Kürzungen der Arbeitsagentur machen der VHS Kaltenkirchen zu schaffen. Jetzt wird eine neue Strategie für die Einrichtung entwickelt.

Kaltenkirchen. Gemeinhin hat ein konjunktureller Aufschwung, verbunden mit sinkenden Arbeitslosenzahlen, positive Effekte auf Kommunen, Länder und den Bund. Doch bei der Volkshochschule Kaltenkirchen hat die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage zu gravierenden Umsatzeinbußen geführt. Die VHS hatte stark auf die von der Bundesagentur für Arbeit geförderten Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte gesetzt.

Wie sich aber im Nachhinein herausgestellt hat, beinhaltete die Strategie nicht die Möglichkeit einer Verschlechterung der Situation auf diesem Markt. Denn wie Elisabeth Jacobs, seit 2010 Geschäftsführerin in Nachfolge von Rainer Nordmann, nun erklärte, musste die als gemeinnützige GmbH aufgestellte Bildungseinrichtung diverse schmerzhafte Konsolidierungsmaßnahmen einleiten, die noch nicht abgeschlossen sind. Nur so konnte die Gefahr einer Insolvenz gebannt werden.

Die Volkshochschule musste 19 Mitarbeiter entlassen

"Wir mussten auf Kürzungen der Bundesagentur für Arbeit reagieren. Diese vielfältigen Beschäftigungs- und Bildungsprojekte sind im Auftragsvolumen bis 2009 enorm gewachsen. Und für viele Jahre waren sie ein erfolgreicher Geschäftsbereich, deren Erlöse in die gemeinnützige Volkshochschularbeit geflossen sind. Doch dieser Bereich wird auch in 2012/2013 weiter zurückgehen. Dies ist auch verbunden mit dem Wettbewerb im ausschreibungspflichtigen Maßnahmegeschäft", so Jacobs.

Der Umsatz ist seit 2008 stark rückläufig und sank von vier Millionen auf zwei Millionen Euro. Die VHS musste insgesamt 19 Mitarbeiter entlassen - allein neun waren von der Schließung der Sozialwerkstatt betroffen. Sie hatten ein Projekt mit 90 Langzeitarbeitslosen betreut.

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"Wenn der Markt 80 Prozent der Umsätze generiert und rückläufig ist, müssen wir Mittel zurückziehen. Einer VHS muss klar sein, dass wir kein defizitäres Geschäft betreiben können", sagte Elisabeth Jacobs. Gleichwohl betont sie, dass die Projekte selbst erfolgreich waren. "17 unserer jetzt fest angestellten Mitarbeiter wurden hier aus der Arbeitslosigkeit integriert. Sie haben sich hier qualifiziert, entwickelt und sind jetzt seit vielen Jahren in Kaltenkirchen zu Hause."

Der Maßnahmenkatalog umfasst auch den Verkauf des Hauses "B", Teil des Zentrums am Kretelmoor, an die Stadt Kaltenkirchen. Damit sollen Kreditbelastungen und Rücklagen für Renovierungen eingespart werden. Die VHS wird das Gebäude als Mieter weiterhin nutzen. Auch das Haus "C" soll künftig wieder eingegliedert werden.

Zusätzlich ist vorgesehen, die Räumlichkeiten der ehemaligen Hauptschule am Lakweg zu kündigen. Diese waren für das Engagement der Volkshochschule auf dem Sektor der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen angemietet worden. Mittlerweile ist dies hinfällig geworden, da die Norderstedter Bildungsgesellschaft (NoBiG) den Bereich komplett übernommen hat.

Das klassische Profil soll verstärkt und das Auftreten moderner werden

Um die Zukunft zu sichern, wurde die Einrichtung seit 2010 auf allen Geschäftsfeldern unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten durchleuchtet. Ziel war es, parallel zu den notwendigen Sparmaßnahmen bei Personal und Infrastruktur die VHS grundsätzlich neu zu strukturieren. "Mut zur Veränderung" steht auf dem Titel des aktuellen Programmheftes - damit definiert sich die Volkshochschule auch selbst. Das klassische Profil soll verstärkt werden, das Auftreten moderner werden, das Angebot ist dank insgesamt 55 neuer Kurse und dem zusätzlichen Fachbereich "Natur und Tiere" vielfältiger. "Unsere VHS hat viele starke Facetten", so Elisabeth Jacobs. "Die ersten Rückmeldungen sind positiv. Wir müssen schauen, dass wir bei den Bürgern in Kaltenkirchen ankommen."

Die Umstrukturierungen sollen Ende 2012 abgeschlossen sein, während eine Prognose hinsichtlich der Stabilisierung des Umsatzes schwer fällt. Die Zukunft der Kaltenkirchener Volkshochschule ist allerdings gesichert. Elisabeth Jacobs: "Wir haben Stück für Stück die richtigen Entscheidungen getroffen."