 unterschrieben und eine Option für 2013. Ein großer Name ist also sicher, aber wer wird Regisseur? Sollte das Buch vielleicht von einem anderen geschrieben werden, um allzu eingetretene Pfade zu verlassen? Wer werden die Co-Stars? Das sind Fragen, die Geschäftsführerin Ute Thienel schnell klären muss, um die neue Saison in Ruhe vorbereiten zu können. Fest steht: Am 25. Juni 2011 hat "Der Ölprinz", frei nach Karl May, Premiere. Am 4. September wird die Jubiläumssaison nach 72 Vorstellungen beendet. Der Kartenvorverkauf beginnt bereits in wenigen Wochen.