“Recall“ bietet jungen Menschen die Chance, beruflich Fuß zu fassen. Das Land Schleswig-Holstein unterstützt das Projekt mit 231.000 Euro.

Norderstedt. Es gibt zahlreiche Ursachen, warum junge Menschen in ihrem Leben beruflich den Anschluss verpassen können. Private und familiäre Probleme mögen dies sein, ein schwieriges soziales Umfeld, Schwierigkeiten mit schulischen Lehrformen oder auch Drogenabhängigkeit. In diesen Fällen sind sie auf externe Unterstützung angewiesen, auf motivierende Gespräche, aber auch auf konkrete Programme.

Ein Projekt zur beruflichen Integration von benachteiligten Menschen unter 25 Jahren hat die Norderstedter Bildungsgesellschaft (NoBiG) mit "Recall - meine Chance" ins Leben gerufen, das nun einen Förderbescheid in Höhe von 231 000 Euro erhielt. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Sozialfonds und vom Land Schleswig-Holstein, das die Initiative im Rahmen des "Zukunftsprogramms Arbeit" unterstützt.

Minister Garg: "Wir benötigen jeden Menschen auf dem Arbeitsmarkt"

Aus diesem Anlass besuchte Heiner Garg, Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit in Schleswig-Holstein, jetzt die Räumlichkeiten der NoBiG an der Moorbekstraße. "Wir benötigen jeden Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Das ist auch ein wichtiger gesellschaftspolitischer Ansatz", sagte der FDP-Landesvorsitzende. "Gerade junge Menschen dürfen nicht nach ihren Schwächen beurteilt werden. Stattdessen gilt es, die Stärken gemeinsam zu heben. Das Projekt 'Recall' leistet dazu einen wichtigen Beitrag."

Seit Beginn dieses Jahres werden Jugendliche und junge Erwachsene individuell betreut. Peter Leitzke ist als Case Manager ihr direkter Ansprechpartner. Über das Job-Center Segeberg wird er informiert und nimmt dann Kontakt auf mit den Betroffenen. "Ich versuche dann erst einmal, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und dann zusammen mit ihnen einen Weg zu finden. Ich muss den jeweiligen Mensch kennenlernen." Schritt für Schritt soll so ein Bild entstehen von der Perspektive, die jedem "Case" (englisch: Fall) eröffnet werden kann.

Jens Möller, 21, und Martin Saß, 19, stehen stellvertretend für die momentan neunköpfige Gruppe, die bei der NoBiG betreut wird. Martin Saß arbeitet bereits im Projekt "Charity Network" mit, dessen Träger die Gesellschaft ist. Hier werden Computer, die von Firmen nicht mehr benötigt werden, neu konfiguriert und ausgerüstet und anschließend an gemeinnützige Organisationen zum Selbstkostenpreis verkauft. Jens Möller ist noch in der Kennenlernphase. "Ich habe aber schon ungefähre Vorstellungen. Ich möchte gern mit Tieren arbeiten. Oder im Einzelhandel - etwas, das mit Kleidung zu tun hat."

Norderstedter Bildungsgesellschaft vermittelt unter anderem Praktika

Das Projekt kooperiert mit der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein, der JobA GmbH (Junge Menschen in offener beruflicher Bildung und Ausbildung) und der Volkshochschule Kaltenkirchen Südholstein. Über die Kontakte der NoBiG erhalten junge Menschen die Möglichkeit, in Betrieben der Region berufliche Eindrücke zu sammeln. "Es gibt viele Möglichkeiten für Praktika", sagt Peter Leitzke. "Dort können sie sich trauen, etwas auszuprobieren."

Heiner Garg nahm sich trotz seines engen Terminkalenders Zeit für persönliche Gespräche und sprach Jens Möller, Martin Saß und allen weiteren jungen Menschen Mut zu. "Ich bin überzeugt: Jeder kann etwas Besonderes. Wir brauchen Sie! Bleiben Sie dabei!", sagte er.