Der Bramstedter Abenteurer Arved Fuchs ist mit einem Fernseh-Team auf dem Atlantik unterwegs

Bad Bramstedt. Die ersten Schritte nach 15 Tagen auf dem Nordatlantik führten die Männer und Frauen von Bord der Dagmar Aaen direkt unter die nächste Dusche. "Waschen können wir uns zwar auf dem Schiff", sagt Expeditionsleiter Arved Fuchs. "Aber eine schöne warme Dusche hat uns allen gefehlt." Auch danach stand ungewohnter Luxus für den Bramstedter und die Besatzung auf dem Programm: In einem Pub gönnte sich die Mannschaft einige Guinness. Die siebenköpfige Crew hat nach einer 3200 Kilometer langen Nonstop-Tour von der kanadischen Ostküste nach Europa Dingle in Irland erreicht und damit die anspruchsvollste Etappe der diesjährigen Reise bewältigt.

Das Wetter auf dem Atlantik hatte sich bis auf dichten Seenebel während der ersten fünf Tage gnädig gezeigt. Zeitweise war vom Ruder aus kaum das Vorschiff zu erkennen. "Ohne Radar möchte ich hier nicht unterwegs sein", hatte Fuchs in sein Online-Logbuch geschrieben. "Nicht nur, dass die Sicht schlecht war - es ist zugleich auch die Nässe und das bedrückende Gefühl, wie unter einer Käseglocke zu leben, was einem zu schaffen macht."

Von den berüchtigten Stürmen auf der Route blieb die Dagmar Aaen verschont. "Es war ein tolles Segeln", sagte Fuchs im Telefongespräch mit der Norderstedter Zeitung. Zumeist habe der Wind aus Südwest mit vier bis fünf Beaufort geweht. Fuchs sprach von optimalen Bedingungen. "Während der gesamten Überfahrt sind wir vom Seewetteramt Hamburg täglich beraten worden und konnten unsere Route so legen, dass wir den Wind immer optimal ausnutzen konnten." Mehrfach habe die Besatzung Wale, darunter auch einen Pottwal, gesichtet. Fuchs: "Außerdem gehörten Delfine zu unseren ständigen Begleitern."

Die Besatzung hat an Bord der Dagmar Aaen ihr eigenes Brot gebacken

Das Leben an Bord verlief nach einem Schichtsystem mit jeweils vierstündigen Wachen, die von je zwei Besatzungsmitgliedern übernommen wurden. Da auf dieser Etappe kein Koch an Bord war, übernahmen die Wachen die Zubereitung der Mahlzeiten. Die Männer und Frauen der Dagmar Aaen buken auch ihr eigenes Brot.

Nach einem Crew-Wechsel hat Fuchs seine Reise gestern fortgesetzt. Auch Fuchs' Ehefrau Brigitte Ellerbrock, die an der Atlantiküberquerung teilgenommen hatte, ging von Bord. "Sie wäre gern länger geblieben", sagt Fuchs. "Aber sie muss sich um ihr Architekturbüro kümmern."

Die Dagmar Aaen wird nördlich um Irland herum zu den Äußeren Hebriden und Orkney segeln und dabei eine Reihe einsam gelegener Inseln besuchen. In St. John's kommt ein Kamerateam des Fernsehsenders Arte an Bord. Zwei 45 Minuten lange Filme sind geplant. Material für drei weitere Beiträge hat Arte bereits während des ersten Teils der Reise entlang der kanadischen Ostküste gedreht. Fuchs war mit der Dagmar Aaen im Frühjahr dieses Jahres in den Gewässern zwischen Kanada und Grönland aufgebrochen.

Zu den Höhepunkten der diesjährigen Reise zählt Fuchs den Besuch auf Sable Island. Die Insel zählt zu den abgelegensten Orten im Atlantik und darf nur mit Sondergenehmigung der kanadischen Regierung betreten werden. 20 bis 30 Wissenschaftler und Techniker sowie 300 Wildpferde leben auf der Insel, die zumeist im Nebel liegt und bei Seefahrern berüchtigt ist. 350 Schiffe sollen in den vergangenen Jahrhunderten rund um Sable Island gesunken sein. Dabei kamen Tausende Seeleute ums Leben. Den Besuch der Insel bezeichnete Fuchs als Jugendtraum. Allerdings blieben ihm und dem Fernsehteam nur wenige Stunden auf dem sichelförmigen Eiland. Wegen Sturms und Seegangs musste die Dagmar Aaen die Gewässer schnell wieder verlassen. Der zweite Versuch des Anlandens war zuvor gescheitert.

In den Arte-Beiträgen geht es auch um die Überfischung der Meere

Ging es in den bisherigen Dokumentarfilmen über die Reisen von Fuchs zumeist um die Arktis, setzt der Bramstedter diesmal auf andere Themen. In den Arte-Beiträgen wird es um die Überfischung der Meere, die Folgen des Klimawandels und die Kultur an den Küsten der Inseln gehen. "Diesmal haben wir eine andere Gewichtung gesetzt", sagt Fuchs. "Für Müßiggang bleibt uns bei dieser Reise wenig Zeit."

Seit Frühjahr 2009 ist das Schiff unterwegs. Mitte September werden Fuchs und seine Mannschaft in Hamburg erwartet. Er freue sich, demnächst nach Bad Bramstedt zurückzukehren, sagte Fuchs. Heimweh kenne er jedoch nicht. "Das Schiff ist mein Zuhause."