Die Einführung von kostenlosen Kotbeuteln für Hundebesitzer sorgt für Diskussionen in der Stadt. Lesen Sie hier die Meinungen der Bürger.

Norderstedt. "Das Braune muss weg!" Und deswegen führt die Stadt jetzt kostenlose Hundekotbeutel ein (wir berichteten). Stadtsprecher Hauke Borchardt: "Die Politik hat uns den Auftrag erteilt. Und wir finden ihn gut und werden ihn innerhalb der beiden kommenden Monate umsetzen."

Nicht abschließend geklärt ist aber die Frage, ob die Beutel auch mit dem eingangs erwähnten Slogan von Kreativen der Hamburger Werbeagentur Draftfcb bedruckt werden, der zum Nachdenken über Rechtsextremismus anregt und die Entsorgung braunen Gedankengutes fordert. "Wir prüfen derzeit, welche Kosten das Bedrucken der Beutel verursacht und werden dann dem Hauptausschuss in der nächsten Sitzung berichten", sagt Borchardt. Bedruckt werden müssen die Beutel allerdings so oder so, sagt Borchardt. Schon allein deswegen, damit sie nicht am Ende als Brotbeutel entfremdet werden. Borchardt glaubt aber nicht, dass die Kosten für den Slogan zum Aufruf gegen Rechts höher als die jedes anderen Aufdrucks sein werden. Der Slogan selbst ist kostenfrei.

Die Stadtverwaltung muss auch noch Gespräche mit Tankstellen und dem Einzelhandel führen, an die die Beutel über das Betriebsamt verteilt und kostenlos an die Bürger ausgegeben werden sollen.

Die Hinterlassenschaften von Vierbeinern auf Gehwegen und Grünanlagen ist ein Reizthema für die Leser des Hamburger Abendblattes. Etliche Leserbriefe erreichten die Redaktion, in denen einhellig die Einführung der kostenlosen Kotbeutel begrüßt wird. Der Slogan gegen Rechts stößt eher auf Kritik:

Gegen Braun sind wir alle!

Die Idee mit den Hundebeuteln finde ich als Hundehalter sehr gut - mit Aufschrift oder ohne ist mir gleich. Aber gegen braunes Gedankengut sind wir doch wohl alle aus böser Erfahrung!

Nur wünsche ich mir bessere Möglichkeiten zur Entsorgung. Denn wer läuft gerne lange mit solchem Gepäck rum? Ich bitte um Aufstellung eines Papierkorbes an der Fritz-Schumacher-Straße gegenüber dem Haus Nummer 63 auf dem Dreieckplatz am kleinen Teich.

Gerhard Hauschildt, Norderstedt

Hauptsache Beutel!

Endlich kommen die kostenlosen Hundekotbeutel. Wir sind auch Hundehalter und haben ein ähnliches Modell schon mehrfach der Stadt vorgeschlagen, aber das Interesse war nicht sonderlich groß. Jetzt dieser Sinneswandel. Toll. Der Aufdruck ist uns ziemlich egal, Hauptsache die Tüten kommen.

Angelika und Eugen Nagorny, Norderstedt

Unmenschlich

Hundekot auf öffentlichen Wegen ist lästig, und braunes Gedankengut ist gefährlich. Aber beides zusammenzubringen ist in seiner Unmenschlichkeit nicht weit von der Geisteshaltung der braunen Genossen entfernt.

Reinhard Kuchel, Norderstedt

Zu wenige Mülleimer

Ich ärgere mich immer, dass es zu wenig Abfalleimer gibt und ich die Beutel ewig mit mir herumtragen muss!

Trotzdem soll durch unseren Hund kein Weg verdreckt werden. Schön, dass da nun mal was passiert! Dass die Beutel umsonst sind, ist ja ne nette Idee, denn ich zahl meine Beutel ja bisher selbst. Wozu zahl ich eigentlich Hundesteuer?

Dass auf den Kotbeuteln eine Meinung vertreten werden soll (egal welche), finde ich persönlich nicht in Ordnung. Besser wären witzige Sprüche wie: "Hundeschiete gehört in die Tüte".

D. Weingart, Norderstedt

Räumt anderen Dreck weg!

Heute Morgen beim Gassigehen durch ein kleines Restwaldstück an der Falkenbergstraße konnte ich mich wieder einmal vom Sauberkeitsgefühl meiner Mitmenschen überzeugen: Eine Plastikbank, in Teile zerstückelt, ein Paket von Flyern über den Waldboden verstreut, Holzpritschen, Plastikplanen, alte Flaschen überdeckten das Waldstück. Es wird lange dort liegen, denn keiner der Stadtväter geht dort spazieren. Die Wettereinflüsse werden es nicht verschwinden lassen, aber Hundekot wäre nach ein paar Regengüssen verschwunden. Ein Hund versteckt sich, wenn er die Gelegenheit dazu hat, immer abseits des Weges im Gesträuch, um sich zu erleichtern. Man muss ihm nur genug Leine lassen. Wenn der "vernünftige" Mensch ihn an der kurzen Leine hält und zu faul ist, dem Tier eine Chance im Gelände zu geben, dann geht das Geschäft auf den Bürgersteig.

Ekkehard Kutzner, Norderstedt

Klappe für zwei Fliegen

Hier werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Dass ist für uns Norderstedter Bürger doch nur gut.

Christel Schneider, Norderstedt

Widernatürlich

Eine geniale, witzige und überzeugende Aktion, trotzdem muss und sollte man sie nicht parteipolitisch interpretieren. Spazieren gehen ist ein ähnlich lustvolles Urerlebnis wie der Garten, der ja in der Landesgartenschau die Norderstedter aller Parteien so großartig vereint hat. Manch einem Mensch, der zusammen mit seinem Freund auf vier Pfoten die Natur genießen will, kommt da ein Missklang in die Seele. Wie kann man das Natürlichste seines Vierbeiners mit der widernatürlichen Menschenfeindlichkeit einer verblendeten Gruppe in oder auf eine Tüte packen?

Anne Fischer-Buck, Norderstedt