Neue Eigentumswohnungen sind in Norderstedt um 36,9 Prozent teurer als im Vorjahr.

Norderstedt. Die Immobilienpreise klettern weiter, die Nachfrage steigt, oft fehlen den Maklern schon ausreichend Angebote. "Da toben regelrechte Preiskämpfe", sagt Monika Böhnert von Engel & Völkers. So hätten sich zwei Interessenten für eine Wohnung in einem Hochhaus am Herold-Center gegenseitig überboten. Und das, ohne die Wohnung überhaupt besichtigt zu haben. 155 000 Euro wollte der Besitzer für die 75 Quadratmeter große Eigentumswohnung haben. Vor gut einem Jahr habe eine fast identische Wohnung noch 126 000 Euro gekostet.

Wo U-Bahn, Bus und Geschäfte in der Nähe sind, übersteigt die Nachfrage die Angebote. "Die Preise explodieren förmlich", sagt Monika Böhnert. So müssten Käufer für eine neue Eigentumswohnung an der Ochsenzoller Straße schon mal 3000 Euro und mehr pro Quadratmeter ausgeben. "Die Flucht in Betonwerte hält an, was die Preise treibt", sagt Alexander Weißbach, Leiter für Norddeutschland beim Immobiliendienstleister Planet Home AG. Die Immobilienpreise in Norderstedt erreichen durchaus Hamburger Niveau. Gerade bei Hamburgern sei Norderstedt beliebt, bleiben sie doch dicht dran an der Metropole und behalten die Hamburger Telefon-Vorwahl. Wer im beliebten Stadtteil Norderstedt-Mitte ein Einfamilienhaus mit 800 bis 1000 Quadratmeter Grundstück kaufen wolle, brauche, je nach Zustand, 300 000 bis 400 000 Euro.

Ein- und Zweifamilienhäuser kosten im Schnitt 1920 Euro pro Quadratmeter

Was die Makler beobachten, deckt sich mit den Erkenntnissen der aktuellen Immobilien-Markt Studie, die die LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg zusammen mit dem Hamburger Forschungsinstitut F + B herausgegeben hat. Während die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen in Hamburg im vorigen Jahr durchschnittlich um 13,5 bzw. 13,1 Prozent gestiegen sind, bleibt der Preisanstieg im Umland moderater. Ein- und Zweifamilienhäuser kosten im Schnitt 4,2 Prozent mehr, Eigentumswohnungen 6,3 Prozent.

In Norderstedt müssen Interessierte 4,7 Prozent mehr für Häuser ausgeben. Aktuell kostet der Quadratmeter laut LBS-Studie 1920 Euro, vor einem Jahr waren es noch 1833 Euro - eine Summe, die sich, verglichen mit den Angeboten im Hamburger Nobel-Stadtteil Harvestehude, bescheiden ausnimmt: In der Top-Lage liegt der Quadratmeterpreis für ein Haus bei 7230 Euro.

Dass die Preise für gebrauchte Häuser in Norderstedt relativ moderat steigen, liegt am Baualter: Viele Immobilien sind in die Jahre gekommen und müssen saniert und modernisiert werden "Diese Kosten sind bei den Angebotspreisen meist schon eingerechnet", sagt Peter Magel, Vorstandsvorsitzender der LBS. Nach wie vor seien Immobilien als sichere Geldanlage gefragt. Noch immer niedrige Bauzinsen und die Wohn-Riester-Förderung als Altersvorsorge befeuerten die Nachfrage.

Doch auch Norderstedt belegt einen Spitzenplatz: Die Preise für neue Eigentumswohnungen sind im Hamburger Umland nirgendwo so explodiert wie in Norderstedt. 2530 Euro kostet der Quadratmeter im Schnitt, 36,9 Prozent mehr als im Januar 2011. "Gerade kleine Eigentumswohnungen werden uns als Anlageobjekte förmlich aus der Hand gerissen", sagt Olaf Korf von Hagemann-Immobilien in Norderstedt. Wie in Hamburg, so fehlten auch in Norderstedt geeignete Wohnungen für ältere Hausbesitzer, hat Maklerin Böhnert festgestellt: "Viele Senioren würden ausziehen, wenn es attraktive Alternativen gäbe."

Wie ihre Kollegen hält sie eine Durchschnittsangabe, wie sie die LBS-Studie für Norderstedt macht, für nicht angemessen. Die Stadt sei ein Immobilien-Mikrokosmos. Die Preise schwankten stark und seien abhängig von der Lage, schon auf der anderen Straßenseite könne das Preisniveau höher oder niedriger sein. Beliebt sind nach Auskunft der Norderstedter Makler urbane Bereiche mit direkter Verkehrsanbindung und guten Einkaufsmöglichkeiten wie das Quartier rund ums Herold-Center oder Norderstedt-Mitte. Junge Familien bevorzugten auch die Gegend um den Grünen Weg in Glashütte. Der Bereich um den Glashütter Markt zähle ebenso zu den Problemlagen wie der Bereich Bahnhofstraße/Glockenheide in Friedrichsgabe. "Durch die Gartenschau hat Harksheide stark an Attraktivität gewonnen", sagt Monika Böhnert.