Bis 2015 will die Stadt Norderstedt weit über 300 neue Plätze in Betreuungseinrichtungen für die kleinsten Bürger schaffen.

Norderstedt. Wer in Norderstedt für sein Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz in einer Krippengruppe oder bei einer Tagesmutter hat, der kann sich glücklich schätzen. Viele Eltern suchen händeringend einen Platz für ihren Nachwuchs. Die Situation wird sich bis 2015 noch verschärfen.

Die Stadt Norderstedt steuert dagegen. Bis 2015 will sie zusätzliche 164 neue Krippenplätze für die Ein- bis Dreijährigen schaffen, weitere 25 sollen nach 2015 noch dazukommen. Im Elementarbereich der Kindertagesstätten sollen für die Betreuung der Kinder 160 neue Plätze entstehen, weitere 70 sollen ab 2015 geschaffen werden.

Momentan arbeiten die Stadt und die Träger der Kinderbetreuung an der Erfüllung der bis 2013 gesetzlich vorgeschriebenen Versorgungsquote im Krippenbereich von mindestens 35 Prozent. 200 Krippen- und 108 Elementarplätze sind entstanden oder im Werden. Bis 2013 werden für prognostizierte 1787 Kinder im Alter bis drei Jahren in Norderstedt genau 629 Krippenplätze zur Verfügung stehen (35,1 Prozent), für die 2138 Kinder im Elementarbereich 1881 Plätze (88 Prozent).

Dieser Status quo wird für kommende Bedarfe und Rechtsansprüche nicht ausreichen. Deswegen die Ausbauplanung bis 2015 und darüber hinaus. Anette Reinders, Dezernentin für Kinder, Schule, Jugend, Soziales und Sport in der Stadtverwaltung, nennt die Pläne eine "optimistische Zielplanung". Reinders: "Das sind sehr ehrgeizige Ausbaupläne. Aber wer sich solche Ziele nicht steckt, der kann sie auch nicht erreichen." Die Probleme beim Ausbau seien neben den hohen Kosten der große Fachkräftemangel beim Betreuungspersonal. Den Trägern der Kitas fällt es zunehmend schwer, eine fachlich hochwertige Betreuung anzubieten. "Das führt dazu, dass die Träger nicht mehr so laut nach dem Ausbau ihrer Einrichtungen schreien. Aber ohne die Träger können wir unsere Ziele nicht erreichen", sagt Reinders. Ungeklärt sei auch, ob nach 2013 weiter Bundes- und Landesmittel für den Kita-Ausbau bereit stünden.

Reinders führt derzeit das Gespräch mit der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt und der städtischen Liegenschaft. Beim Neubau von Siedlungen, etwa im Garstedter Dreieck, müsse die Entstehung von Kindertagesstätten Teil der Planung werden. Die Liegenschaft soll prüfen, ob leer stehende Immobilien nicht in Betreuungseinrichtungen umgewandelt werden können. So geschehen in der ehemaligen Post in Glashütte, wo 2010 die Kita Ministerne eingerichtet wurde.

Verstärkt sollen auch die großen Norderstedter Arbeitgeber aufgefordert werden, sich bei der Betreuung des Nachwuchses ihrer Mitarbeiter zu engagieren. "Bei der Ansiedlung von Tesa war die gemeinsame Schaffung einer Kita Bestandteil der Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Unternehmen", sagt Reinders. Auch mit VW an der Oststraße denke man über die Schaffung einer Betriebs-Kita nach. Bei anderen großen Unternehmen sei es bisher bei Gesprächen geblieben. "Im zunehmenden Fachkräftemangel wird die Frage nach Betreuungsplätzen für Firmen immer wichtiger. Sie dürfen sich bei der Schaffung von Plätzen aber nicht nur auf die Kommunen verlassen", sagt Reinders.

Räumliche Kapazitäten für die Schaffung von neuen Krippen- und Elementargruppen entstehen in Norderstedt durch die flächendeckende Einführung der Offenen Ganztags-Grundschule bis 2020. 191 Hortplätze werden abgebaut, mit den Trägern will die Stadt verhandeln, wie mit den frei werdenden Kapazitäten umgegangen wird.

In der Vorlage an den Jugendhilfeausschuss heißt es aber auch, dass es trotz des geplanten Ausbaus der Betreuung weiterhin zu Engpässen kommen wird. Schon heute würden zwölf Kinder unter drei Jahren in Hamburger Einrichtungen betreut, die Kosten von der Stadt Norderstedt getragen. Im Elementarbereich seien 38 Kinder in Hamburg untergebracht.

In der Norderstedter Politik stoßen die Pläne der Stadt auf grundsätzliche Zustimmung. "Die angesetzten Zahlen für neue Plätze sind eine gute Entscheidung", sagt Sybille Hahn (SPD), stellvertretende Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Mit Vorbehalt, wie Hahn sagt. Denn die Entwicklung der Kinder-Zahl in Norderstedt basiere auf Prognosen der Wobau-Gesellschaft. "Ob wir 2020 tatsächlich 80 000 Norderstedter mit so vielen Kindern sind, oder eher eine Fluchtstadt für gut situierte Hamburger, das ist die Frage", sagt Hahn. Gleichwohl müsse erheblicher Aufwand in der Betreuung betrieben werden, um junge Familien nach Norderstedt zu locken. "Ich würde mir die Umwandlung der Ganztagsgrundschulen schleuniger wünschen, damit das Raum-Potenzial dort früher frei wird", sagt Hahn. Schöne Millionenbauten für Kitas mit 20 Betreuungsplätzen, wie die SPD sie zum Beispiel in Norderstedt-Mitte mit beschlossen habe, dürfe es nicht mehr geben. "Stattdessen müssen wir kreativer bei der Umwandlung von Leerständen werden", sagt Hahn.

Die Kita-Ausbauplanung ist am Donnerstag, 26. April, von 18.15 Uhr an Thema im Jugendhilfeausschuss im Sitzungsraum 2 des Rathauses.