Makler registrieren 20 Prozent mehr Nachfrage. Wegen weltweiter Schuldenkrise setzen Anleger auf Sicherheit - und finden diese in Immobilien.

Kreis Segeberg. Die weltweite Schuldenkrise verunsichert Anleger. Sie suchen nach sicheren Alternativen. Eine davon ist Gold, wie der steigende Preis für das Edelmetall zeigt. Doch auch eine Anlageform, die alle Hochs und Tiefs auf den Finanzmärkten fast unbeschadet überlebt hat, erlebt einen Boom: die Immobilie. Das Interesse an Häusern und Eigentumswohnungen wächst. Das bekommen auch die Makler im Kreis Segeberg zu spüren. Die kräftig steigende Nachfrage treibt die Preise nach oben, das Angebot an verfügbaren Objekten schrumpft kontinuierlich.

"Seitdem die Problematik um Griechenland bekannt wurde, können wir uns kaum noch retten vor Anfragen", sagt der Norderstedter Immobilien-Makler Stefan Sordyl. Er hat schon eine Warteliste für die Interessenten eingerichtet. "Seit sechs bis sieben Monaten erhöhen sich unsere Verkaufspreise kontinuierlich", sagt Thorsten Kaiser vom Maklerunternehmen Engel & Völkers in Norderstedt. Normalerweise habe er als Makler immer einen Verhandlungs-Spielraum von etwa zehn Prozent gehabt. Ein solcher Nachlass sei nun nicht mehr drin, viele Interessenten seien bereit, den vollen Kaufpreis zu zahlen.

Nicht nur die Verunsicherung an den Finanzmärkten habe die Nachfrage nach Immobilien als vermeintlich sicherer Geldanlage verstärkt. Viele wollten Häuser und Wohnungen noch kaufen, bevor die Grunderwerbssteuer in Schleswig-Holstein ab Januar 2012 von 3,5 auf fünf Prozent angehoben wird. Weiterer Preistreiber seien die günstigen Kreditzinsen.

Die Nachfrage nach Wohnobjekten in und um Norderstedt sei um 20 Prozent gestiegen, sagt der Norderstedter Makler Stefan Hagemann. 90 Prozent davon betreffen Mietwohnungen. Vor allem Reihenhäuser seien äußerst begehrt: Auf ein zentrales und trotzdem ruhig gelegenes Reihenhaus kämen derzeit 50 Bewerber. Normalerweise seien es etwa 20.

"Erst kürzlich hat ein Investor ein Objekt mit 16 Einheiten gekauft, um sie dann weiter zu vermieten", sagt Maklerin Sabine Zschunke. Das habe es bei ihr vorher noch nie gegeben. Sie profitiert als Maklerin besonders davon, diese Objekte nach einem Verkauf auch noch zu verwalten, "weil viele Eigentümer dazu keine Lust und Zeit haben". Ihr Immobilien-Bereich reicht von Henstedt-Ulzburg bis Kaltenkirchen. Begehrt sind hier Eigentumswohnungen, die zwischen 60 000 und 80 000 Euro kosten. Und: Es scheint zunehmend beliebter z sein, diese Summen in bar auf den Tisch zu legen. "Da Banken zunehmend vorsichtiger geworden sind, hohe Kredite zu vergeben, geben viele Leute ihr angespartes Vermögen dafür aus", sagt Zschunke.

Immer häufiger investierten Immobilien-Käufer im Kreis Segeberg hohe Summen. "Mit Summen von mehr als einer Million Euro haben wir vorher kaum gehandelt. Jetzt ist das gang und gäbe", sagt Bernhard Müller vom Norderstedter Immobilien-Büro Albert Eisele. In Norderstedt mit seinen rund 75 000 Einwohnern komme hinzu: Alle Immobilien, die relativ zentral liegen, seien absolute Verkaufsschlager.

Die Geschäftsführerin von Engel & Völkers in Norderstedt, Monika Böhnert, rechnet beispielsweise für ein sogenanntes Liebhaber-Objekt an der Kirchenstraße, das zum Verkauf steht, mit einem enormen Andrang an Interessenten. Dank der guten Lage des 100 Quadratmeter großen, top gepflegten und liebevoll gestalteten Hauses seien Käufer derzeit bereit, viel Geld dafür auszugeben. Ohnehin seien Garstedt und Norderstedt-Mitte gefragte Wohnlagen. "Objekte, bei denen eine U-Bahn-Station in der Nähe ist, sind restlos ausverkauft", sagt Stefan Sordyl. Auf ein für 2012 geplantes Wohnprojekt in U-Bahn-Nähe kämen derzeit mindestens zehn Anfragen. Eine Eigentumswohnung am Stadtrand koste durchschnittlich 70 000 Euro, in zentraler Lage aber mehr als das Doppelte.

Während die Preise für gebrauchte Immobilien kräftig steigen, sinken die Grundstückspreise (siehe Info-Kasten). Besonders stark zeigt sich diese die Differenz an der geplanten Trasse für die Autobahn 20. Solange die Verbindung geplant wird oder im Bau ist, sind die Kosten pro Quadratmeter auf einem niedrigen Niveau - das Interesse ist wegen des befürchteten Lärms gering. Ist die Autobahn jedoch fertig, werden die Preise nach Auffassung der Segeberger Kreisverwaltung wieder steigen. Grund: Die haben dann eine gute Verkehrsanbindung in Richtung Lübeck, Elbe und über die A 7 Richtung Süden.

Wer sich zum Thema Eigenheim im Kreis Segeberg näher informieren möchte, kann sich auf der Immobilienmesse Norderstedt beraten lassen: Die Hamburger Sparkasse bietet am 3. und 4. September, Sonnabend und Sonntag, jeweils von 11 bis 17 Uhr in der Aula des Coppernicus-Gymnasiums an der Coppernicusstraße 1 in Norderstedt Tipps von Profis aus der Branche.