Ein 62 Jahre alter Oldesloer gesteht, die Leiche seines Sohnes in Sülfeld zerstückelt zu haben. Ob er ihn auch getötet hat, ist unklar.

Sülfeld. Die Straßen in Sülfeld sind leer, nur wenige Dorfbewohner gehen vor die Tür. Im Supermarkt und in der Apotheke tauschen sie flüsternd Neuigkeiten aus, versuchen, das Geschehene zu verstehen. Zwei Tage, nachdem die zerstückelte Leiche eines 27 Jahre alten Sülfelders in der Jauche-Grube hinter dem Bauernhaus seiner Eltern am Ortsrand gefunden wurde, steht die 3300-Einwohner Gemeinde noch immer unter Schock.

Noch ist völlig unklar, wie der 27-Jährige zu Tode gekommen ist. Sein Vater, der am Mittwoch unter dringendem Tatverdacht festgenommen wurde, hat nach Polizeiangaben zwar gestanden, die Leiche zerstückelt zu haben. Doch ob er seinen Sohn auch getötet hat, darüber schweigen Polizei und Staatsanwaltschaft.

+++ Familientragödie auf Bauernhof in Sülfeld +++

+++ Haftbefehl: Vater soll Sohn zerstückelt haben +++

Der 62 Jahre alte Schweinebauer hat zugegeben, die Arme und Beine von dem leblosen Körper abgetrennt zu haben und die Leichenteile anschließend in der Jauche-Grube auf dem Hof an der Elmenhorster Chaussee versenkt zu haben. Die Polizei nahm den Frührentner, der früher als Elektriker in einer Ahrensburger Druckerei arbeitete und nebenher eine Schweinezucht betrieb, auf dem Gelände des Heinrich-Sengelmann-Krankenhauses in Bargfeld-Stegen fest. Nach Abendblatt-Informationen wollte er sich selbst in die psychiatrische Klinik einweisen.

Die Schweinezucht, die die Familie seit mehreren Generationen auf dem Sülfelder Hof betreibt, löste der 62-Jährige erst vor sechs Wochen auf. "Es wurde ihm zu viel", sagt eine Nachbarin. Fast täglich jedoch sei der Frührentner, der eigentlich im Oldesloer Stadtteil Rethwischfeld lebt, immer noch in Sülfeld gewesen.

Jetzt hat die Polizei das Gelände um das Bauernhaus und die angrenzende Scheune mit rot-weißem Band abgesperrt, Beamte der Spurensicherung untersuchen derzeit das Wohnhaus, in dem der Vater möglicherweise seinen Sohn getötet hat.

Zuletzt gesehen wurde das Opfer am Sonnabend auf einem Dorffest

Der Hof hinter der Scheune liegt verlassen da, eine zerschlissene schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne ist gehisst. Mehrere alte Autos stehen auf dem Gelände. An ihnen soll der Vater häufig gemeinsam mit seinem Sohn "gebastelt" haben. Der groß gewachsene Mann mit der Brille und den lockigen Haaren sei "nett" und "ruhig", erinnern sich ehemalige Klassenkameraden. "Er hat versucht, die Familie zusammenzuhalten", sagt eine Nachbarin.

Jetzt jedoch gab der 62-Jährige zu, seinen eigenen Sohn zerstückelt zu haben. Wie es zu der grausigen Tat kommen konnte, ist derzeit noch offen. Zuletzt gesehen wurde das Opfer auf einem Dorffest am vergangenen Sonnabend. Auf dem Gelände hinter der Sülfelder Feuerwehr, der auch der mögliche Täter angehört, feierte die Gemeinde. Dabei soll viel Alkohol geflossen sein. "Es gab heftigen Streit zwischen Vater und Sohn", berichtet ein Augenzeuge. Was der Grund für die Auseinandersetzung war, wisse er jedoch nicht. "Das war nicht weiter ungewöhnlich, es gab ständig Streit und Handgreiflichkeiten in der Familie", sagen auch andere Dorfbewohner.

Seit dem Dorffest war der 27-Jährige verschwunden. Erst am Dienstag suchte seine ein Jahr ältere Schwester, die in dem Bauernhaus der Eltern lebt, nach ihrem Bruder und machte die grausame Entdeckung.

Die Geschwister sollen ein gutes Verhältnis zueinander gehabt haben. Der 27-Jährige, der bei seinen Eltern im Oldesloer Stadtteil Rethwischfeld gemeldet war, übernachtete oft in Sülfeld. Für Bauern reparierte er Landmaschinen oder mähte den Rasen, einen festen Job hatte er zuletzt nicht.

Auch Freunde habe der 27-Jährige im Ort kaum gehabt. "Sowohl Vater als auch Sohn lebten sehr zurückgezogen", sagt ein Nachbar. Im Dorf habe man beide nur selten gesehen.

Eines jedoch fiel den Einwohnern der kleinen Gemeinde am Rand des Kreises Stormarn auf: Das Opfer soll Sympathisant der rechtsradikalen Gruppe "Club 88" gewesen sein. Er trug beim Dorffest am Wochenende eine Jacke mit dem Emblem. Der "Club 88" in Neumünster-Gadeland gilt als Treffpunkt für Neonazis, er wurde im Jahr 2000 von dem damaligen NPD-Landesvorsitzenden in Schleswig-Holstein, Peter Borchert, sogar als "national befreite Zone" bezeichnet.

"Gewaltbereit" ist eines der Worte, die häufig fallen, wenn die Sülfelder über das Opfer sprechen. Auch bei dem Dorffest sei der 27-Jährige aufgefallen. "Wir fühlten uns bedroht", sagen Einwohner, die noch gemeinsam mit dem späteren Opfer feierten.

Artete der Streit zwischen Vater und Sohn noch am selben Abend aus? Um den Hergang der Tat zu rekonstruieren, ermittelt die Staatsanwaltschaft in Kiel. Gewissheit soll die Rechtsmedizin in Lübeck geben, die derzeit die Leiche des Opfers untersucht. Erst wenn die Todesursache feststeht, soll laut der Staatsanwaltschaft entschieden werden, ob gegen den 62 Jahre alten Tatverdächtigen Haftbefehl erlassen wird.