Vor einigen Jahren war ich auch noch für die öffentliche Sperrmüll-Abholung. Vor einigen Jahren war ich noch der sozialromantischen Meinung, dass die Gegenstände, die andere wegwerfen, weniger betuchten Bürgern zugute kommen und obendrein den Müllberg dieser Welt mindern.

Doch die heute sehr gut organisierten Müllwerker der besonderen Art nahmen mir meine rosarote Müllbrille. Mittlerweile stinken auch mir die durchwühlten Dreckhaufen - und die Zeiten, in denen man auf dem Sperrmüll noch wirklich wertvolle Dinge aus Großmutters Zeit entdecken konnte, sind schon seit Jahrzehnten vorbei. Heute dominieren "Gelsenkirchener Barock", Ex- und Hopp-Möbel und sogar Sondermüll wie Farbeimer den Sperrmüll. Wer trotzdem noch meint, etwas entdeckt zu haben, läuft beim Einladen Gefahr, sich eine Maulschelle einzuhandeln. Denn unter den ganz besonderen Spezies der Müllfledderer gibt es kaum noch Bedürftige. Die gehen ins Sozialkaufhaus. Diese Müllwerker der besonderen Art sind knallharte Geschäftemacher und schicken ihre Kleinlaster schon am Vormittag durch die Sperrmüllstraßen. Die laden Mütterchen und Väterchen mitsamt Stuhl aus, die die angepeilten Müllhaufen dann finsteren Blickes bewachen. Sie hinterlassen eine Spur der Verwüstung mit weit verstreuten, zerrissenen, zertretenen Pappkartons, mit Scherben und Splittern. Kurz vor Mitternacht kurven sie immer noch von Haufen zu Haufen, es könnte ja noch jemand Omas Ohrensessel an die Straße gestellt haben. Nein, danke!