Thorsten, was mein Schwager und seit Kindertagen eingefleischter HSV-Fan ist, propagiert das Hohelied des eiskalt kalkulierenden Kaufmanns.

Selbst im internationalen Management tätig, sieht er in HSV-Boss Hoffmann "das Beste, was dem Verein je passiert ist". Für Gefühle, Nostalgie, für "die Raute im Herzen" sei im big business Fußball kein Platz mehr. Wer auf die Söldnermentalität von Star-Spielern und auf die Vermarktung von VIP-Lounges schimpfe; wer gar für die Bundesligamannschaft den Einsatz junger Nachwuchsleute aus der Region (auch) als Identifikationsfiguren fordere, argumentiere weltfremd.

Schöne neue Fußballwelt! Es soll sich also bei uns wiederholen, was sich im Mutterland des Fußballs längst vollzogen hat: Otto Normalbürger ist in England mit den Stehplätzen aus den Stadien verschwunden, wo stattdessen kollektiv die Besserverdiener Platz genommen haben.

Aber gut, sehen wir es ganz nüchtern, liebe Manager: Rechnet es sich, seit Jahren junge Fußballtalente ins Norderstedter Fußballinternat zu holen; viel Geld, Know-How und Engagement in sie zu investieren, die Rohdiamanten zu formen, um dieses (Spieler-)Kapital häufig genug nicht einzusetzen oder sogar unter Wert zu verhökern? Natürlich können nicht plötzlich elf Jungprofis wie der Norderstedter Christian Groß für den HSV in der Bundesliga auflaufen. Aber jedes Jahr ein wenig junges Blut kann der Dino der Liga schon gut vertragen.