Auch der Norderstedter Seniorenbeirat beschäftigte sich aktuell mit den Folgen des langen und harten Winters. “Besonders ältere Menschen haben unter Eis und Schnee gelitten.

Sie konnten nicht einkaufen, trauten sich nicht mehr aus den Wohnungen, weil die Gehwege schlecht geräumt waren", sagte die Vorsitzende Angelika Kahlert. Der Beirat wollte von Vertretern der Einkaufsmärkte und der Stadtverwaltung wissen, wie es zu den Problemen kam, und was sich verbessern lässt.

"Wir haben fünf hauptamtliche Hausmeister eingesetzt und Kräfte von einer Zeitarbeitsfirma zugekauft. Sie haben zusammen 450 Stunden Winterdienst geleistet, mehr geht nicht, und mehr ist nicht bezahlbar", sagte Heiko Bartsch von der Immobilien Service Norderstedt GmbH, die auch die Moorbek-Passage betreut. Große Maschinen könnten hier wegen der vielen Ecken und Winkel nicht eingesetzt werden. "Wir hatten Radlader und fünf Mitarbeiter im Einsatz und das Glück, das wir ein ausreichend großes Gelände haben, um den Schnee zu lagern", sagte Stefan Beckmann vom gleichnamigen Baustoffzentrum an der Segeberger Chaussee. Auch Split war am Lager, sodass Beckmann ein positives Fazit zog.

Damit blieb er aber allein. Die Kollegen zogen eine kritische Bilanz: "Wir werden mit unserer Winterdienst-Firma absprechen, dass die Räumzeiten ausgeweitet werden", sagte Jan W. Hayunga, der in Norderstedt drei Edeka-Märkte betreibt. Allerdings habe der Mangel an Salz die Räumung erschwert. Falls es wieder einen ähnlich harten Winter gibt, will Hayunga einen speziellen Service für die älteren Kunden einrichten. Schüler oder Studenten sollen ihnen helfen, ihre Einkäufe zu erledigen und beispielsweise die Einkaufswagen schieben.

"Der Dienstleister war überfordert wie viele andere auch. Die Reinigungsfirmen haben nicht mit dem strengen Winter gerechnet und letztlich zu viele Aufträge angenommen", sagte Jens Eggers vom Sky-Markt. Er habe den Dienstleister gewechselt, es sei allerdings schwierig gewesen, einen anderen zu finden. "Wir sind natürlich von den Vermietern abhängig, die ihrer Räumpflicht zum Teil nur unzulänglich nachgekommen sind", sagte Andreas Monath von Penny. Ein Rentner mit einem Schneeschieber sei einfach zu wenig. In einem Fall hätte das Eis mit einem Presslufthammer entfernt werden müssen. Die Kosten wolle sich Penny vom Grundstücksbesitzer wiederholen. Der Discounter will nun alle Vermieter anschreiben und genau wissen, wie sie eine angemessene Räumung gewährleisten wollen. "Sich rechtzeitig erkundigen und sich die Zusage geben lassen, dass ausreichend geräumt wird - diesen Rat kann ich nur allen unseren Mitgliedern geben", sagte auch die Vorsitzende im "Bund der Selbständigen" Norderstedt, Birgit Wieczorek.

"Der Einsatz der Eisfräsen war eine gute Idee. Aber wie bekommt man Räummuffel dazu, ihrer Pflicht nachzukommen? Statt eines Ordnungsgeldes wäre es doch effektiver, wenn die Stadt gleich einen Räumdienst beauftragt und die Kosten dem Verursacher aufbrummt", sagte Holger Langmaack vom Seniorenbeirat. Das sei grundsätzlich möglich, vor allem, wenn Gefahr in Verzug ist, sagte der Oberbürgermeister. Allerdings könnte es schwierig werden, finanzielle Ansprüche durchzusetzen. "Die Frage ist doch, ob jemand fahrlässig oder schuldhaft gehandelt hat", sagte Grote.

Die Zahl der "schwarzen Schafe" sei gering, 90 Prozent der Grundstücksbesitzer hätten gut gereinigt. Eine Alternative sei, Straßenreinigungsgebühren einzuführen. Der Landesrechnungshof habe immer wieder beanstandet, dass die Stadt für die Reinigungskosten aufkommt. "Ich halte die gängige Praxis für richtig. Sie setzt allerdings ein hohes Engagement der Bürger voraus", sagte Grote. Der Bürger-Einsatz habe auch positive Aspekte, Nachbarn helfen sich, kaufen für den anderen mit ein, reinigen seinen Weg mit. Gegenüber hartnäckigen Verweigerern werde die Stadt das Ordnungsgeld durchsetzen.

Wie außergewöhnlich der Winter war, mache die Statistik der Meteorologen deutlich: 2007/2008 seien die Mitarbeiter des Betriebsamtes 15 Tage im Einsatz gewesen, 2008/2009 schon 24 Tage, im aktuellen Ausnahme-Winter aber 78 Tage. "Die Frage ist doch, kann und muss sich die Stadt auf eine solche Schnee- und Frostperiode einstellen?", sagte Grote. Das würde bedeuten, dass mehr als 1600 Tonnen Salz vorgehalten werden müssten, achtmal so viel wie üblich. Mal davon abgesehen, dass es Salz nicht gab. Bleibe der Winter dann mild, regten sich die Bürger darüber auf, dass der Winterdienst so teuer ist.

"Kann man nicht eine zentrale Störungs-Nummer freischalten, damit die Bürger bei Problemen einen Ansprechpartner haben?", wollte Langmaack weiter wissen. Bei 100 bis 150 Anrufen pro Tag sei dann nur besetzt, entgegnete der Verwaltungschef. Das lasse sich durch mehrere Mitarbeiter verhindern. Im Übrigen werde gerade ein Bürgerbüro als zentrale Anlaufstelle im Rathaus aufgebaut. Dort würden dann auch die Anfragen zu Eis und Schnee entgegengenommen.

Grotes Fazit: Der Winter werde künftig eine größere Rolle spielen. Der Flyer mit den Informationen zum Winterdienst soll mit dem Abfall-Kalender verschickt werden, und: "Wir werden die Räumpflicht stärker einfordern."