Kommunalpolitiker wollen die “Marke“ schnell in Deutschland schützen, bevor die US-Firma darauf aufmerksam wird

Henstedt-Ulzburg. Zufall oder kein Zufall? Geklaut oder nicht? Diese Frage interessiert die Kommunalpolitiker offenbar nicht so sehr. Das künftige Gemeindelogo soll so sein wie es ist - da gibt es keinen Kompromiss. Das von der Kieler Lemon-Design in Zusammenarbeit mit Gemeindepolitikern entworfene HU-Logo wird beim Patentamt angemeldet - und zwar in Windeseile, damit nicht noch irgendwer - speziell die US-Firma, die das Logo ebenfalls verwendet - dazwischen funken kann. Diesen Beschluss fasst der Hauptausschuss zwar überraschend, aber einstimmig.

Ob die Lachnummer jetzt weitergeht, liegt nicht so sehr in der Hand der Kommunalpolitiker oder des Kieler Designbüros. Die Gemeindepolitiker haben immerhin einen Weg geebnet, der nach beiden Seiten offen ist. Entweder es gibt keine Klage aus den USA oder es gibt eine. Sollte es eine geben, dann wird aus der Lachnummer bitterer Ernst. Warnende Stimmen gibt es genug: "Es besteht die Gefahr, dass die US-Firma etwas los tritt, dass der Gemeinde dann richtig viel Geld kostet", sagte während der Sitzung der hinzugezogene Werbefachmann Norbert Lindhof aus Henstedt-Ulzburg und fügte deutlich und drastisch hinzu: "Dann kostet es ein Schweinegeld, dieses Logo durchzubringen."

Bisher gibt es ein Budget von rund 17 000 Euro für das neue Gemeinde-Logo, das künftig alle offiziellen Schreiben und Broschüren der Gemeinde zieren soll. Farblich abgestuft sollen die einzelnen Bereiche der Verwaltung gekennzeichnet sein. Der Hintergrund: Lemon-Design und die Mitglieder einer Arbeitsgruppe hatten sich auf ein neues Gemeinde-Logo geeinigt, das es -wie sich hinterher herausstellte - bereits gibt. In den USA verwendet der Textilvertrieb "Human Element" exakt dieses Logo. Bis auf wenige Nuancen im Abstand, die für Laien nicht erkennbar sind, gleichen sich die Logos wie ein Ei dem anderen. Und zwar war das US-Logo bereits früher auf dem Markt.

Deutlich wurde während der Sitzung des Hauptausschusses, dass verschiedene Logos in die engere Wahl gezogen worden waren, aber das HU-Logo mit dem roten Punkt unter dem stilisierten "H" war kein gemeinsames Produkt des Ausschusses. Es wurde von Lemon-Design präsentiert. Die Politiker fanden es gut und nickten ab. "Ist es ein gutes Logo - oder haben wir mit Zitronen gehandelt"? Diese Frage stellte die Ausschussvorsitzende Karin Honerlah zu Beginn der Sitzung.

Allen ist klar, und wer es bisher nicht wusste, erfuhr es während der Sitzung von den Lemon-Design-Geschäftsführern: Eine Garantie auf Eigenständigkeit gibt es bei Milliarden von kursierenden Logos nicht. Ein eingeschalteter Patentanwalt konnte bisher keine Registrierung des US-Logos erkennen. Aber auch das bedeutet noch nichts: Um alle Möglichkeiten einer Registrierung zu ergründen, müsste weltweit wochenlang recherchiert werden. "Vorrecherchen" seien bisher erfolgt. Und eine "vorläufige Unbedenklichkeitsbestätigung" sei vorhanden. Eine durchaus nahe liegende Idee wurde auch erwähnt - allerdings nur am Rande. "Eventuell kann der Patentanwalt mit der Firma in den USA Kontakt aufnehmen", deutete einer der beiden Lemon-Design-Geschäftsführer an.

CDU-Kommunalpolitiker Dietmar Kahle fasst die Meinung der Ausschussmitglieder kurz zusammen: "Wir müssen das Logo schnell in Deutschland schützen, bevor die Firma aus den USA darauf aufmerksam wird." So soll es nun geschehen.