Nach dem Unfall in Nützen, bei dem eine 21-Jährige von einem Zug erfasst wurde, läuft die Diskussion über die Sicherheit von Bahnübergängen.

Kreis Segeberg. Nach dem tödlichen Unfall auf dem Bahnübergang in Nützen am Dienstag reagieren die Gemeinde Nützen und die AKN Eisenbahn Ag. "Der unbeschrankte Bahnübergang soll in Zukunft mit einer Halbschranke gesichert werden", sagte die Sprecherin der AKN, Monika Busch. Klaus Brakel, Bürgermeister von Nützen, und der Vorstand der AKN hätten sich darauf geeinigt. Jetzt soll die Finanzierung des Umbaus mit dem Land Schleswig-Holstein abgestimmt werden.

+++ Tod auf den Gleisen durch fehlende Schranken +++

Am Dienstag hatte die Autofahrerin Kathleen H. ,21, aus Kaltenkirchen auf dem Übergang in Nützen den Zug der AKN übersehen (wir berichteten). Sie war ungebremst auf die Gleise gefahren, ihr Auto wurde vom Zug erfasst und mitgeschleift. Die junge Frau verstarb noch am Unfallort. Es ist der zweite tödliche Unfall an der Stelle: Bereits 1997 starb eine 27-jährige Frau nach einem Zusammenstoß mit der AKN.

"Wir stehen in gutem Kontakt mit der Gemeinde und wollen den Bau nun gemeinsam initiieren", sagt Busch. Am Donnerstag habe die AKN schon eine Grobkalkulation für das Projekt gemacht. Der Umbau des Bahnübergangs werde ohne größere Eingriffe in die Straße möglich sein. "Die Kosten liegen deswegen bei etwa 50.000 Euro", sagt Busch. Falls das Bauvorhaben die Hürden in den Gremien von Politik und Verwaltung ohne Probleme nimmt, könne der Bahnübergang in einem Jahr beschrankt sein. Bleibt die Frage, was mit den übrigen 14 unbeschrankten Bahnübergängen der AKN geschieht. Im Kreis Segeberg, auf der Linie A1, liegen mit dem Übergang Wüsten sieben unbeschrankte Übergänge. Drei davon in und um Bad Bramstedt (Husdahl, Roddenmoorweg, Gayen), zwei in Wiemersdorf (Großenasper Weg, Feldweg) und einer in Boostedt (Feldweg). Alle zwei Jahre werden sie von der Straßenverkehrsbehörde auf technische Ausstattung und Mängel geprüft, in Nützen zuletzt am 1. Juni 2011. Es gab keine Beanstandungen. "Derzeit sind keine weiteren Umbauten von unbeschrankten Bahnübergängen geplant. Seit 1995 verzeichnen wir auf diesen Übergängen nur acht Unfälle, zwei davon tödlich - beide in Nützen", sagt Busch.

Auf der Strecke der Nordbahn, die zwischen Bad Oldesloe und Neumünster im Kreis Segeberg verkehrt, wurden schon etliche Unfall-Schwerpunkte entschärft. Etwa der ehemals unbeschrankte Übergang in Klein Gladebrügge und der Übergang Bahrenhof zwischen Dreggers und Bühnsdorf. "Aber die haben zwischen 500.000 und 700.000 Euro gekostet. Da mussten wir an die Straßenführung ran", sagt Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Insgesamt seien 375 von 950 Übergängen im Schienennetz der Deutschen Bahn in Schleswig-Holstein unbeschrankt. Die Kosten für Schranken an allen Übergängen wären immens. "Und es wäre jedes Mal eine Gemeinschaftsaufgabe zwischen Bahn, Land und Kommune, um sie zu schultern", sagt Meyer-Lovis. Insgesamt sinke die Zahl der Bahnübergänge in Deutschland von fast 29.000 im Jahr 1994 auf 19 500 in 2011. Tunnel und Brücken würden sie ersetzen. "Aber alle Umbauten können den Faktor Unachtsamkeit beim Autofahrer nicht ausschließen", sagt Meyer-Lovis.

"80 Prozent der Autofahrer fühlen sich an unbeschrankten Bahnübergängen unsicher. Hinzu kommt, dass jeder Dritte nicht weiß, welche Regelung sich hinter dem Andreas-Kreuz verbirgt", sagt Ulf Evert vom ADAC Schleswig-Holstein. Deswegen fordere der Automobilklub generell Schranken auf Übergängen. "Doch die Finanzierung ist kaum zu wuppen. Und 95 Prozent aller tödlichen Unfälle gehen auf die Unachtsamkeit der Autofahrer zurück. Der sicherste Bahnübergang ist also der, den es nicht mehr gibt", sagt Evert.