Bei Martin Bauer werden pflanzliche Rohstoffe aus aller Welt aufbereitet. Abnehmer sind die Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie.

Lagerleiter Hans Lohse öffnet die große Stahlröhre und schiebt mehrere Paletten mit prall gefüllten Kunststoffsäcken hinein. Dann verschließt er die schwere Tür sorgfältig und sorgt an den Apparaturen dafür, dass Kohlenstoffdioxid in die Röhre strömt - eine bis 16 Stunden bleiben die Säcke in der Röhre, bevor sie wieder herausgezogen werden. Diese Prozedur geschieht im Lager an der Bahnhofstraße in Alveslohe, direkt gegenüber vom Firmengebäude der Martin Bauer GmbH & Co. KG. Sie ist notwendig, um den pflanzlichen Inhalt der Säcke von einem möglichen Insektenbefall zu befreien. Anschließend gibt es garantiert keine Schädling mehr - und das ist die Voraussetzung, um einwandfreie Rohstoffe zu produzieren, die später zum Beispiel als Teebeutel in den Supermärkten landen.

Martin Bauer ist der weltweit führende Anbieter von Rohstoffen für Kräuter- und Früchtetees. Gut 70 Prozent aller Tees, die in den deutschen Supermärkten angeboten werden, haben ihren Ursprung an der Bahnhofstraße im kleinen Alveslohe. Allerdings: Auf keinem der Teebeutel und Teepackungen erscheint der Firmenname. Dort steht zum Beispiel, Milford, Messmer oder Lipton. Martin Bauer liefert den pflanzlichen Grundstoff für die Tees. Um das so exakt hinzubekommen, wie die Teeproduzenten es wünschen und die Kunden es lieben, ist viel Geduld, Erfahrung und Fingerspitzengefühl nötig. Die 68 Mitarbeiter im Alvesloher Martin-Bauer-Werk haben diese Erfahrungen: Viele von ihnen arbeiten schon seit Jahrzehnten bei diesem Arbeitgeber. Aber nicht nur die Teeproduzenten gehören zu den Abnehmern, auch die Lebensmittel- und phytopharmazeutische Industrie lässt sich von Alveslohe aus mit pflanzlichem Pulver und pflanzlichen Rohstoffen beliefern.

Wer das Gebäude zum erstenmal betritt, wird gefangen genommen vom Duft, der hier aus jeder Mauerritze zu strömen scheint. Ein undefinierbarer Geruch aus vielen Kräutern setzt sich im Riechzentrum fest und bleibt dort lange haften. Und das ist kein Zufall: Ein Gemisch aus Kräutern, die irgendwo auf der Welt wild wachsen oder gezielt und kontrolliert angebaut werden, landet in Alveslohe. Auf der ganzen Welt ist ein Heer von Sammlern unterwegs oder sind Landwirte aktiv, um die Martin Bauer GmbH & Co. KG zu beliefern. 150 pflanzliche Rohstoffe aus fünf Kontinenten werden in Alveslohe zu Pulver verarbeitet oder klein geschnitten und gemischt. Das reicht von der Angelikawurzel bis zum Zitterwurzelstock. Ein weit gespanntes Netz von Menschen sorgt weltweit dafür, dass diese Stoffe angeliefert werden. Einkaufsleiter Uwe Meyer ist an 100 Tagen im Jahr unterwegs, um Kontakt zu Sammlern und Landwirten zu halten, um Probleme zu beseitigen und Lieferengpässe auszugleichen, um politische Unsicherheiten oder Naturkatastrophen in den Herkunftsländern abzufedern. Denn pflanzlicher Rohstoff muss stets in ausreichender Menge vorhanden sein - wenn aus dem einen Land nicht geliefert werden kann, muss Ersatz aus anderen Ländern beschafft werden. Erfahrung ist alles: Das Wissen vieler Sammler von Wildkräutern wird von Generation zu Generation weiter gereicht.

Im Lager liegt stets ein Jahresbedarf an Rohstoffe in Säcken. Aus diesen Rohstoffen werden Muster genommen und zunächst visuell begutachtet. Dann werden Proben im bayerischen Firmenlabor analysiert - erst wenn das Okay kommt, setzt in Alveslohe die eigentliche Arbeit ein. Je nach Verwendungszweck werden die Pflanzenprodukte geschnitten, gemahlen und gemischt, wobei die einzelnen Mitarbeiter ihre ganze Erfahrung in die Waagschale werfen, um die richtigen Mischungsverhältnisse hinzubekommen, weil die Ernteergebnisse von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfallen.

+++ Das Unternehmen wurde 1930 in Bayern gegründet +++

Produktionsmeister Frank Leyk ist zum Beispiel ein Mann mit Erfahrung: Seit 26 Jahren ist er im Betrieb - er weiß genau, wie gemischt werden muss, um ein Endprodukt zu erhalten, das stets gleichbleibend ist. Er bedient Vorschneidemaschinen, Mühlen und Mischmaschinen. Das fertige Produkt wird wieder im Labor untersucht, bevor es an die Kunden ausgeliefert wird.

Apotheker Nils Grünewald hat als Leiter der Qualitätssicherung einen Schlüsseljob im Unternehmen. Er muss dafür garantieren, dass die Ware einwandfrei ist und alle Hygienerichtlinien eingehalten werden. Die Standards sind hoch. Kein Körnchen Staub darf zum Beispiel bei der Produktion von pharmazeutischen Rohstoffen herumfliegen, die Druckluft wird sechsmal gefiltert, bevor sie an die Maschinen gelangt, Hygienekleidung ist absolute Vorschrift. Apotheker Grünewald ist von Juli an auch für das Lager und die Produktion verantwortlich. Er entscheidet, ob die Ware in Ordnung ist.

Margitta Neumann, ausgebildete Chemikerin, kümmert sich um die Produktionsorganisation und die Planung. Sie sucht aus der Vielzahl der angelieferten Waren die richtigen heraus, damit am Ende des Produktionsprozesses das perfekte Ergebnis herauskommt. Oliver Scheller schließlich ist für den Verkauf der pflanzlichen Rohstoffe zuständig. Verkaufsschwerpunkt ist Europa und Amerika.

Wenn alles geklappt hat, landen die Rohstoffe im Fertigwarenlager, wo Lagermitarbeiter Gerhard Fehrs über etwa 3000 Tonnen Ware wacht. "Wir produzieren so, dass die Ware zügig an die Kunden ausgeliefert werden kann", sagt Verkaufsleiter Oliver Scheller.

Am kommenden Montag stellen wir Ihnen die Firma D. F. Liedelt und ihre Mitarbeiter in Norderstedt vor.