Beim Projekt “Jung und Alt“ wurde nach einem vorsichtigen Kennenlernen wieder mit viel Spaß im Altenheim gebastelt, gebacken und gekocht.

Norderstedt. Es begann mit einem vorsichtigen Kennenlernen. Dann wurde gebastelt, gebacken, gekocht und im Garten gearbeitet. Als das Projekt "Jung und Alt gemeinsam durch die Jahreszeit" nun anlässlich der Sommerferien zu Ende ging, war unverkennbar, dass die Viertklässler der Grundschule Niendorfer Straße sowie die Bewohner des Garstedter Altenpflegeheims Scheel längst vielmehr Freunde als Fremde sind.

Seit nunmehr elf Jahren existiert die Kooperation der beiden Einrichtungen, die nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt liegen. Regelmäßig verbringen Senioren und Kinder hier Zeit miteinander. Das Zwanghafte im Umgang der Generationen sollen beide Seiten ablegen und ein Bewusstsein für den Alltag des Gegenübers entwickeln. In einer Gesellschaft, die statistisch gesehen älter wird, sind Respekt und Verständnis zwischen 80-Jährigen und Zehnjährigen, zwischen Rentnern und Teenagern, ungemein wichtige Grundlagen des Zusammenlebens.

Beginnend mit dem 11. November 2011, also fast über das komplette Schuljahr, gehörte die neueste Auflage des Projektes zum Lehrplan der Schüler (Klasse 4b) und war eingebunden in den Heimat- und Sach-Unterricht. Zunächst inspizierten sie damals die Pflegeeinrichtung im Rahmen eines Rundgangs und bekamen erklärt, wie die Senioren leben und betreut werden.

In den darauf folgenden Monaten haben sie vieles gelernt. "Ich sehe, dass die Kinder hier eine hohe Sozialkompetenz zeigen", sagt Lehrerin Simone Detsch. "Wir haben die Aktion auch inhaltlich in den Unterricht übertragen. Zum Beispiel mit dem Thema gesunde Ernährung oder über den Kontakt zur Natur."

Zu Ostern und Weihnachten wurde etwa gebastelt, in anderen Unterrichtseinheiten so manche Speise zubereitet und im Mai dieses Jahres das Hochbeet am Pflegeheim gemeinsam neu bepflanzt. Zuvor gab es eine Einführung in die Kräuter- und Pflanzenkunde, wobei die Bewohner natürlich einiges an Erfahrung an den Nachwuchs weitergeben konnten. Dazu bastelten die Kinder Schilder mit den Namen der jeweiligen Pflanzen.

Zum Abschluss stand für die 17 Schüler und elf Senioren noch einmal Kochen auf dem Stundenplan. In zwei Woks wurde - klassisch asiatisch - das beliebte Gericht "Hähnchen süß-sauer" zubereitet. Und dies in Handarbeit, denn Ananas, Paprika, Porree, Zwiebeln, Knoblauch und Sojasprossen wurden zunächst sorgfältig klein geschnitten. Schnell fanden sich gemischte Gruppen, die sich bestens ergänzten. So beispielsweise Rita Bandahl, 83, und die Schüler Luca Bründer, 10, und Frederick Goebel, 9. "Das ist zu süß, wie sich die Kinder hier einbringen. Wir haben hier viel Spaß gehabt. Und Lachen ist bei uns sehr wichtig", sagte Rita Bandahl. Sie fühlte sich erinnert an ihre eigene Jugend. "Ich habe auch schon als Zehnjährige täglich gekocht."

Auch Luca gefiel die Abwechslung. "Das ist auf jeden Fall etwas anderes als Schule. Kochen bringt uns Spaß, das mache ich auch zu Hause. Und beim Schnibbeln haben wir uns untereinander auch viel unterhalten."

Als das Essen serviert wurde, saßen Alt und Jung einträchtig an den Tischen - und dies nicht getrennt. Peter Böttcher, der als Psychologe im Pflegeheim das Projekt begleitet, ist glücklich über die entstandene Gemeinschaft. "Es ist ein Prozess gewesen. Zu Beginn waren beide Seiten noch verhalten und mussten sich kennenlernen. Heute erzählen sie sich viel. Die Kinder nehmen auch die Bewohner mal beim Spazierengehen an die Hand oder schieben sie im Rollstuhl. Das ist alles sehr vertraut." Dies sei insbesondere ein sehr positiver Aspekt, weil viele der Mädchen und Jungen selbst keine Großeltern mehr hätten und im Schulalltag natürlich meist unter sich seien.

Berührungsängste gibt es also nicht mehr. Dies werden die Kinder auf ihrem weiteren Lebensweg mitnehmen. Nach den Ferien werden sie auf weiterführende Schulen gehen. "Auch wenn das Projekt nun pausiert, sollen im Herbst wieder neue Viertklässler die Tradition fortführen", sagt Peter Böttcher.