Trotz der Fürsprache der Kulturschaffenden der Stadt wählte die Stadtvertretung den Sozial- und Kulturdezernenten ab und hob den Münsteraner Klaus Ehling ins Amt - doch der schmiss hin, ehe er überhupt antrat.

Am 12. Juli 2007 berichtet NZ-Redakteur Michael Schick über die Wahlnacht im Rathaus:

Die Machtfrage im Norderstedter Rathaus ist entschieden: Neben Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, der als Leiter des Dezernats I verantwortlich für Personal, Finanzen und Feuerwehr ist, werden Torsten Thormählen (43), Thomas Bosse (51) und Klaus Ehling künftig die anderen drei Dezernate im Rathaus leiten. Der 45-jährige Münsteraner Ehling setzte sich dabei gegen den bisherigen Chef des Kulturdezernats, Harald Freter, durch, der sein Büro nun Ende des Jahres räumen muss. SPD-Mann Freter, der seit zwölf Jahren Dezernent ist und von der eigenen Partei ins Rennen geschickt wurde, bekam nur 17 Stimmen - für den parteilosen, von der CDU nominierten Ehling, der zurzeit Leiter des Kulturamtes in Münster ist, stimmten 21 Abgeordnete, ein Stimme war ungültig. In der Stadtvertretung verfügt die CDU über 20, die SPD über 12, die FDP über vier und die GALiN über drei Sitze - Jens Kahlsdorf ist fraktionslos. Bei der Abstimmung nicht anwesend war am Dienstag FDP-Mann Günther Döscher. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe", sagte Klaus Ehling nach der Wahl. Das Ergebnis war deutlicher, als viele erwartet hatten - denn mindestens drei Christdemokraten galten als Freter-Anhänger. "Nun hat der Oberbürgermeister seinen Willen bekommen. Die Parteispitze der CDU hat die Wackelkandidaten mit viel Druck eingenordet", sagte SPD-Sprecher Thomas Jäger. "Mit ihrem Votum hat die CDU eindeutig bewiesen, dass es ihr um Machtinteressen geht und weniger um fachliche Belange", sagte die Fraktionschefin der Grün Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN), Anette Reinders. "Wir erhoffen uns von Klaus Ehling frischen Wind und ein verstärktes Engagement der Stadt für den Breitensport", betonte CDU-Sprecher Manfred Limbacher. Der Neue sei ein hervorragender Mann und, wichtig für ein Spitzenamt in der Verwaltung, juristisch vorgebildet. Freter nahm die Niederlage enttäuscht, aber gefasst hin. Bei seinen drei Töchtern allerdings flossen Tränen. "Von mir fällt eine Last ab, ich habe neun Monate auf diesen Tag hingearbeitet, und mir war schon vor dem Wahltag klar, dass ein solches Ergebnis möglich ist", sagte der Dezernent. Er habe alles für eine Wiederwahl getan, eine "sachfremde Entscheidung" aber nicht verhindern können. Er wolle sein Amt bis Ende des Jahres mit Anstand weiterführen und ein "bestelltes Haus hinterlassen". Strahlend und erleichtert präsentierte sich Torsten Thormählen (parteilos). Elleraus Bürgermeister wurde mit 21 Stimmen zum Leiter des neuen Dezernats IV (Verwaltung Elleraus, Gebäudemanagement, Abfallwirtschaft) gewählt. 16 Stadtvertreter stimmten für Klaus Schavan - die GALiN hatte den Hamburger kurzfristig nominiert, nachdem die Wunschkandidatin von GALiN und SPD, Ingenieurin Maren Reimann, abgesagt hatte. "Ich bin erleichtert, weil ich nach den Diskussionen im Vorfeld der Wahlen nicht unbedingt mit einem Wahlerfolg rechnen konnte", sagte Thormählen. Ohne Gegenkandidat ging Baudezernent Thomas Bosse (parteilos) ins Rennen. Er wurde im Amt bestätigt, bekam aber nur 27 Stimmen bei vier ungültigen und acht Enthaltungen.

Zwei Monate nach der Wahl sagt der CDU-Kandidat Klaus Ehling ab. NZ-Redakteur Andreas Burgmayer berichtet am 13. September 2007:

"Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich einen Fehler mache", sagt Klaus Ehling. Der 45-jährige Kulturamtsleiter aus Münster, der 2008 Harald Freter auf der Position des Kultur-, Sozial- und Sport-Dezernenten beerben sollte, "zieht die Reißleine". Ehling bleibt in Münster und übernimmt dort die gerade vakant gewordene Stelle des Schulamtsleiters. "Es ist eine familiäre Entscheidung", sagt Ehling. Die Tragweite und die Konsequenzen, die sein Wechsel nach Norderstedt zur Folge gehabt hätten, seien der Familie "erst jetzt so richtig klar geworden". Seine beiden Töchter im Teenager-Alter und seine Frau seien "zu verwurzelt in Münster". Ehling: "Meine Frau hat mir den Rücken gestärkt. Und sie wäre auch mit nach Norderstedt gegangen. Mein Bauch sagte Nein, du entwurzelst deine Familie, ich mache was falsch. Ich hätte vor dem Hintergrund der familiären Probleme nicht 100 Prozent für das Dezernat geben können."