Dirk Timm überwältigte einen Dieb mit einem Kuhfuß. Jetzt muss sich der Reithof-Betreiber wegen versuchten Totschlags verantworten.

Norderstedt. Dirk Timm, 35, Reithof-Betreiber aus Norderstedt, ist einer, der sich so schnell nichts gefallen lässt. Schon gar nicht, wenn es um seine Unversehrtheit und sein Eigentum geht. Der große und kräftige Landwirt überraschte in der Nacht auf Mittwoch einen 45 Jahre alten Einbrecher in seinem Stall. Und schlug ihn mit einem Kuhfuß nieder. Der Einbrecher liegt jetzt mit einer tiefen Kopfplatzwunde und einer Gehirnschwellung im Krankenhaus. Und gegen Dirk Timm läuft ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags.

Denn Timms Vorgehen in der Mittwochnacht wirft die Frage auf, ob er mit der Notwehr nicht zu weit gegangen ist.

Dirk Timm sagt, dass es der achte Einbruch in drei Monaten gewesen sei. "Die wollen immer an das Münzfach in den Getränke- und Süßigkeiten-Automaten. Da sind insgesamt schon mal so um die 300 Euro drin", sagt Timm. Sechsmal habe die Alarmanlage die Einbrecher vertrieben, zweimal hätten sie Erfolg gehabt. Als gegen 1.20 Uhr in der Nacht auf den Mittwoch die Alarmanlage wieder losgeht, tippt Dirk Timm zunächst auf die Katzen als Auslöser. "Im Stall mache ich das Licht an, da höre ich plötzlich, wie einer laut ,Scheiße!' flucht", sagt Timm. Der Einbrecher versucht, durch die Sattelkammer zu entkommen, Timm geht ihm nach. "Da sprühte er Pfefferspray auf mich. Es brannte in den Augen und ich musste husten", sagt der Landwirt. Trotzdem verfolgt Timm den Mann durch die Reithalle. Draußen auf dem Parkplatz kommt es dann zur Schlägerei. Timm: "Ich packte ihn an der Schulter, riss ihn herum, da schlug er mir mit seinem Kuhfuß ins Gesicht." Timm platzt die Haut auf der Stirn auf. Er schafft es aber, dem Mann den Kuhfuß abzunehmen. Schließlich, auf einer nahen Koppel, stellt er den Einbrecher. "Ich packte mit beiden Händen den Kuhfuß und zog durch, auf seinen Kopf. Dann war Ruhe", sagt Timm. Benommen nimmt Timm den Einbrecher mit und alarmiert die Polizei. O-Ton: "Ich habe einen Einbrecher gestellt. Er steht verpackt vor meinem Stall!"

Beide Männer müssen ins Krankenhaus. Nachdem seine Platzwunde geklebt ist, geht es für Dirk Timm zum zweieinhalbstündigen Verhör auf die Wache. Polizeisprecher Bernd Tegebauer: "Die Frage ist, ob das Notwehr war, ob Herr Timms Leib und Leben in Gefahr war." Die Polizei rate in solchen Situationen immer zur Zurückhaltung. Die Polizei alarmieren und aus einer sicheren Position heraus die Entwicklung beobachten. "Das ist nicht mein Ding", sagt Dirk Timm. Er hätte den Einbrecher zwar gewaltsam festhalten dürfen, klärte ihn die Polizei auf. "Aber verletzen hätte ich ihn nicht dürfen", sagt Timm.

Am Morgen nach der folgenschweren Nacht steht Timm äußerlich unbeeindruckt in seiner Reithalle. Seit 1997 betreibt er den Reithof, den er aus dem ehemaligen elterlichen Bauernhof gemacht hat. Mehr als 70 Pferde stehen in den Boxen. Die ständigen Einbrüche haben ihn mehr als verärgert. "Immer nachts hoch, weil die Alarmanlage losgeht. Und dann sind wieder die Schlösser kaputt und die Münzspeicher geleert. Ich wollte einfach mal einen dabei erwischen. Bis die Polizei kommt, sind die doch immer wieder weg", sagt Timm.

Einem Verfahren gegen ihn wegen des versuchten Totschlags blickt er gelassen entgegen. "Ich habe mich schon gut informiert, was mir im schlimmsten Fall passieren könnte", sagt Timm. Falls er wegen des versuchten Totschlags verurteilt würde, drohe ihm nach seinen Recherchen höchstens eine Bewährungsstrafe. "Selbst, wenn der Einbrecher im Krankenhaus noch stirbt, gibt es nicht mehr. Ich bin ja nicht vorbestraft", sagt Timm. Ihm war es wichtig, seinen Hof zu verteidigen und ein Zeichen zu setzen gegenüber allen Einbrechern da draußen. Dirk Timm: "Wenn ich dafür am Ende vorbestraft bin - was soll's. Ich bin selbstständiger Landwirt mit einem eigenen Betrieb. Da spielt das doch eh keine Rolle, ob ich vorbestraft bin oder nicht."