Wie sieht die Zukunft des Unternehmens aus? Wolfgang Klietz sprach mit Verkehrsminister Jost de Jager (CDU).

Norderstedter Zeitung:

AKN-Vorstand Klaus Franke hat eine S-Bahn von Hamburg nach Kaltenkirchen ins Gespräch gebracht und hofft, dass der Bund die Kosten weitgehend übernimmt. Wann fährt der erste Zug?

Jost de Jager:

Der Ausbau dieser AKN-Stammstrecke zu einer durchgehenden S-Bahn-Strecke in die Hamburger City ist Teil des vor zwei Jahren von der Landesregierung auf den Weg gebrachten Achsenkonzepts - neben dem Projekt der S-Bahn auf der Strecke Bad Oldesloe-Hamburg-Elmshorn/Itzehoe, die so genannte "S4". Herr Dr. Franke ist vom Land gebeten worden, das Achsenkonzept nach Kaltenkirchen umzusetzen. Da die AKN ab 2017 ohnehin ihre alten Dieseltriebwagen ablösen will, bietet es sich an, zu diesem Zeitpunkt die Strecke als S-Bahn zu bedienen.

NZ:

Wird auf dem Zug der Schriftzug "AKN" stehen oder wird die Hamburger S-Bahn dort fahren?

Jost de Jager:

Das wird vertraglich zu regeln sein. Wir werden dazu einen Verkehrsvertrag abschließen. Und am Ende wird das Unternehmen, das den Auftrag erhält, auch seinen Schriftzug auf das Fahrzeug setzen. Für die Kunden ändert sich dadurch nichts - nur, dass sie künftig häufiger und ganztägig umsteigefrei zwischen dem Zentrum Hamburg und dem nördlichen Umland pendeln können.

NZ:

Seit Jahren wird die AKN-Strecke Kaltenkirchen-Quickborn-Eidelstedt zweigleisig ausgebaut. Warum fahren auf dieser immer leistungsfähigeren Strecke immer noch gemächliche Dieseltriebwagen, die teilweise älter als 30 Jahre sind?

Jost de Jager:

Eisenbahnfahrzeuge kosten sehr viel Geld und haben eine lange Lebensdauer. Die neuen Triebwagen müssen zur jeweiligen Infrastruktur passen. Daher muss erst eine Entscheidung über den Ausbau getroffenen werden, danach kann man neue Triebwagen beschaffen. Die Lebensdauer der heutigen Züge reicht noch bis 2017, erst dann sind sie abgeschrieben.

NZ:

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2009 sind die Durchfahrten der AKN zum Hauptbahnhof weitgehend abgeschafft worden. Müssten nicht mehr Züge umsteigefrei in die City fahren, um die Attraktivität der Bahn zu erhöhen und die Straßen vom Pendlerverkehr zu entlasten?

Jost de Jager:

Das Ziel von Direktverbindungen auf der AKN verfolgen wir gerade mit dem Achsenkonzept. Die bisherige Durchbindung war aber sehr teuer und fand auch nur außerhalb der für die Pendler relevanten Hauptverkehrszeiten statt. Zu den Stoßzeiten gab es für die AKN zwischen den vielen S-Bahn-Zügen keine Fahrplantrassen. Die höhere Zugdichte mit einem 20-Minuten-Takt in den Abendstunden, den wir seit knapp zwei Monaten anbieten, ist mit gesicherten S-Bahn-Anschlüssen attraktiver als die alte Lösung. Sobald die Strecke für S-Bahn-Verkehr ausgebaut ist, werden alle Züge in und durch die City fahren.

NZ:

Aus Richtung Norden ist der Hamburger Flughafen de facto nur mit dem Auto zu erreichen. Sind die Pläne für eine Schnellbahn über Norderstedt oder Quickborn nach Fuhlsbüttel endgültig zu den Akten gelegt?

Jost de Jager:

Das Thema der Bahnanbindung des Hamburger Flughafens Richtung Schleswig-Holstein hat uns viele Jahre beschäftigt, und wir haben viele Varianten untersucht, die hier eine Lösung versprachen. Nachdem aber selbst eine "kleine Lösung", nämlich die Verlängerung der Flughafen-S-Bahn über Norderstedt nach Kaltenkirchen, wegen des notwendigen Neubaus einer langen Tunnelstrecke einen nicht akzeptablen Nutzen-Kosten-Faktor ergab, konzentrieren wir uns jetzt auf die realistische Variante des Ausbaus der heutigen "A1" Eidelstedt-Kaltenkirchen zur sogenannten "S21". Im Übrigen gibt es beispielsweise von Kiel oder Neumünster aus durchaus sehr attraktive Alternativen zum Auto - beispielsweise mit dem "Kielius" oder dem "KielExx", der sogar einen Haustürservice bietet.

NZ:

Nördlich von Kaltenkirchen fordern die Bramstedter und die Bewohner der Dörfer einen dichteren Fahrplan in Richtung Hamburg und Neumünster. Können Sie den Menschen Hoffnungen auf bessere und schnellere Verbindungen machen?

Jost de Jager:

Wenig! Im dritten landesweiten Nahverkehrsplan, der für das ganze Land die Verkehrsprojekte skizziert, die wir mit dem vorhandenen Geld umsetzen können, ist für die Achse Kaltenkirchen die Beschleunigung einiger Züge und die Verdichtung des Angebotes nördlich von Kaltenkirchen bis zum Jahr 2025 enthalten. Perspektive heißt aber auch: die Finanzierung dieser Maßnahmen ist heute noch nicht sichergestellt.

NZ:

Vor mehr als einem Jahr hat die Landesregierung einen Verkauf ihrer Anteile an der AKN prüfen lassen. Werden die Pläne für eine Privatisierung weiter verfolgt? Wie wird die "Staatsbahn" AKN, die den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, in Zukunft aussehen?

Jost de Jager:

Die Landesregierung hat bislang keine Entscheidung über einen Verkauf oder eine Neustrukturierung getroffen. Eine verkehrswirtschaftlich und fiskalisch sinnvolle Lösung kann nur im Einvernehmen mit dem Mitgesellschafter, der Freien und Hansestadt Hamburg, erreicht werden. Der Aufsichtsrat der AKN hat dazu einen Strategieausschuss gebildet, der Vorschläge für die künftige strategische Ausrichtung erarbeiten soll.

NZ:

Der Vertrag von AKN-Chef Klaus Franke läuft im März aus. Ist bereits eine Entscheidung über seinen Nachfolger gefallen?

Jost de Jager:

Herr Dr. Franke wird in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen, bislang gibt es noch keinen Nachfolger für den Vorstand der AKN.