Die Bauersfrau hatte fünf Kinder großgezogen. Alle fünf haben einen Beruf erlernt und Arbeit gefunden. Alle konnten gut mit Geld umgehen. Nur einer nicht, der war ein Spieler.

Für seine Spielschulden wurde auch schon mal eine Kuh aus dem Stall geholt und verkauft. Sein Spielerparadies war auf der Hamburger Reeperbahn. Dort verlor er einen Hundert-Euro-Schein nach dem anderen.

Seine Mutter war sehr verzweifelt. Der Sohn hatte schon ihre ganzen Ersparnisse verspielt. Einmal ging sogar nachts um Zwölf das Telefon: "Mutter, du musst sofort nach Hamburg kommen, und wenn du kein Geld mitbringst, bringen die mich um." Die Mutter holte schnell den Verwalter des Bauernhofes und den älteren Sohn aus dem Bett, und ab ging es ins 50 Kilometer entfernte Hamburg und auf die Reeperbahn.

Dort angekommen, hatten sie vergessen, wo sich der jüngere Sohn aufhielt. Der Verwalter und der ältere Sohn trennten sich und suchten die Lokale ab. Die Mutter setzte sich auf den Kantstein vom Bürgersteig und jammerte laut: "Oh, mien Söhn, se bringt em üm!" Der Verwalter kam angelaufen, um sie zu beruhigen. Aber die Frau schrie unentwegt weiter.

Das bekamen zwei große, starke Türsteher mit und dachten, die Frau wird überfallen. Sie schnappten sich den Verwalter und schlugen ihn grün und blau. Dazu kam der ältere Sohn aus einer Bar und rief: "Lasst doch die Frau und den Verwalter los. Die haben euch doch nichts getan!" Nun nahmen sich die beiden Türsteher auch den älteren Sohn vor und schlugen ihn k.o.

Aus einem anderen Lokal kam derweil torkelnd der gesuchte Sohn und schrie: "Wat is hier los, ick brug doch dat Geld!"

Nun war es aber genug! Kommt auch noch ein Besoffener und will die Leute ausrauben. Das geht zu weit. Sogar auf der Reeperbahn. Die Hünen von Türsteher richteten den betrunkenen Sohn derart zu, dass er erst zu Hause wieder zu sich kam.

Die Mutter aber musste mit drei schwer zugerichteten Männern von der Reeperbahn wieder nach Hause fahren. Ob die Spielschulden des jüngeren Sohnes bezahlt wurden, weiß keiner mehr.