Zum Team gehören auch Mitarbeiter der Tangstedter Tiefbau-Firma Eggers, die Personal und Fahrzeuge für den Winterdienst zur Verfügung stellt.

Kreis Segeberg. Die Wettervorhersage verheißt weiterhin Frostgrade, für den Verlauf der Woche neue Schneefälle - und damit geht der winterliche Ausnahmezustand für die Männer von der Autobahnmeisterei Quickborn in die achte Woche. So lange sind die Straßenräumer quasi im Non-Stop-Einsatz. Zu ihrem Zuständigkeitsbereich gehören 55 Autobahn- Kilometer der Autobahn 7 zwischen Schnelsen-Nord und Neumünster-Nord, aber auch Bundes- und Landesstraßen im Kreis Segeberg wie die Bundesstraße 432 Norderstedt-Bad Segeberg. Summa summarum mehr als 200 Straßenkilometer haben der Leiter der Quickborner Autobahnmeisterei, Dirk Putzer, und seine Kollegen zu betreuen. Und das bedeutet dieser Tage Schwerstarbeit. Zum Team gehören auch die Mitarbeiter der Tangstedter Tiefbau-Firma Eggers, die als Auftragnehmer Personal und Fahrzeuge für den öffentlichen Winterdienst zur Verfügung stellt.

Putzer (44), dienstältester Leiter der Autobahnmeistereien in Schleswig-Holstein, spricht von einem "extremen Winter": "Wir haben mehr Schnee als im Katastrophenwinter 1978/79. Zum Glück gab es bislang keine größeren Verwehungen in der Region, sonst hätten wir noch ganz andere Probleme." Außergewöhnlich sei, dass bundesweit durchgängig strenges Winterwetter herrsche, mithin in ganz Deutschland seit Mitte Dezember Straßenräumer im Dauereinsatz seien.

In der Einsatzzentrale der Quickborner Autobahnmeisterei direkt an der Autobahn-7-Anschlussstelle Quickborn laufen permanent detaillierte Wetter- und Messdaten ein. In die Computer werden Werte von Lufttemperatur und -feuchtigkeit, aber auch über die Fahrbahntemperatur an verschiedenen Messpunkten an der Autobahn eingespeist. Für die Einsatzleiter wird sofort ersichtlich, auf welchen Straßenabschnitten in absehbarer Zeit mit Glättebildung zu rechnen ist. Als Faustformel gilt: Sinkt die Fahrbahntemperatur unter drei Grad, wird es kritisch.

Dann werden von Quickborn aus bis zu zehn Räum- und Streufahrzeuge ausgeschickt. Darunter auch Spezial-Lkw von Eggers aus Tangstedt. Das Unternehmen muss gewährleisten, dass Personal und Technik innerhalb von 30 Minuten aufgerüstet und einsatzbereit sind. Für Projektleiter Bernd Leder und seine Kollegen bedeutet dies, dass auch sie in Rufbereitschaft bleiben müssen.

Schneit es, ziehen die Straßenräumer im Dreierkonvoi ihre Bahn auf der A 7 - mit vorgebautem Schneepflug. Dirk Putzer und seine Mitarbeiter haben nicht nur mit den Unbilden des Wetters zu kämpfen, sondern auch mit teils extremer Unvernunft der Autofahrer. "Schon krass, vor Kurzem hat zum Beispiel ein voll besetzter Bus versucht, rechts auf dem Seitenstreifen einen Schneeräumkonvoi zu überholen", berichtet der Leiter der Autobahnmeisterei. Generell aber verhielten sich die Verkehrsteilnehmer den Wetterverhältnissen angepasst: "Wir haben nicht mehr Unfälle als sonst." Zu beobachten sei, dass die Autofahrer bei "weißer Fahrbahn" sehr vorsichtig unterwegs seien. Gefährlicher sei es, wenn "schwarze Fahrbahn" trotz Glättegefahr zum Anlass für schnelles Fahren genommen werde.

Muss gestreut werden, dann versprühen die Fahrzeuge über den sogenannten Teller am Heck ein Salz-Lauge-Gemisch. "Wenn der Autofahrer weiße Gischt bemerkt, ist der Bereich bereits angestreut", erläutert Dirk Putzer. Die Prioritätenliste lautet: Erst die Autobahnstrecken, dann die Zu- und Abfahrten, danach Bundes- und Landesstraßen. Wann erneut gestreut werden muss, ist von vielen Wetterfaktoren abhängig. Je trockener die Kälte, desto besser aus Sicht der Räumprofis.

Noch verfügt die Quickborner Autobahnmeisterei über einen gewissen Salzvorrat - dank guter Kalkulation und sparsamen Einsatz des Salzes auf Basis langjähriger Erfahrungen. Aber auch Dirk Putzer muss mit seinem kostbaren Streugut streng haushalten: "Wir stehen seit Langem im engen Kontakt mit Lieferanten und werden zum Beispiel auch gegenüber Kommunen bevorzugt." Deshalb solle momentan niemand auf Straßenmeistereien oder kommunale Betriebsämter schimpfen, fordert Putzer: "Man tut ihnen unrecht." Im nördlichen Nachbarland Dänemark sei die Fortführung der Autobahn 7 jüngst komplett gesperrt worden - wegen des Mangels an Streusalz.

Putzer verteilt angesichts der extremen Arbeitsbelastungen ein dickes Lob an die Belegschaft inklusive der Helfer von Eggers: "Das geht momentan alles nur mit viel Berufsehre."