Knapp 1000 Interessierte nahmen an der vorletzten Führung über das Norderstedter Gartenschaugelände teil

Norderstedt. Die Aussicht war in Schleswig schöner, erinnert sich eine Norderstedterin. "Da gab es Sichtschneisen zum Dom, hier blickt man über den See und sieht die Hochspannungsmasten." Zugegeben: Die Dame hat recht. Die Masten kann von der Landesgartenschau-Geschäftsführung niemand beseitigen. Auch die Bäume davor können in den verbleibenden 253 Tagen bis zur Eröffnung nicht so schnell hochgezogen werden, um den Durchblick zu verhindern. Aber mit dieser kritischen Anmerkung kann Kai Jörg Evers, Geschäftsführer der Landesgartenschau Norderstedt 2011 GmbH, durchaus leben. Denn das ist so ziemlich der einzige Kritikpunkt, der während der vorletzten Führung über das Landesgartenschaugelände laut wird. Ansonsten: Die fast 1000 Teilnehmerder Führung sind erstaunt, was sich auf dem Stadtparkgelände in den vergangenen Monaten so alles getan hat.

Mit so vielen Interessenten hatte niemand gerechnet

Erik Voß, als Koordinator für die Ausstellung tätig, ist ein alter Gartenschaufuchs. Die Norderstedter Schau ist bereits die siebente, die er im Laufe seines Berufslebens mitprägt. Immer erhält er Zeitverträge, aber das ist nun mal sein selbst gewähltes Berufsleben. Am Freitag ist er einer der Führer, die den Besuchern das Gelände erklären. Überrascht ist er, dass sich so viele Norderstedter schon jetzt für die Gartenschau interessieren: Am Freitagnachmittag werden die Organisatoren überrannt: Mit so vielen Interessenten hatte niemand gerechnet, die Gruppe muss aufgeteilt werden. Auf der Straße Falkenhorst kommt es sogar zu einem kleinen Verkehrschaos, der Famila-Parkplatz ist überfüllt. Ist das schon ein Vorgeschmack auf das, was die Besucher im nächsten Jahr erwartet? Sicher nicht, denn die Parkplätze sind natürlich noch nicht fertig, die Zuwegung wird dann optimal sein. Versprochen!

Am Eingang zunächst die große Ernüchterung: Das künftige KulturWerk ist eine graue Altbauruine, die Musikschule im Eingangsbereich ist bisher nur eine Baugrube, das Eingangsportal zur Landesgartenschau ist ein Stahlgerüst. Mehr ist dort nicht zu sehen.

Aber Erik Voß weist die besorgten Fragen einiger Rundgangsteilnehmer zurück: "Das wird alles rechtzeitig fertig." Sollte es allerdings noch einmal einen so strengen und langen Winter geben, könnte es eng werden. Nicht unbedingt im Eingangsbereich, sondern auf dem weiteren Gelände. Aber auch das sei kein Problem. "Die Gartenschau ist in viele einzelne Teilbereiche untergliedert. Sollte das eine oder andere Beet nicht rechtzeitig fertig werden, wird das überhaupt nicht auffallen."

Dann stellt sich das große Staunen ein: Der See mit dem langen Steg, mit den teilweise schon vorhandenen Sitzterrassen und dem Blick auf das Strandbadgelände begeistert die Besucher. Der Strand wirke jetzt noch größer als er tatsächlich sei, erklärt Erik Voß. Der vom Grundwasser gespeiste See führe nämlich im Augenblick sehr wenig Wasser. Er zeigt aus der Ferne auf den zarten grünen Schimmer hinter dem Strand. "Das wird die Liegewiese, die mit Steinplatten sauber vom Strand abgetrennt wird, damit Gras und Sand nicht immer weiter ineinander übergehen." Von den künftigen Aussichtsstegen über dem Wasser sind nur die Pfähle zu sehen.

Ob es mehrere Eingänge geben wird, will eine Besucherin wissen. Nein, sagt Erik Voß. Es werde nur den einen Haupteingang geben, weil nur dort ein Parkplatz entstehe. Dafür aber drei zusätzliche Ausgänge. Auch das erfahren die Besucher: Fahrräder und Hunde sind während der Ausstellung auf dem Gartenschaugelände nicht zugelassen.

Zwischen den Beeten sollen später auch Liegen aufgestellt werden

Blühende Landschaften sind nur im Feldpark zu sehen: Rosen, Hortensien und Lavendel leuchten in einigen Sortimentsgärten. Sie geben einen vagen Vorgeschmack auf das Kommende. Zwischen den Beeten sollen später auch Liegen aufgestellt werden. Als Erik Voß ankündigt, dass im Feldparkbereich auch Friedhofsgärtner Mustergräber anlegen, ist Gelächter zu hören. Erik Voß legt nach: "Hier werden auch Bestattungsriten anderer Kulturen zu sehen sein." Staunen und Geraune. "Zum Beispiel ein Wasserbecken mit einem Holzstoß darüber; denn so verbrennen die Hindus ihre Toten."

Es darf weiter gestaunt werden: Über das schon gut erkennbare Veranstaltungszentrum Waldbühne, über den naturbelassenen Waldpark, über die Ankündigung eines kleinen Bauernhofes mit Tiernachwuchs aus der Arche Warder und dem Storchengehege des Wildparks Eekholt.

Monika Weber, 65, aus Kaltenkirchen glaubt fest an einen Erfolg der Landesgartenschau. "Die vielen Themenbereiche und der große Einklang mit der Natur begeistern mich." Walter Klenke, 73, ehemaliger Ordnungsamtsleiter im Norderstedter Rathaus, und Ehefrau Ursula, 70, finden es richtig, dass der See so stark in die Ausstellung eingebunden wird und auch später noch genutzt werden kann. Hobbygärtnerin Frauke Harfmann, 43, aus Henstedt-Ulzburg ist überwältigt. "Sehr beeindruckend und einfach klasse." Das Konzept der Vielschichtigkeit und die späteren Nutzungsmöglichkeiten des Gartenschaugeländes findet sie gut. Petra Altmann, 43, aus Norderstedt findet es "unglaublich", dass so viel möglich gemacht wurde. "Ich freue mich, dass wir auf diese Weise ein tolles Naherholungsgebiet für Norderstedt bekommen. Später gehen wir im Norderstedter Stadtpark und nicht mehr im Hamburger Stadtpark spazieren." Gut findet sie auch die geplanten gastronomischen Einrichtungen.

Erik Voß beantwortet geduldig die Fragen der Besucher. Eine kann er nicht beantworten: Zwar weiß er, dass eine Tageskarte 15 Euro kosten wird, den Preis der Saisonkarten kennt er jedoch nicht. Kollegin Eva, die eine andere Gruppe über das Gelände geführt hat, hilft aus. "99 Euro soll die Dauerkarte kosten", ruft sie am Ausgang herüber. Aber Erik Voß kann mit einem anderen Detail aufwarten: Im Oktober soll der Vorverkauf beginnen, die erste Karte ist für Oberbürgermeister Hans-Joachim Große, die zweite für Ministerpräsident Peter Harry Carstensen reserviert.

Die letzte Führung findet am 3. September um 16 Uhr statt.