Nur so könne die Arbeit in Harksheide ohne Einschnitte fortgesetzt werden. Propst appelliert an Gemeinden, den Menschen zu zeigen, was “in Kirche los ist.“

Norderstedt. Wer eine lebendige Kirchengemeinde behalten will, sollte wieder in die Kirche eintreten und die Arbeit mit einer Spende finanziell unterstützen. Dazu fordern Horst Küther, Vorsitzender des Kirchenvorstands der Gemeinde Harksheide, sowie die Pastoren Christina Duncker, Christopher Fock und Gunnar Urbach die Harksheider auf. Anlass des Appells sind die sinkenden Kirchensteuern der Norderstedter Kirchengemeinde.

"Die gesamte Nordelbische Kirche muss sich auf magere Jahre einstellen", sagt Urbach. Der Haushalt für 2010, den die Kirchensynode Ende November einstimmig beschlossen habe, weise Einnahmen von 292 Millionen Euro aus. "Das ist knapp ein Viertel weniger als 2008, damals hat die Kirche noch 380 Millionen Euro eingenommen", sagt Urbach.

Für die Kirchengemeinde Harksheide bedeutet das, sie muss ab 2010 mit 100 000 Euro weniger pro Jahr auskommen. "Die Kirchengemeinde lebt vom großen Engagement vieler Ehrenamtlicher. Dennoch braucht sie hauptamtliche Mitarbeiter für die Kirchenmusik, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die Konfirmandenarbeit, das Kirchenbüro und die Hausdienste. Diese Mitarbeiter müssen aus Mitteln unserer Gemeinde bezahlt werden", sagt Urbach. Nur die drei Pastoren werden vom Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein bezahlt. Ebenso müssten die Räume geheizt, gereinigt und unterhalten werden. Lange Zeit habe die Kirchengemeinde die zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen und die zahlreichen Kirchenaustritte verkraften können, ohne ihre Angebote einschränken zu müssen. Die Lücke habe aus der Rücklage geschlossen werden können. "Das ist jetzt vorbei", sagt Urbach.

Zwar rechne die Nordelbische Kirche für die nächsten Jahre mit stabilen Einnahmen, aber: Die Bevölkerungsstatistik zeige, dass sich die Kirche langfristig auf weiter sinkende Kirchensteuern einstellen muss. "Auch wir bekommen die Wirtschaftskrise zu spüren. Verlieren Menschen ihre Arbeit oder verdienen weniger, sinken unsere Einnahmen", sagt Karl-Heinrich Melzer, Propst im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, zu dem auch Norderstedt gehört. Die Hälfte der Einnahmeverluste könne ausgeglichen werden, indem frei werdende Stellen nicht wieder besetzt werden. Das betreffe allerdings nicht die tägliche Arbeit in den Kirchengemeinden, sondern zwei übergeordnete Pastorenstellen, die sich mit Personalplanung und Ökumene beschäftigen. Das verbleibende Defizit könne vorerst aus der Rücklage gedeckt werden.

Melzer verweist auf die massiven Einschnitte, die die Norderstedter Kirchen in den letzten Jahren verkraften mussten. Aus sieben Kirchengemeinden wurden fünf, Kirchenbüros wurden zusammengelegt, die Johanneskirche in Friedrichsgabe musste eine halbe Pfarrstelle abgeben, die Stelle eines Kirchenmusikers wurde gestrichen.

Die Kirche müsse neue Wege gehen, um die Einnahmen zu erhöhen, die unterschiedlichen Säulen der Arbeit wie Kindertagesstätten, Altenkreise und Beratungsstellen zusammenbringen. Als positives Beispiel nennt der Propst das neue Zentrum auf dem Gelände der Christuskirche mit betreuten Altenwohnungen, Kita, Pastorat, Kirche und Treffpunkt. Das "Leben unter der Eiche" trage erste Früchte, so kassiere die Emmaus-Gemeinde nicht nur Pacht: "Einige Bewohner des Seniorenheimes haben sich schon als Ehrenamtliche zur Verfügung gestellt. Und wir kommen durch die Einrichtungen mehr mit den Menschen ins Gespräch", sagt Pastor Martin Lorenz. Die Gemeinde habe keine Finanzprobleme: "Der Haushalt ist ausgeglichen, Sparzwänge gibt es nicht", sagt Lorenz.

Auch Kollege Michael Schirmer von der Gemeinde Vicelin-Schalom geht gelassen ins nächste Jahr: "Wir haben Maß gehalten und profitieren jetzt von den Rücklagen, die wir in den steuerstarken Jahren vor der Krise gebildet haben." Schirmer sieht keinen Grund zu Pessimismus, die Veranstaltungen seien gut besucht. Er spürt eher eine Aufbruchstimmung.