Die Feuerwehr feierte ihr Sommerfest in Friedrichsgabe, in Harksheide wurde acht Stunden gerockt , und in Henstedt-Ulzburg ging es bayerisch zu

Norderstedt/Henstedt-Ulzburg. "Das ist ja der reine Wahnsinn. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr das mitmacht", sagte Gottlieb Wendehals alias Werner Böhm. Der "Wahnsinn" hat ihn musikalisch unsterblich gemacht. Die Polonäse Blankenese führte diesmal allerdings nicht durch Hamburgs Nobelviertel, sondern durch den Matsch im Rantzauer Forst. Dort feierte die Freiwillige Feuerwehr Friedrichsgabe ihr Sommerfest.

Der Regen hatte den Festplatz an der Lawaetzstraße aufgeweicht. Die Besucher schunkelten in Pfützen, mussten aufpassen, dass sie auf dem glitschigen Boden nicht ausrutschten. Doch die Friedrichsgaber ignorierten die erschwerten Bedingungen einfach und strömten an die Imbiss- und Getränkestände. Wie sagte Organisator Wolfgang Berghofer: "Unsere Gäste lassen uns nicht hängen, die kommen immer."

So wie Helga Dericks, Ilse Bohr, Rosemarie Kaak, Vera Baier und Erika Fresmann. Das Damen-Quintett griff erstmal zu, als Feuerwehrmann Matthias Huhn einen roten Aufgesetzten servierte, kostenlos natürlich. Und dann kamen sie so langsam in Schwung. Erst drei, dann alle fünf schunkelten locker zu den Gassenhauern von Gottlieb Wendehals, der ziemlich genau das liefert, was die Friedrichsgaber erwarteten: Spaß am Mittag. "Ich will ein Kind von dir", rief Heike mitten in eine kurze Gesangspause. Andere wollten wissen, ob das denn überhaupt noch geht. Böhm reagierte souverän. "Natürlich klappt das noch", sagte er, drückte Heike einen Kuss auf die Wange, die ihm eine Mini-Fackel an die Bühne gebracht hatte.

Und dann löste der Künstler sein Versprechen ein: Er bat zur längsten Polonäse durch den Rantzauer Forst. Mehr als 50 Männer und Frauen legten die Hände auf die Schultern von Vordermann oder -frau und stapften minutenlang um Tische und Bänke. Ziel erreicht, Rekord geschafft. Was nicht allzu schwierig war, war es doch überhaupt die erste Polonäse im Friedrichsgaber Wald. Wendehals erklärte Norderstedt darauf hin zur "Feierhauptstadt Deutschlands".

Gute Stimmung herrschte auch bei zwei anderen Veranstaltungen, die die Menschen auf die Beine brachten: Acht Stunden Live-Musik gab es beim Rock am Markt in Harksheide. Hochkarätige Profimusiker aus Kanada, Italien, Australien, USA, Deutschland und Dänemark zeigten bei der vierten Auflage des Konzerts im Kirchenpark an der Falkenbergstraße ihr Können. Und das konnten Musikfans kostenlos genießen. Wie immer kassierten die Veranstalter, die Kirchengemeinde Harksheide und die Music-Werkstatt, die in der Nachbarschaft seit 13 Jahren den "Music Star" betreibt, auch diesmal keinen Eintritt. Viele nutzten auch diesmal die Chance, Rockmusik auf hohem Niveau zu hören, ohne dafür zu bezahlen. "Ab 20 Uhr war es rappelvoll vor der Bühne. Die Leute haben getanzt, und wir hatten viel Glück mit dem Wetter. Erst kurz vor Schluss fing es richtig an zu regnen", sagte Mitorganisator Wolfgang Sedlatschek.

Bayerische Stimmung auf der "Rathauswiesn" in Henstedt-Ulzburg genossen zahlreiche Gäste beim 9. Bayerischen Marktfest, das der Lions Club ausrichtete. Passend zum Motto hatte sich der ein oder andere in "Krachlederne" gekleidet. Bei den Damen herrschte eher norddeutsche Zurückhaltung. Dirndl waren selten zu sehen.

Dafür gab es aber Wiesnstimmung, als Bürgervorsteher Carsten Schäfer mit Lions-Präsidentin Brigitte Renk den Holzsägewettbewerb starteten. Mit einer langen Säge sollten die beiden passgenau und nur per Augenmaß eine 225 Gramm schwere Holzscheibe sägen. "Entscheidend ist der Spaß, und es war eine Pfundsgaudi", so Carsten Schäfer. Besser als das Duo machten es Tobias Schaible und Lions-Mitglied Professor Roland Greule. Der Schwabe Schaible, der in Lederhose und rot-weißkariertem Hemd wie ein echter Bayer aussah, und sein Partner zeigten, wie sicher sie mit der Säge umgehen können.

"Bei uns in Schwaben haben wir ähnliche Volksfeste, wie etwa die Cannstatter Wasn, doch so einen Sägewettbewerb habe ich noch nie dort gesehen. Das scheint wohl eher norddeutsch zu sein", sagte der 19-Jährige. Nebenan versuchten sich die Besucher an der neuen Attraktion Humpenschieben. Auf rund fünf Metern musste das Maß-Bierglas mit Gefühl in einer Holzmulde gestoßen werden, ohne dabei herunterzufallen. Oliver Müller begeisterte die Zuschauer mit immerhin 270 Punkten, die er nach fünf Versuchen erreichte. Die gesamten Einnahmen aus dem Bayerischen Marktfest fließen in zwei Projekte. "Wir unterstützen Opfer in Pakistan und wollen Kinder in einer Grundschule Henstedt-Ulzburgs musikalisch fördern", sagte Brigitte Renk. Dafür sollen Instrumente angeschafft werden und der Instrumentenunterricht in den Schulalltag integriert werden