Schriftsteller und Drehbuchautor Jan Schröter präsentiert seinen heiteren Roman “Mogelpackung“. Jetzt hofft er auf eine Verfilmung.

Bad Bramstedt. Das Milieu nennt Jan Schröter "kleinstädtisch universell", doch wer sich ein bisschen in der Region auskennt, erkennt das Vorbild für Bornstedt wieder. Auf dem Marktplatz steht ein Roland, daneben das Schloss. Das Gymnasium liegt auf einem kleinen Hügel, an der Peripherie dominieren die Schwarzbunten das Geschehen. Der Holsteiner weiß es genau: Bornstedt, der Schauplatz von Schröders Roman "Mogelpackung", steht für Bad Bramstedt, die Heimat des Autors. Eine liebenswerte Kurstadt im Holsteinischen, in der die Jugend nur eines will - weg. So wie Fredo, die Hauptfigur des Buches.

Nach Drehbüchern für das "Großstadtrevier" und das "Traumschiff" sowie zwei Krimis legt Schröter seinen ersten Roman vor. Der Bramstedter hat die Nischenverlage verlassen, die "Mogelpackung" erscheint im großen Knaur-Verlag. Ein halbes Jahr hat geschrieben, gerungen, Sätze geschliffen und ist sich beim Griff in die Zutatenkiste für eine gelungene Lektüre treu geblieben. Seine Markenzeichen bleiben virtuose Komik, Sympathie mit dem Chaos und Charaktere, denen kein gradliniges Leben vergönnt ist, die sich durchschlagen, nerven und dennoch mit ihren Improvisationskünsten Herzen erobern.

+++ Hier wird "gemogelt" +++

+++ Die Steinigungstradition lebt +++

Schröters eigener, kurvenreicher Lebensweg hat offenbar auf seine Figuren abgefärbt. Schon als Kind war es sein Traum, Romane zu schreiben. Dann hat er Sonderpädagogik studiert, wurde Buchhändler, schrieb Reiseführer und wenn es schlecht lief auch Horoskope. Dann kamen Drehbücher und Krimis hinzu. Jetzt ist Schröter 53 Jahre und jetzt erst hat seinen ersten Roman veröffentlicht. "Jetzt bin ich dort angekommen, wo ich hinwollte", sagt Schröter. Ob er von der "Mogelpackung" leben kann, weiß er allerdings immer noch nicht und schreibt nebenbei Drehbücher.

"Die liebenswerten Loser machen am meisten Spaß", sagt der Autor. In seinen Krimis kämpften sich ein Rikscha-Fahrer und ein Buchhändler durchs Leben. Und Fredo hat es in der "Mogelpackung" auch nicht gerade leicht. Im Job hat er die Kündigung kassiert und die Freundin mit dem Chef im Bett erwischt. In dieser Krise kommt dem 34-Jährigen das Angebot seines Bruders gerade recht: Fredo soll für ein Vierteljahr als Haus- und Kinderhüter in die Bresche springen, da Markus beruflich ins Ausland reist. Eine Luxusvilla inklusive Weinkeller und Limousine - genau die richtige Wellnessoase für einen Mann in der Sinnkrise, findet Fredo. Allerdings stecken die beiden Teenies Tim und Karla mitten in der Pubertät, und Oma Gesche rutscht zunehmend in die Demenz ab. Nach 15 Jahren kehrt Fredo nach Bornstedt zurück, das Chaos entwickelt sich langsam, aber unaufhaltsam.

Keine Sorge - allzu ernsthaft geht die Geschichte natürlich nicht weiter

"Fredo kämpft sich durch mit Methoden, mit denen er schon durch sein ganzes Leben geschlichen ist", sagt Schröter über seine Hauptfigur. Doch Bornstedt verändert ihn. Fredo wird langsam erwachsen, übernimmt Verantwortung und entdeckt den Spaß an einer Familie. Aber keine Sorge - allzu ernsthaft geht die Geschichte natürlich nicht weiter. "Es geht nicht um eine klassische Familie", schränkt Schröter ein und grinst. "Eher wie die Ducks in Entenhausen." Damit wäre auch geklärt, dass Schröter sich Roland, Schloss und Ambiente in Bad Bramstedt ausgeliehen hat, die Charaktere jedoch nicht. "Die Geschichte ist im großen und ganzen erfunden", sagt er. Aber eben nur im Großen und Ganzen.

Schröter hat darauf geachtet, szenisch zu schreiben und die Zahl der Personen in überschaubaren Grenzen zu halten, um beste Voraussetzungen für eine Verfilmung des heiteren Stoffs zu schaffen. Daher habe er auch auf ausufernde Action verzichtet, die einen Film drastisch verteuern würde. Katastrophen bleiben Bornstedt und Bad Bramstedt somit erspart. "Ich lege die Stadt nicht Schutt und Asche", verspricht der Autor und sagt sogar ein Happyend voraus.

"Mogelpackung" ist als Taschenbuch bei Knaur erschienen und hat 304 Seiten. Das Buch kostet 8,99 Euro.