Das Projekt “Frühe Hilfen“ unterstützt junge Familien in Problemsituationen. Die Stadt finanziert es mit jährlich 73 000 Euro für weitere fünf Jahre

Norderstedt. Wenn Eltern überfordert sind und versagen, wenn Kinder in Gefahr sind oder leiden, dann kommen Hilfen oft zu spät. "Was wir schon früh nach Geburt eines Kindes an Unterstützung für Familien versäumen, kommt in der Zukunft in Form von massiven sozialen Problemen doppelt und dreifach zurück", sagt Klaus Struckmann, Leiter des Norderstedter Jugendamtes.

In Norderstedt wurden jetzt die Weichen dafür gestellt, dass es gar nicht erst so weit kommt, dass Eltern und Kinder zu Opfern prekärer Umstände werden: Das erfolgreiche Projekt "Frühe Hilfen" der evangelischen Familienbildung Norderstedt wird von der Stadt Norderstedt fünf weitere Jahre bis 2015 unterstützt. Die Stadt bezuschusst das Projekt mit jährlich 73 000 Euro, was 23 000 Euro mehr im Jahr sind als bisher und der Koordinatorin des Projektes, der Sozialpädagogin Elisabeth Wesche, die Arbeit ab 2011 auf einer vollen Stelle ermöglicht.

Das Projekt, dessen Vertrag mit der Stadt Ende des Jahres auslief, schien bis zuletzt gefährdet. Das Land hatte es 2009 und 2010 mit 12 000 Euro jährlich unterstützt. Doch aus Kiel kam der Kürzungsbescheid: 20 Prozent 2011, 25 Prozent 2012, am Ende als nur noch knapp 7000 Euro im Jahr.

Die Stadt hatte die "Frühen Hilfen" bisher mit 50 000 Euro unterstützt und im Gegenzug die Landesmittel einbehalten. "Jetzt haben wir den Zuschuss auf 73 000 Euro erhöht und nehmen gleichzeitig weniger Landesmittel ein. Das macht die Unterstützung noch teurer für die Stadt", sagt Klaus Struckmann.

Doch im Jugendamt ist man seit dem 1. Mai 2008, als die "Frühen Hilfen" starteten, überzeugt, dass kein Euro dieser Unterstützung umsonst ausgegeben wird. Die Sozialpädagogin Elisabeth Wesche arbeitet zusammen mit zehn Honorarkräften und 16 Freiwilligen. Allein im vergangenen Jahr wurde das Team in 124 Fällen in Norderstedt aktiv. Laut Wesche waren einige Fälle darunter, die sich ohne die frühe Intervention zu drastischen Beispielen der Vernachlässigung von Kleinkindern entwickelt hätten.

Die Fälle kommen über Hebammen, Kinderärzten oder über das Jugendamt zu Wesche. Sie schickt die Eltern mit leichter lösbaren Problemlagen zu passenden Beratungs- oder Unterstützungsangeboten. Bei den schweren Fällen werden die "Frühen Hilfen" selbst aktiv, dann machen Wesche oder auch Hebammen oder Kinderärztinnen aus ihrem Team Hausbesuche und unterstützen überforderte Eltern oder alleinerziehende Mütter oder Väter über einen längeren Zeitraum. Bis eine Vernachlässigung des betroffenen Kleinkindes so unwahrscheinlich wie möglich wird.

Das Jugendamt kann eine derart umfassende Umsorgung von Eltern kaum leisten. Die Kapazitäten des Amtes sind begrenzt.

In den zwei Jahren des Bestehens des Projektes sei es gelungen, die vorhandenen Hilfsangebote bei Eltern bekannt zu machen, diese besser aufeinander abzustimmen und Doppelhilfen oder gar Hilfelöcher zu vermeiden. Struckmann: "Die Arbeit von Elisabeth Wesche und ihrem Team führte zu einer deutlichen Verbesserung der Leistungen für werdende und junge Mütter in Norderstedt sowie zur Vermeidung und Reduzierung von Hilfen durch das Jugendamt." Ein Erfolg auf ganzer Linie also. Für die beiden Leiterinnen der Evangelischen Familienbildung Norderstedt, Angelika Franz und Birgit Harpering, ist die Planungssicherheit beim Projekt "Frühe Hilfen" eine Erleichterung.

Innerhalb des umfangreichen Kursus-Angebotes der Familienbildung seinen die "Frühen Hilfen" ein ebenso wichtiges wie effektives Projekt. Einen umkomplizierten Kontakt zum Angebot des Projektes bietet wieder ab dem 25. August das Familiencafé: Zweimal in der Woche (mittwochs von 10 bis 12 und donnerstags von 16 bis 18 Uhr) kann man bei der Familienbildung im Kirchlichen Zentrum am Falkenberg mit andere Eltern von Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren bei einem Frühstücksbüfett oder Nachmittagskuchen treffen. Außerdem gibt es Tipps zur Pflege und Erziehung des Kindes von Elisabeth Wesche.

Die "Frühen Hilfen" sind unter Telefon 040/30 03 94 12, montags von 14 bis 18 Uhr und mittwochs von 9 bis 13 Uhr zu erreichen.