CDU, FDP und die Linke beschließen die Sperrmüllabfuhr auf Abruf im Norderstedter Umweltausschuss

Norderstedt. Schluss mit dem wilden Sperrmüll-Chaos auf Norderstedts Straßen. Die Sperrmüll-Abfuhr wird ab 1. Januar 2011 gestrichen. Die Strauchwerk-Abholung bleibt. Das ist das Ergebnis einer langen Diskussion im Norderstedter Umwelt-Ausschuss. Mit sechs Ja-Stimmen der CDU, den Linken und einer Stimme der FDP wurde der Antrag auf Einsammlung von Sperrgut auf Abruf und Beibehaltung der Strauchgut-Abfuhr ab 2011 angenommen. Sechs Ausschussmitglieder von SPD und GALiN stimmten dagegen. Zweimal jährlich können die Norderstedter ihren Sperrmüll abholen lassen - kostenfrei. Diese Regelung soll vorerst drei Jahre gelten.

"Für mich hat der soziale Touch einen hohen Stellenwert, denn brauchbare Gegenstände kommen jetzt direkt dem Norderstedter Sozialhaus und damit den Bedürftigen dieser Stadt zugute", sagt Arne Schumacher. Der CDU-Stadtvertreter musste den Ausschuss-Vorsitz überraschend übernehmen, da weder der Vorsitzende Bodo von Appen (SPD), noch sein Stellvertreter Michael Ramcke (GALiN) zur Sitzung erschienen.

Das Metall bringt einen Ertrag im fünfstelligen Bereich

"Außerdem kann der Betriebshof Metalle beim Sperrmüll auf Abruf gezielt einsammeln und selbst verwerten", sagt Schumacher. Bei der öffentlichen Sperrmüllsammlung wäre das Altmetall vorher "abgefischt" worden - und zwar nicht von Bedürftigen, sondern von Händlern, die damit gutes Geld verdienen würden. "Das Metall bringt der Stadt pro Jahr einen Ertrag im oberen fünfstelligen Bereich", sagt Schumacher.

Sybille Hahn von der SPD monierte vor allem, dass beim Sperrmüll auf Abruf mehrere Müllfahrzeuge ausrücken müssten. "Je nach Sperrmüllart würden die dann hintereinander herfahren", sagt die SPD-Stadtvertreterin. "Das machen wir bei den jetzigen Sperrmüllsammlungen auch schon", konterte Martin Sandhof vom Norderstedter Betriebsamt, der das neue Sperrmüllkonzept vorstellte. Sandhof holte seinen Kollegen Torsten Höppner zur Argumentationshilfe. Der Bereichsleiter der Abfallwirtschaft beim Wege-Zweckverband des Kreises Segeberg (WZV) berichtete über die Erfahrungen des WZV, der in den 94 Mitgliedsgemeinden des WZV seit 1. Januar 2010 den Sperrmüll auf Abruf eingeführt habe.

Die meisten "Sperrmüll-Fledderer" sind gewerbliche Händler

"Seitdem haben wir auch weniger Diebstahl zu verzeichnen, was gerade an Sperrmülltagen der Fall war. Es fehlten beispielsweise Fahrräder und Kinderwagen", sagte Höppner. Sybille Hahn verbat sich diese Vermutung, die Müllsammler aus Osteuropa als Diebe hinzustellen. "Unsere Polizei hat festgestellt, dass sich Diebstähle gerade zur öffentlichen Sperrmüllzeit gehäuft haben", sagte Höppner. Er habe auch festgestellt, dass die wenigsten "Sperrmüll-Fledderer" Bedürftige seien, die sich ihre Wohnzimmereinrichtung aus den Abfallhaufen anderer Bürger holen, sondern gewerbliche Händler und deren Müllsammler. Die Kleinlaster, die durch die Sperrmüllstraßen fahren und Tische, Stühle, Sofas und Betten, PCs, Fernsehgeräte bis zu versifften Terrakotta-Töpfen aufladen, würden sich an einem Ort mit einem großen Lkw treffen, das Sammelgut umladen, ihren Sammellohn kassieren und das für sie Wertlose in der Landschaft entsorgen.

"Seit wir den Sperrmüll auf Abruf haben, ist es mit den Müllhaufen in der Landschaft vorbei", sagte Höppner. Einen großen Vorteil hätte das Abrufsystem für die Sozialkaufhäuser. Das Sperrmüllgut wie Möbel und Haushaltsgeräte wäre nicht mehr ramponiert und vom Regen durchweicht, sondern in einem brauchbaren Zustand. Zudem könne es von dem Mitarbeitern des Sozialkaufhauses und des Recyclinghofes leichter und kostengünstiger aufgearbeitet werden. "Meine Kollegen im Sozialkaufhaus sind durchweg Ein-Euro-Jobber", sagte Michael Rothe, der das Sozialkaufhaus Norderstedt im Ausschuss vorstellte.

Die ausgediente Schrankwand wird direkt aus dem Wohnzimmer geholt

Mit dem neuen System bietet das Norderstedter Betriebsamt auch einen Zerlegeservice an. Die Entsorger in Orange bringen die ausgediente Schrankwand direkt aus dem Wohnzimmer auf ihre Entsorgungsfahrzeuge. Ein Express-Service soll eine Abholung binnen zwei Tagen garantieren. Beide Angebote sind kostenpflichtig, die Abholung nicht.

Strauchgut wird wie bisher zweimal im Jahr abgefahren

Einstimmig entschied sich der Ausschuss dafür, das Strauchgut wie bisher einmal im März und im Herbst abzufahren. "Dafür spricht vor allem, dass es viele Bürger mit kleinem Auto, aber großem Garten gibt, die nicht wissen, wie sie Laub und Strauchgut zum Norderstedter Betriebshof transportieren sollen", sagt Schumacher. Diese zwei öffentlichen Straßensammlungen schlagen bei der Stadt mit 120 000 Euro zu Buche.

Bisher wurden bei dem Sammlungen im März und April zirka 100 Tonnen Strauchwerk gesammelt. Im September und Oktober fielen bisher zirka 300 Tonnen Strauchwerk an. Zudem liefern die Bürgerinnen und Bürger jährlich zirka 800 Tonnen Laub und Strauchgut mit dem Gutscheinsystem auf dem Recyclinghof an.