Discounter wollte gegenüber von Famila eröffnen. Politiker sehen Gefahr für Einzelhändler am Harksheider Markt

Norderstedt. Es wird keinen neuen Discounter im Gewerbegebiet Stonsdorf geben. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr hat die dafür nötige Änderung des Bebauungsplans 218 abgelehnt. "Famila hatte sich dafür stark gemacht, dass schräg gegenüber an der Stormarnstraße ein Aldi-Markt angesiedelt wird, um die Attraktivität des Einkaufsstandortes zu erhöhen", sagte der Ausschussvorsitzende Jürgen Lange (SPD). Der neue Markt sollte auf dem Gelände des Futterhauses an der Stormarnstraße 42 bis 50 eröffnet werden.

Da Einzelhandel in diesem Norderstedter Gewerbegebiet nicht zulässig ist, hätte der Bebauungsplan geändert werden müssen. Das wollte die Verwaltung mit ihrer Vorlage für den Ausschuss erreichen und zugleich die frühzeitige Bürgerbeteiligung auf den Weg bringen. Überzeugen sollte die Politiker ein Gutachten, das die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hatte. Die Gutachter sollten ermitteln, wie sich ein Discounter auf die Nahversorgungszentren in der Umgebung auswirken würde. "Die Analyse kam zu dem Schluss, dass die Ansiedlung keine erheblichen Folgen für den Einzelhandel haben würde", sagt Lange, der die Auffassung der Gutachter jedoch nicht teilt.

Und damit nicht allein dastand. Neben der SPD haben sich auch die GALiN und die FDP gegen einen neuen Discounter ausgesprochen. Die Fraktion Die Linke war nicht vertreten, die CDU stimmte dafür. Bei Stimmengleichheit wurde die Vorlage der Verwaltung abgelehnt.

Schon die Ansiedlung von Familia sei problematisch gewesen, sagt der Ausschussvorsitzende. Das Unternehmen habe sich eingeklagt, da es keinen rechtskräftigen Bebauungsplan für das Gebiet gegeben habe. Nachdem der Einkaufsmarkt eröffnet worden war, hätten das vor allem die Geschäftsleute am Harksheider Markt zu spüren bekommen. Die Umsätze seien zurückgegangen, Läden aufgegeben worden, Leerstände an der Tagesordnung gewesen. Gemeinsam hätten Stadt und Ladeninhaber gegengesteuert, den Bereich städtebaulich attraktiver gestaltet, mit Penny ein Zugpferd geholt.

Die Maßnahmen zur Wiederbelebung hätten inzwischen gegriffen. "Der Einkaufsbereich hat sich gut entwickelt, die Räume, die lange leer gestanden haben, sind jetzt gut belegt", sagt der Ausschussvorsitzende.

Dass die Menschen dort zumindest das einkaufen können, was sie zum täglichen Leben brauchen, sei unverzichtbar. Gerade in diesem Stadtviertel sei der Anteil älterer Menschen überdurchschnittlich hoch. Jeder vierte Norderstedter, der um den Ortskern mit dem ehemaligen Rathaus herum wohnt, ist laut Sozialbericht 65 und älter. Viele Anwohner seien daher nicht mehr so mobil und könnten keine langen Wege zum Einkaufen zurücklegen.

"Wenn wir dem Ansiedlungswunsch zugestimmt hätten, hätte sich die Spirale wahrscheinlich wieder nach unten gedreht", sagt Lange. Politik und Verwaltung hätten womöglich vor den gleichen Schwierigkeiten gestanden wie schon vor Jahren.

Doch nicht nur die Geschäftsleute im Zentrum des bevölkerungsreichsten Norderstedter Stadtteils hätten um ihre Existenz bangen müssen. Die Aldi-Gegner sahen auch Gefahren für das kleine Einkaufszentrum Immenhof an der Ecke Glashütter Damm/Poppenbütteler Straße und den Glashütter Markt, der ohnehin seit Jahren ums Überleben kämpft. Ziel der Stadtentwicklung sei es, gerade die Einkaufszentren in den Stadtquartieren zu stärken - ein Leitmotiv, das auch Oberbürgermeister Grote immer wieder formuliert.

"Es gibt schon jetzt ausreichend Supermärkte in Norderstedt, mehr brauchen wir nicht, und schon gar nicht in einem derart sensiblen Bereich", sagte der Ausschussvorsitzende. Famila biete mit seinem umfangreichen Sortiment Anwohnern wie Mitarbeitern der Firmen im Gewerbegebiet ausreichend Möglichkeiten zum Einkaufen.