Abschied nach über 20 Jahren: Der 54-Jährige gibt seinen Posten des Gemeindewehrführers ab. Sein Nachfolger ist der 32-jährige Niels-Ole Jaap.

Norderstedt. Nicht nur für die Gäste war es ein bewegender Abend. Auch die Norderstedter Feuerwehrleute werden den vergangenen Freitag sicher lange in Erinnerung behalten: Mit den angesetzten Wahlen zum Gemeindewehrführer und dessen Vertreter hieß es auch Abschied nehmen. Denn mit Joachim Seyferth, 54, der über 20 Jahre als Gemeindewehrführer in Norderstedt aktiv war, geht eine Institution zurück in die Garstedter Ortswehr.

Seyferth, der in Personalunion zugleich Leiter des gesamten Amtes 37 war, legte nach monatelanger Vorbereitung sein Amt nieder. Zu stark waren die Einflüsse aus den unterschiedlichen Lagern. Denn als Gemeindewehrführer und Amtsleiter war er nicht nur für die vier freiwilligen Wehren zuzüglich der Jugendfeuerwehr zuständig. Auch die jüngst aufgestockten Kräfte aus den Reihen der hauptamtlichen Feuerwehrleute und der Rettungsleitstelle gehörten zu seinem Aufgabengebiet. "Mir ging es immer um die Feuerwehr Norderstedt, nie um etwas Persönliches", sagte Seyferth.

Während der Sitzung wurde Niels-Ole Jaap (32, Glashütte) vom Gemeindewehrführer-Vertreter zum Chef gewählt. Erwartungsgemäß wurde auch Matthias Huhn (Friedrichsgabe) zum neuen Vertreter gewählt.

+++ Berner bleibt Feuerwehrchef +++

Doch das starke Signal, um das Joachim Seyferth während der Jahreshauptversammlungen der Ortswehren gebeten hatte, blieb aus. Denn von den 289 Aktiven und stimmberechtigten Mitgliedern der vier Feuerwehren waren nur 167 anwesend. Damit waren nur gut 20 Kameraden über der Grenze der Nicht-Beschlussfähigkeit anwesend.

"Es haben sich einige abgemeldet, da sie krank sind oder arbeiten müssen", sagte Niels-Ole Jaap nach der Sitzung. Dennoch: 123 Kameraden stimmten für Matthias Huhn, zuvor bereits 150 für Niels-Ole Jaap - Gegenkandidaten gab es nicht.

Seyferth steht weiterhin hauptberuflich dem Amt 37 vor. Der Familienvater will nun mehr Zeit zu Hause und auch beim Reisen verbringen. Insgesamt konnte Seyferth über 781 Einsätze im vergangenen Jahr berichten. Dies bedeutet einen Anstieg von 52 Einsätzen im Vergleich zu 2010. 359 Brandeinsätze standen 399 Technischen Hilfeleistungen gegenüber. 25-mal wurden die Wehren im vorbeugenden Brandschutz aktiv. Die hauptamtlichen Mitarbeiter rückten indes zu 77 Brand- und 158 Hilfeleistungen aus. Seyferth betonte auch, dass die Versorgung von Rettungswagen im Stadtgebiet verbessert wurde und die Feuerwehr hier keine Unterstützung mehr leisten musste. "Oft werden aber piepende Kühlschränke und Wecker als Rauchmelder verwechselt, was zu einer Alarmierung führt." Daher rückten die Wehren auch zu 174 Fehlalarmen aus. Mit ihren 355 aktiven Feuerwehrleuten, von denen fast elf Prozent (39 Kameradinnen) weiblich sind, habe sich die Anzahl der Kräfte zwar um vier im Vergleich zum Vorjahr reduziert, doch seien die Wehren weiterhin sehr gut aufgestellt. Als Dank für die geleistete Arbeit in der Jugendfeuerwehr erhielt Stefan Kruse die Leistungsspange der Deutschen Jugendfeuerwehr in Bronze, eigentlich ein Jahr später als geplant: "Er war einfach 2011 nicht da", sagte Joachim Seyferth, der dann auch überrascht wurde: Als Anerkennung für seine Verdienste verlieh ihm Kreisbrandmeister Hans-Jürgen Berner das Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold. Dazu gab es eine bewegende Ansprache vom Ortswehrführer Jürgen Klingenberg (Friedrichsgabe) und ein Geschenk des gesamten Vorstands. Da Seyferth nun häufiger mit dem Fahrrad zum Dienst kommen möchte, erhielt er von den Kameraden ein speziell angefertigtes Rad, das natürlich feuerwehrrot lackiert ist. Das Dreirad sorgte für große Erheiterung trotz des Abschiedsschmerzes.