Seit September gibt es in Artlenburg wöchentlich einen Einbruch. Um dem vorzubeugen startet die Polizei jetzt eine Präventionskampagne.

Artlenburg/Lüneburg. Der Flecken Artlenburg zählt rund 1700 Einwohner. Fällt irgendwo ein Ziegel vom Dach oder wird gar eingebrochen, dann ist kurze Zeit später die gesamte Nachbarschaft informiert. Mittlerweile allerdings sind Einbrüche im Ort an der Tagesordnung. Im Wartezimmer der Hausärztin wird von neun Hauseinbrüchen in den vergangenen Wochen gesprochen. Warum nicht den ortsansässigen Sicherheitsdienst engagieren?, fragen sich einige Artlenburger.

+++ Drei Einbrüche in Vereinsheime +++

Mit Sorge verfolgt auch die Polizei die Entwicklung im westlichen und nördlichen Landkreisgebiet. Angrenzend zu den Landkreisen Harburg, Heidekreis und dem Land Schleswig-Holstein kam es wiederholt zu Einbrüchen in Wohnhäuser. Dabei waren die Täter insbesondere auch am Tage aktiv und brachen während der Abwesenheit der Bewohner in deren Eigenheime ein.

"Seit September zählen wir wöchentlich einen Hauseinbruch. Das beunruhigt die Bevölkerung", sagt Artlenburgs Bürgermeister Rolf Twisten. "Sorgen macht mir, dass diese Taten - verübt am helllichten Tage - niemandem auffallen", so Twisten. Er appelliert an die Einwohner des Fleckens: "Haltet die Augen auf, guckt ein bisschen mehr als üblich, spielt ein wenig Detektiv und fotografiert falls nötig auch mal eine verdächtige Person mit dem Handy."

Mit seinen Ratschlägen findet Twisten bei der Polizei Lüneburg Verbündete. Denn auch die Beamten verfolgen mit Sorge die Entwicklung im westlichen und nördlichen Landkreisgebiet. "Vermehrt betroffen von Hauseinbrüchen sind Amelinghausen, Gelleren, Artlenburg und Hohnstorf", sagt Polizeisprecher Kai Richter. Überall waren die Täter insbesondere auch am Tage aktiv und brachen während der Abwesenheit der Bewohner in deren Eigenheime ein.

Den Eindruck der Bevölkerung hinsichtlich der zunehmenden Straftaten, manifestieren Zahlen der Polizei Lüneburg. "Wir registrieren einen leichten Anstieg bei den Haus- und Wohnungseinbrüchen", sagt Richter. Im Jahr 2010 mussten die Ermittler in insgesamt 298 Einbruchsfällen ermitteln. Im Jahr zuvor waren es 272 Taten. In diesem Jahr wurden bis Oktober 255 Einbrüche im Landkreis gezählt.

Die täglichen Polizei-Meldungen geben einen Überblick, wie die Brüche generell ablaufen. Da heißt es: Schmuck im Wert von einigen hundert Euro erbeuteten Unbekannte im Verlauf des Vormittags bei einem Einbruch in ein Wohnhaus in der Deichstraße in Artlenburg - In einem Wohnhaus im Hufenweg in Artlenburg erbeuteten Unbekannte Schmuck, Münzen sowie einen LCD-Fernseher - In einem Einfamilienhaus in der Blumenstraße in Artlenburg öffneten Täter gewaltsam die Terrassentür, durchwühlten die Räume und erbeuteten zwei Laptops sowie Schmuck.

Neben der Einbruchsprävention setzt die Polizei auf die Mithilfe der Bevölkerung. Ab sofort wird in verschiedenen Bereichen und Geschäften, insbesondere in den Ortschaften im Landkreis Lüneburg, mit Plakaten, Abreißzetteln und Flyern auf die Problematik aufmerksam gemacht.

"Gerade in der dunklen Jahreszeit kommt es vermehrt zu Einbrüchen. Deshalb möchten wir die Bürger sensibilisieren und um ihre Mithilfe bitten", so der Pressesprecher. Die Polizei setzt neben einer verstärkten Präsenz ebenso darauf, dass Bürger ihre entsprechenden Beobachtungen zu fremden Personen (auch Kinder und Jugendliche), fremden Fahrzeugen oder anderen auffälligen Begebenheiten in ihrer Umgebung der Polizei mitteilen.

Konkret bedeutet das: "Notieren Sie Kennzeichen, Fahrzeugtyp und -farbe von fremden Fahrzeugen in Ihrer Umgebung. Prägen Sie sich das Aussehen von unbekannten Personen in Ihrer Umgebung ein. Achten Sie auch auf Vorkommnisse bei Ihren Nachbarn. Teilen Sie ihre Beobachtung umgehend der Polizei mit, in Notfällen und dringenden Verdachtsfällen wählen Sie 110", so Richter. Darüber hinaus werde verstärkt Streife gefahren, auch in Zivilfahrzeugen.

Was am Ende die Einwohner des Landkreises ein wenig beruhigen dürfte, ist die hohe Aufklärungsquote der Lüneburger bei den Haus- und Wohnungseinbrüchen. Die lag in den vergangenen Jahren bei knapp unter 30 Prozent.

Noch erfolgreicher, nämlich mit einer Aufklärungsquote von 32 Prozent, arbeiten die Kollegen im Landkreis Harburg; mit 282 Einbrüchen in 2010 ist er für Einbrecher noch beliebter als der Landkreis Lüneburg. "Die hohe Quote kommt durch viel Personal zustand, aber auch durch viele kleine Tipps von Bürgern, die enorm wichtig sind", so Michael Düker, Sprecher der Polizei im Landkreis Harburg.