Windkraft? Nein Danke! In drei Gemeinden stimmten die Bürger am Wochenende gegen die Ausweisung von Windkraft-Eignungsflächen.

Kreis Segeberg. Windkraft? Nein Danke! Nicht alle Bürger wünschen sich den Wechsel hin zu den erneuerbaren Energien. Denn sie befürchten starke Beeinträchtigungen im täglichen Leben: Sie wollen keine Windkraftanlagen in ihrer Nähe haben. In drei Gemeinden hatten die Bürger am Wochenende Gelegenheit, über die Ausweisung von Flächen von Windkraftanlagen abzustimmen - die Folgen sind weitreichend: Im neuen Regionalplan wird es keine Windkraftflächen in der Nähe der Ortschaften Nützen, Föhrden-Barl und Heidmoor geben. Die Mehrheit der stimmberechtigten Einwohner hat sich bei Bürgerentscheiden in den Dörfern dagegen ausgesprochen. In Weddelbrook haben die Bürger am Sonntag, 29. Januar, Gelegenheit zur Abstimmung.

Rund 2400 Hektar Windkraftflächen sollten im Kreis Segeberg ausgewiesen werden. Der Kreistag hatte den Beschluss im vergangenen Herbst gefasst. Nach den Bürgerentscheiden vom Wochenende werden es 308 Hektar weniger. Die Bürger hatten das Wort. Und das haben sie fest ergriffen: In allen drei Orten war die Beteiligung an den Bürgerentscheiden außerordentlich hoch. Windkraft hat die Massen mobilisiert, und mancher Politiker wäre froh, wenn es bei Wahlen eine auch nur annähernd starke Wahlbeteiligung geben würde.

In Nützen, wo in den vergangenen Monaten eine eigens dafür gegründete Bürgerinitiative Stimmung gegen die Eignungsflächen gemacht hat, gingen 71,74 Prozent der wahlberechtigten Bürger an die Urne. 67,3 Prozent stimmten gegen eine Ausweisung von Windkraftflächen, 33,7 Prozent dafür. Für Gert Kattau, Mitgründer der Interessengemeinschaft "Positiver Lebensraum Nützen", ist das ein enormer Erfolg und ein eindrucksvoller Beweis für die Angst vor den Anlagen - nicht vor der Windkraft an sich. "Ein solch deutliches Ergebnis hatten wir gar nicht erwartet." Inzwischen steht auch fest, woher die meisten Nein-Stimmen gekommen sind: Vor allem die Neubürger aus den Neubaugebieten haben sich gegen die Ausweisung der Windkraftgebiete ausgesprochen. Zwischen Nützen und Lentföhrden sollten nach dem Beschluss des Segeberger Kreistages 48 Hektar als Eignungsflächen ausgewiesen werden. In den anderen beiden Orten war die Wahlbeteiligung sogar noch größer. So stimmten in Heidmoor 74 Prozent der Wahlberechtigten ab. 58,73 Prozent stimmen mit "Nein", 41,26 Prozent mit "Ja". Auf Heidmoorer Gebiet sollten 195 Hektar ausgewiesen werden.

In Föhrden-Barl war die Abstimmungsbeteiligung mit 79,33 Prozent am größten. 57,81 der Wähler stimmten gegen die Ausweisung von Eignungsflächen, 41,14 dafür. In Föhrden-Barl geht es um 65 Hektar.

Die Ergebnisse der Bürgerentscheide werden unverzüglich der Landesplanung übermittelt. Sie werden, wie auch das Ergebnis des Bürgerentscheides in Weddelbrook am 29. Januar, bei der endgültigen Aufstellung des Regionalplans berücksichtigt. Diese Zusage wurde den vier Gemeinden gegeben. Bindend sind die Bürgerentscheide für zwei Jahre: Während dieser Zeit darf am fertigen Regionalplan nichts geändert werden. Danach könnten die Karten neu gemischt werden. Aber Torsten Ritter, Leiter des Amtes Kaltenkirchen-Land, zu dem auch Nützen gehört, geht davon aus, dass sich in den nächsten Jahren nichts tun wird: "Der Regionalplan wird sicher nicht nach zwei Jahren geändert werden, weil das Verfahren zu aufwendig wäre." So sieht es auch Gert Kattau: "Wir haben jetzt für einige Jahre Sicherheit." Der Regionalplan gilt zwar für die nächsten 10 bis 15 Jahre, aber er wird vermutlich nach einer gewissen Frist fortgeschrieben. Um nach etwa fünf bis acht Jahren eine erneute Ausweisung von Eignungsflächen zu verhindern, müssten neue Bürgerentscheide angestrebt werden.