Der Recyclinghof an der Oststraße ist nach der Fertigstellung der Sonderabfall-Halle ein Vorzeigebetrieb für Norddeutschland.

Norderstedt. Birgit Marquart drückt einen großen Knopf an der Seite des weißen Containers. Eine schwere Metalltüre schiebt sich automatisch zu und verschließt den begehbaren Giftschrank. Auf der geschlossenen Tür warnt ein martialisches Totenkopf-Motiv die Unvorsichtigen: Hier drin sind Dinge, die dich das Leben kosten können. Salzsäure zum Beispiel oder aggressive Schädlingsbekämpfungsmittel in großen Mengen. Doch der Giftschrank steht in der gerade fertig gewordenen Sonderabfall-Halle des nun modernsten Recyclinghofes in Schleswig-Holstein und ist damit so gut gesichert wie es nur geht. Dass hier nichts schief läuft, dafür sorgen die stellvertretende Leiterin Birgit Marquart und ihr Team.

Eigentlich sollte die hochmoderne Sonderabfall-Annahme längst fertig sein. Doch für den Spezialbau, der die zahlreichen rechtlichen Auflagen für den gefährlichen Sonderabfall erfüllen muss, konnte erst nach längerer Suche der richtige Anbieter gefunden werden. Offiziell wird der Sonderabfall-Bereich im neuen Jahr eingeweiht. Aber schon jetzt sind die Giftschränke gut gefüllt. Ob Putzmittel, Abbeizer, Wandfarben, Acryllacke oder Insektenschutzmittel - alle schadstoffhaltigen Abfälle werden von Fachkräften angenommen und in genau gekennzeichneten Behältern gelagert.

Daneben werden Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren, Batterien und Akkus in allen Größen und Formen gelagert. "Die meisten Problemstoffe werden später von Spezialentsorgern abgeholt und in einem geeigneten Verfahren verbrannt", sagt Birgit Marquart. Die Energiesparlampen aber werden in aufwendiger Kleinarbeit zerlegt und wiederverwertet. Die Lampen können kostenlos abgegeben werden. Das gilt auch für die meisten anderen Problemstoffe. Für Säure wird pro Kilo allerdings ein Euro fällig. Eine detaillierte Preisliste findet sich auf der städtischen Homepage (im Unterpunkt Recyclinghof).

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2006 wurden auf dem Recyclinghof an der Oststraße in Norderstedt, der vom Wege-Zweckverband (WZV) der Gemeinden des Kreises Segeberg gebaut und in Kooperation mit dem Betriebsamt der Stadt Norderstedt bewirtschaftet wird, 227 000 Kunden gezählt. Das Bewusstsein der Bürger, ihren Müll zu trennen und wieder verwertbare Materialien auf den Recyclinghof zu bringen, habe sich geschärft, sagt Birgit Marquart. Manche Bürger nehmen es fast zu genau und haben schon ein schlechtes Gewissen, wenn sie einmal nicht den Aluminiumdeckel vom Joghurtbecher getrennt haben. Marquart: "Kürzlich war hier eine Mutter mit ihrem kleinen Kind. Das Mädchen zeigte ihrer Mutter ganz genau, was sie wo hinein zu werfen hat. Es ist schön zu sehen, dass auch schon die Kleinen sensibel auf das Thema Müll reagieren."

Ein Beispiel für die gute Abfall-Disziplin der Norderstedter ist die alljährliche Laubaktion des Hofes im Auftrag der Stadt Norderstedt. Von Oktober bis Mitte Dezember haben die Norderstedter Laub geharkt, eingesammelt und geliefert. Über 7300 Fuhren haben die Mitarbeiter des Recyclinghofes gezählt. 2350 Kubikmeter Laub kamen zusammen, im vergangenen Jahr waren es 2470 Kubikmeter. Aber mit 675 Tonnen kamen dieses Jahr 91 Tonnen mehr Laub auf die Waage als 2008. "Im November hatten wir ein richtiges Laubhoch", sagt Birgit Marquardt. Über 5000 Kunden stürmten den Recyclinghof und brachten 1700 Kubikmeter Laub. Das Laub ist als Dünger für Äcker bei vielen Landwirte sehr geschätzt.