Ur-Rinder sollen im Naturraum Siebenstücken grasen. Landwirte bekunden Interesse an Betreuuung der Tiere. Vereingründung geplant.

Henstedt-Ulzburg. Der Auerochse am Autobahnzubringer: Dieses Projekt, im vergangenen Jahr von Bürgermeister Torsten Thormählen und Landschaftsarchitektin Petra Hafemeister, Leiterin der Grünplan- und Umweltabteilung im Rathaus Henstedt-Ulzburg, ins Leben gerufen, steht vor der Verwirklichung. Wahrscheinlich werden schon Anfang 2013 auf der 30 Hektar großen Wiese nördlich des Zubringers Rinder grasen, die wesentliche Eigenschaften des Ur-Rinds aufweisen. Der Umwelt- und Planungsausschuss hat dem Projekt zugestimmt.

Als der Bürgermeister die Idee der Öffentlichkeit vorstellte, schlug ihm noch Skepsis entgegen. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass dieser Plan im Naturraum Siebenstücken durchaus verwirklicht werden kann. Denn während einer Informationsveranstaltung für die ortsansässigen Landwirte gab es viel Zustimmung für das Projekt.

Unterstützung gibt es vom Verein Bunde Wischen in Schleswig, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen zu verbessern. Die Vereinsphilosophie stimmt mit den Vorstellungen der Auerochsen-Befürworter in Henstedt-Ulzburg überein. Zu einer echten Kooperation mit dem Bunde Wischen kommt es nicht, weil den Vereinsmitgliedern die Entfernung nach Henstedt-Ulzburg zu groß ist und die von ihnen gestellten Bedingungen mit den hiesigen Anliegen nicht im Einklang stehen.

Die Auerochsen sollen das ganze Jahr über auf der Weide bleiben

Stattdessen wollen die Landwirte einen eigenen Verein gründen und sich vom Bunde Wischen beraten lassen. In den nächsten Wochen wird es eine Veranstaltung geben, um weitere Landwirte, sonstige Interessenten und Firmen als Sponsoren in das Projekt einzubinden. Schon jetzt gibt es Zusagen von Landwirten, die Interesse an der Betreuung der Rinder geäußert haben. Die Vereinsmitglieder müssten zum Beispiel dafür sorgen, dass die Rinder in schneereichen Wintern ständig etwas zu fressen bekommen. Denn sie bleiben ganzjährig auf der Weide.

Der Naturraum Siebenstücken nördlich des Autobahnzubringers wird die naturnahe Ausgleichsfläche für die Bebauungspläne 126 und 127 im gegenüberliegenden Gewerbegebiet. Dabei sollen die Auerochsen helfen, Lebensraum für einen Vogel zu schaffen: Der Kiebitz, ein Wiesenvogel und Bodenbrüter aus der Familie der Regenpfeifer, lebt derzeit südlich des Autobahnzubringers im künftigen Gewerbebereich. Die Rinder sollen das Gras kurz halten und so ideale Brutbedingungen für den Kiebitz schaffen. Die Bauarbeiten am Regenrückhaltebecken und die Landschaftsbauarbeiten sollen in diesem Jahr erfolgen. Das umfangreiche Regenrückhaltesystem erhält verschiedene Becken, Nachläufe und Weiher. 733 000 Euro investiert die Gemeinde in die naturnahe Gestaltung der 30-Hektar-Fläche Siebenstücken.

Die Brüder Heinz und Lutz Heck haben vor 80 Jahren angefangen, den ausgestorbenen Auerochsen für die Tierparks in München und Berlin zurückzuzüchten. Mit Erfolg: Heute grasen auf den Weiden Europas etwa 3000 dieser Heckrinder.