“Klassische Musik live ist das Größte, nichts sonst setzt in einem einzigen Moment so viele Glückshormone frei“, sagt Daniel Hope. Um den Menschen die Angst vor klassischen Konzerten zu nehmen, hat der Star-Geiger das Buch “Wann darf ich klatschen?“ geschrieben (Rowohlt-Verlag).

Ja, wann ich denn? In den Satzpausen? Am Anfang, zum Schluss? Oder sogar einfach mal mittendrin, wenn mich die Musik und die, die sie spielen, derart mitreißen, dass die Hände von ganz allein Radau machen?

Beim Schleswig-Holstein Musik Festival ist es mir bislang noch nicht begegnet, dass die Konzertbesucher zwischen den Satzpausen applaudieren. Bis jetzt. Bis zum Konzert mit Judith Ingolfsson und Vladimir Stoupel am Sonnabend bei Johnson & Johnson in Norderstedt.

Kaum war der erste Satz, das Prélude varié, von Szymon Laks' "Trois pièces de concert" verklungen, applaudierten einige Zuhörerinnen und Zuhörer begeistert. Zu Recht begeistert. Denn das Duo spielte fantastisch. Doch der Genuss, diese so mitreißend gespieltes Stück des polnischen Komponisten zu hören, war unterbrochen. Der Fluss der Komposition war gekappt, die Atmosphäre perdu. Auch die Ravel-Sonate wurde zerklatscht, nach jedem einzelnen Satz. Selbst wenn ein Satzteil mit "Blues" überschrieben ist, so ist es immer noch ein klassisches Stück und kein Jazz. Und was rät Daniel Hope? "Klatschen Sie am besten am Ende - dafür laut und lange."