Das in Hamburg gegründete Familienunternehmen Chr. Bock & Sohn ist Weltmarktführer bei Verpackungsmaschinen für Speisefette.

Norderstedt. Unverpackte Speisefette sind schwer zu transportieren. Die Chr. Bock & Sohn GmbH & Co. KG jedoch profitiert genau davon. "Unserem Unternehmen geht es sehr gut - seit rund 80 Jahren", sagt Geschäftsführer Stephan Drinkuth. Er leitet den weltweiten Branchenprimus von Norderstedt aus. "Wir arbeiten", schränkt der Manager ein, " aber in einer recht überschaubaren Nische."

In Hamburg im Jahr 1933 gegründet, produziert das Familienunternehmen seit jeher Verpackungsanlagen für Margarine, Butter und andere Speisefette. Zirka 20 Verpackungsanlagen verlassen jährlich die Fertigungsstätte in Norderstedt.

Weil der deutsche Markt gesättigt ist, liegt die Exportquote des Unternehmens derzeit bei 95 Prozent. Die zirka 400 im Einsatz befindlichen Anlagen stehen in allen Regionen der Welt. "Außer in großen Teilen Afrikas", wie Verkaufsleiter Gerd Ketterer weiß. "Weil unsere Maschinen dort eingesetzt werden, wo Lebensmittel industriell hergestellt werden. HIer ist Afrika erst am Anfang des Weges und sicherlich ein interessanter Markt für die Zukunft."

Ketterer reist an 100 Tagen im Jahr um den Globus, um Kundenkontakt zu halten und Verkaufsgespräche zu führen. Zuletzt war er in Indien. Dort werden vorwiegend flüssige Fette zum Braten verkauft. Butter wird traditionell von Hand verpackt. Weil ein großer Lebensmittelkonzern aus Dubai jetzt in Indien investiert, ist nun der Weg für hygienischere Verpackungstechniken frei. Damit ergeben sich Chancen für die Norderstedter Spezialisten. "Ein spannender Markt", findet Ketterer.

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Die mit Butterpapieren bestückten Edelstahlkolosse verpacken vorrangig Fette für die Industrie. In Blöcken von einem bis zu 25 Kilogramm, oder in dünnen Tafeln zu je einem Kilogramm. Letztere haben eine Konsistenz wie Kaugummi und sind den meisten Privatverbrauchern nicht bekannt." Die Tafeln verwendet beinahe jeder Bäcker, beispielsweise um Teig für Croissants herzustellen", sagt Ketterer. Das Format hat die Firma selbst erfunden. Weil die Kunden das Speisefett in verschiedenen Formaten zur selben Zeit verpacken wollen, ohne die Maschinen umstellen zu müssen, sind Folgeaufträge für weitere Maschinen die Regel. Das bringt zusätzlichen Umsatz, denn die Anlagen von Chr. Bock & Sohn sind alles andere als schnelllebig: "Unsere Anlagen werden für gewöhnlich 25 Jahre und länger betrieben", sagt Verkaufsleiter Ketterer.

Auch deshalb produziert das Unternehmen seit dem Jahr 1998 eine weitere Produktlinie. Zusätzlich zu den Fettverpackungsanlagen gibt es seitdem auch vollautomatische Kartonierer. Sie schließen an die vorhandenen Anlagen an und verpacken die in Papier eingeschlagenen Fettstücke palettenfertig in Kartons.

Drei Auszubildende sind unter den derzeit 35 Mitarbeitern. In ihrem Ausbildungsbetrieb lernen sie neben einem außergewöhnlichen Produkt auch ein seltenes Arbeitszeitmodell kennen. "Bei uns wird nur an vier Tagen in der Woche gearbeitet, das hat sich bewährt", sagt Geschäftsführer Drinkuth. Von sieben Uhr morgens bis 17.15 Uhr dauert die tägliche Arbeitszeit in der Fertigung. "Wir sparen dadurch Energiekosten, umgehen die sprichwörtliche Freitagslethargie und für Mitarbeiter, die weiter entfernt wohnen, ist das längere Wochenende ein besonderer Anreiz", sagt Drinkuth über die Umstellung, die das Unternehmen vor acht Jahren vornahm.

Für die derzeit langen Wartezeiten von zwölf Monaten von der Bestellung einer Anlage bis zum Aufbau vor Ort, ist die kurze Arbeitswoche jedoch nicht verantwortlich. "Die Auftragsbücher sind voll, auf dem Weltmarkt wird wieder investiert", sagt Drinkuth. Wirtschaftskrisen hätten dem Unternehmen nie etwas anhaben können, weil es immer Regionen gebe, in denen Fetthersteller ihre Firmen neu ausrüsteten.

Die anspruchsvollste Kundschaft komme indes aus Deutschland. Während man beispielsweise in Russland Wert auf ein gut funktionierendes Endprodukt lege, werde hierzulande "beinahe der Konstruktionsplan vorgegeben und dann soll man für die Funktion bürgen", sagt Drinkuth. "Wir können die Kunden jedoch in den meisten Fällen von unserem Know-how überzeugen."

Nur selten hilft der Zufall, wie beispielsweise Ende der 50er-Jahre. Damals beschloss die Unternehmensleitung, die Entwicklung von Anlagen zur Befüllung von Plastikbechern mit Margarine einzustellen.

"Mein Vater glaubte, diese Verpackungsart habe keine Zukunft", sagt Stephan Drinkuth lachend. Was zuerst wie ein großer Fehler aussah, entpuppte sich als großes Glück. "Unternehmen, die in die Produktion dieser Anlagen investierten, stiegen kometenhaft auf und sind danach nun vielfach verkauft und zerschlagen worden", sagt Drinkuth augenzwinkernd.