Die offizielle Eröffnung ist erst im März, doch schon jetzt ist das Kulturwerk am See ein begehrter Veranstaltungsort. Ausstellung zum Start.

Norderstedt. Zwei Bauarbeiter hieven im Zwischengeschoss die letzte Feuerschutztür in ihren Rahmen. Aus einer Künstlergarderobe kreischt eine Schleifmaschine, in der künftigen Werksbar machen drei Handwerker "Fofftein", Frühstückspause, und eine Reinigungskolonne plant schon, die Böden, Treppen, Türen, Fenster und Wände für eine Firmenveranstaltung zu putzen. Das Kulturwerk am See hat bereits Hochkonjunktur, bevor es eröffnet ist. Skeptiker, die meinten, der Zeitraum vom Ende der Landesgartenschau bis zur Eröffnung von Norderstedts neuen Bühnen am 17. März würde für den Ausbau nicht reichen, wurden widerlegt.

"Das Kulturwerk ist Mitte Februar fertig, die Musikschule nebenan bereits am 15. Januar", sagt Rajas Thiele stolz. Der Geschäftsführer der Mehrzwecksäle GmbH mit "TriBühne", "Das Kleine Restaurant", "Blütenwerk" und "Tafelraum" ist auch Chef des Kulturwerks am See.

Mit Gabriele Richter, Leiterin des städtischen Kulturbüros, will er für eine spannende Bespielung des großen Saales, des Alfred-Stern-Studios, der Open-Air-Bühne zwischen Studio und Musikschule und des fast 100 Meter langen Foyers sorgen. Richter betreut die Veranstaltungen der Norderstedter Kulturträger und hebt spezielle Abo-Aufführungen ins Programm.

"Die Stühle für die Säle sind bestellt, der Bühnenvorhang ebenfalls, und die Küche wird in den nächsten Tagen eingebaut", sagt Thiele. Nur die Werksbar wird zur Eröffnung noch nicht bespielbar sein, da die Kosten nicht in der Gesamtsumme von 7,85 Millionen Euro für das Kulturwerk enthalten sind.

"Der Ausbau der Werksbar ist von der Stadtpark GmbH aus dem Überschuss der Landesgartenschau geplant, die sich die Nutzung mit dem Kulturwerk teilen wird", sagt Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Die Werksbar ist ein wichtiger Baustein, denn sowohl Kulturwerk als auch Stadtpark GmbH wollen sie auch als Veranstaltungsraum vermieten.

Ohnehin steht das Kulturwerk Firmenveranstaltungen offen, die auch ein wichtiges Standbein zur Finanzierung des Kulturwerk sind.

Hauptnutzer aber bleiben auf jeden Fall Norderstedts Amateurtheater, Chöre, Kunst- und Kulturvereine, die ihre ersten Termine bereits festgemacht haben. Doch auch als "Event-Location" wurde das Kulturwerk bereits gebucht, und die Nachfrage zieht weiter an. Die Werksbar ist dabei das Sahnehäubchen, denn die Gäste haben einen weiten Blick über Norderstedt. Ein Platz auf dem Barhocker gestattet sogar einen Blick über den Stadtparksee.

Allerdings sind die fünf Fenster zur Seeseite zu Sehschlitzen in 1,60 Meter Höhe geraten. "Die Fenster haben wir aus dem Innenraumkonzept des Gebäudes bewusst so entwickelt", sagt der zuständige Hamburger Architekt Klaus Roloff. Ursprünglich, als Kalksandsteinwerk, war die Wand zur Seeseite geschlossen. Die Außenfassade wird eine grüne, bewachsene Wand, die Roloff als Übergang von der Natur zur "Empfangsfassade" auf der Parkplatzseite des Kulturwerks gestaltet hat. "Durch die Fenster auf der Seeseite hat man einen gerahmten Blick, nämlich mittels der Fensterrahmen, auf den See, der durch das Kalksandsteinwerk entstanden ist", sagt Roloff.

Der Hamburger Architekt wollte mit dem Ausbau des Kalksandsteinwerks zum Kulturwerk bewusst die ursprünglichen Strukturen und Bilder erhalten. Das ist nicht immer gelungen. "Man muss bei Handwerkern sehr aufpassen, dass sie nicht alles 'schön' machen wollen", sagt Roloff. So hätten die Handwerker während und nach der Landesgartenschau nicht nur Graffitis übertüncht, die von der Ruinenzeit des Werks erzählen, sondern auch das offen auf der Wand liegende Rohrsystem im Alfred-Stern-Studio entfernt. "Und weggeworfen, wir können das ursprüngliche System jetzt nur noch ansatzweise darstellen", bedauert Roloff, der in den Rohren keinen Störfaktor, sondern eine Unterstützung der Akustik sieht.

Die Eröffnungswochen werden zeigen, ob Roloff recht hat. Am 17. März ist Start mit der Ausstellung "Kunstszene Norderstedt". Bis April stehen Theater, Lesungen, Konzerte und Comedy auf dem Programm, das überwiegend von Norderstedts Kulturvereinen gestaltet wird.

www.kulturwerk-am-see.de