Nach Norderstedt soll nun auch Henstedt-Ulzburg ein ausgedehntes Reitwegenetz erhalten. Die Gemeinde will so den Reit-Tourismus ankurbeln.

Henstedt-Ulzburg. 514 Pferde gibt es in Henstedt-Ulzburg - aber Reitwege sind kaum vorhanden. Das soll sich ändern: Die Gemeinde möchte zur Steigerung ihrer Attraktivität als Wohn- und Erholungsgemeinde und zur Weiterentwicklung des Reit- und Fahrtourismus ein Reitwegenetz im Verbund mit zum Reiten und Gespannfahren zulässigen und geeigneten Straßen und Wegen ausweisen. Dabei sollen die vorhandenen Reitbetriebe miteinander und mit zum Reiten attraktiven Gebieten in den Umlandgemeinden vernetzt werden. Das anvisierte Reitwegenetz soll zu einem Rundwegenetz werden, das sich von Norderstedt über Henstedt-Ulzburg nach Kisdorf, Hüttblek, Sievershütten, Kayhude und Tangstedt erstreckt.

44 Kilometer Reitwege gibt es in Norderstedt

Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Umgebung ist eine Hochburg für Pferdesportler oder -liebhaber. Norderstedt bekam schon 2002 das Gütesiegel "Pferdefreundliche Gemeinde". Hier stehen 3000 Pferde in den Ställen, das Reitwegenetz ist recht attraktiv: Rund 44 Kilometer stehen den Reitern zur Verfügung.

Für Henstedt-Ulzburg liegen detaillierte Zahlen vor: Die Zahl der Pferdesportler beläuft sich auf 970. Im Reit- und Fahrverein Kisdorf, Henstedt-Ulzburg und Umgebung sind 475 Pferdesportler organisiert. Die wirtschaftliche Bedeutung des Pferdesports in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg liegt bei mindestens 1,2 Millionen Euro Bruttoumsatz im Jahr. Diese Zahlen hat Deike Timmermann vom Pferdesportverband Schleswig-Holstein und Geschäftsführerin des Büros für Landschaftsentwicklung in Kiel errechnet.

Henstedt-Ulzburg hat keine öffentlich ausgewiesenen Reitwege

Im Gegensatz zu Norderstedt gibt es in Henstedt-Ulzburg allerdings keine öffentlich ausgewiesenen Reitwege. Das hätte sich längst ändern können: Die "AktivRegion Alsterland" hatte es sich zum Ziel gesetzt, rechtzeitig zur Landesgartenschau einen attraktiven Reitwanderrundweg zu bauen - geworden ist daraus bisher jedoch nichts. Auch ein Jahr nach der Gartenschau in Norderstedt ist das Projekt noch nicht aus dem Planungsstadium herausgekommen. Verfolgt werden die Pläne allerdings immer noch.

Weil die Gemeinde Henstedt-Ulzburg zur Steigerung ihrer Attraktivität als Wohn- und Erholungsort und zur Weiterentwicklung des Reit- und Fahrtourismus ein Reitwegenetz ausbauen möchte, wurde die Verwaltung vom Umwelt- und Planungsausschuss beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Reitställen in Henstedt-Ulzburg ein Reitwegekonzept in Auftrag zu geben. Nach dem vorliegenden Konzept, ausgearbeitet vom Büro für Landschaftsentwicklung, müssen rund 320 000 Euro ausgegeben werden, um Wege für Reiter zu schaffen, die sie nutzen können, ohne mit Spaziergängern, Radfahrern oder Fahrzeugen ins Gehege zu kommen.

Das Planungsbüro schlägt das Anlegen von fünf Rundrouten vor: Götzberg-Endern mit dem Ausgangspunkt Parkplatz an der Götzberger Straße (15 Kilometer), die Route Oberalsterniederung mit Start und Endpunkt Reiterhof Reiherstieg (18,8 Kilometer), die Route Henstedt-Ulzburg mit Start und Ziel Gewerbegebiet Ulzburg (33,7 Kilometer) und als längere Strecke die Route südwestliches Alsterland, die sich vom Gewerbegebiet über Kaltenkirchen, Winsen, Wakendorf, Tangstedt, Meeschensee und Westerwohld erstreckt (56,4 Kilometer).

320 000 Euro für den Bau von Reitwegen - so viel ist der Gemeinde ein Reitwegenetz quer durch und um die Gemeinde herum in Vernetzung mit anderen Reitwegen wert: Das Reitwegekonzept wurde von den Mitgliedern des Umwelt- und Planungsausschusses einstimmig angenommen.

Mit einer kurzfristigen Realisierung ist jedoch nicht zu rechnen. Ausschussvorsitzender Horst Ostwald, SPD, rechnet mit einer Realisierungsphase von fünf bis sechs Jahren: "Es werden nicht alle Wegerouten auf einmal gebaut, sie werden eher nacheinander abgehandelt."

Es gibt Zuschüsse aus einem Fonds der Europäischen Union

Denn zu den Baukosten, in denen der Grunderwerb sowie die Kosten für Hinweisschilder und Informationstafeln enthalten sind, kommen noch die Unterhaltskosten eines solchen Wegenetzes. Für die 123,9 Kilometer Reitwege müsste die Gemeinde jährlich etwa 14 000 Euro zahlen, um alles in Ordnung zu halten. Deike Timmermann stellte den Gemeindepolitikern aber Hoffnungen auf Zuschüsse aus dem "Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums" in Aussicht, um die schnelle Umsetzung des Konzeptes schmackhaft zu machen. 55 Prozent der Nettokosten könnten aus diesem Topf gezahlt werden.