Lübeck will hier eine Außenstelle einrichten. Gedacht ist an ein Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, Industrial IT und Bauphysik. Bis Januar sollen Details für das Projekt vorliegen.

Norderstedt. Das Bildungsangebot in Norderstedt soll ausgebaut werden, im Visier haben Politiker und Verwaltung junge Akademiker: Die Stadt soll eine Fachhochschule bekommen. "Die Politiker haben dieses Projekt über die Parteigrenzen hinweg grundsätzlich begrüßt", sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, der sich eine solche Bildungseinrichtung als weiteres Aushängeschild für Norderstedt sieht.

Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren darüber diskutiert. Die Industrie- und Handelskammer wollte Norderstedt sogar zum Hochschulstandort machen, doch das ließ das Hochschulgesetz nicht zu. Nun aber sind die Pläne so weit und konkret wie nie. Und das liegt an der einer noch frischen Kooperation mit der Fachhochschule (FH) Lübeck, die in Norderstedt eine Außenstelle einrichten könnte. "Ich habe mit Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe darüber gesprochen, er kann sich eine Filiale bei uns durchaus vorstellen", sagt Grote.

Gedacht ist an eine kleine, aber feine Einrichtung: ein wissenschaftliches Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, Industrial IT und Bauphysik - so zumindest lautet der Arbeitstitel für das Bildungsprojekt, mit dem, so Grote, junge Akademiker angesprochen werden sollen, die ihre Doktor- oder Diplomarbeit schreiben wollen. Damit könne die Stadt den Unternehmen im Ort und in der Umgebung ein attraktives Angebot machen: Sie könnten ihre Forschungsaufträge, oft Basis für die wissenschaftlichen Arbeiten, am Unternehmenssitz vergeben und hätten kurze Wege. Der so wichtige Austausch sei leichter möglich, als wenn die Doktoranden und Diplomanden weit entfernt arbeiten.

"Wir sprechen mit dem Kompetenzzentrum allein in unserer Stadt mehr als 4000 Unternehmen an. Sie hätten die Chance, fehlenden Nachwuchs an Ort und Stelle zu finden", sagt der Verwaltungschef. Durch die Nähe und gute Verbindung zu Hamburg wäre die Einrichtung auch für dortige Firmen interessant. Sie würden den wissenschaftlichen Nachwuchs eher hierher schicken als nach Lübeck.

Die FH-Mutter in der Hansestadt profitiere von der Filiale in Norderstedt. Sie könne ihre "Drittmittel" erhöhen - die Unternehmen, die die Einrichtung nutzen, zahlen dafür. Und: "Wir schaffen keine Konkurrenz zu Lübeck, da wir ein völlig neues Angebot schaffen", sagt Grote. Die FH werde dieses Kompetenzzentrum ohnehin einrichten, warum dann nicht in Norderstedt.

Mit dem neuen Projekt würde Norderstedt die Städte-Kooperation fortsetzen. Die hat sich bisher mit Neumünster erfolgreich entwickelt. Künftig versorgt wilhelm.tel, das Tochterunternehmen der Stadtwerke Norderstedt, auch die Schwesterwerke in Neumünster über ihr Highspeed-Glasfasernetz mit den Signalen für Telefon, Internet und TV.

Schon seit längerem arbeiten beide Städte, die mit 74 000 (Norderstedt) und 79 000 Einwohnern etwa gleich groß sind, auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung und des Rettungswesens zusammen. Von der Rettungsleitstelle in Norderstedt werden auch die Feuerwehreinsätze in Neumünster und dem Kreis Segeberg koordiniert. Mit dem Wirtschaftsverbund Nordgate haben beide Städte 2008 zusammen mit fünf anderen Kommunen entlang der A 7 eine gemeinsame Plattform für die Vermarktung von Gewerbeflächen geschaffen.

Auslöser für die Zusammenarbeit mit Lübeck ist die künftige Ausrichtung der Stadtwerke Norderstedt. "Wir wollen vom Energieversorger zum Dienstleister werden, der den Kunden Möglichkeiten an die Hand gibt, ihren Energieverbrauch zu kontrollieren, zu steuern und zu reduzieren", sagt Werkleiter Jens Seedorff. Die leistungsstarken Glasfaserkabel, mit denen wilhelm.tel seine Daten weiterleitet, bieten ideale Möglichkeiten für die Mess- und Regeltechnik. Bei der Entwicklung von Zukunfts-Modellen arbeiten die Werke mit den Wissenschaftlern des Fraunhofer Instituts und eben der Fachhochschule Lübeck zusammen.

Bis Ende Januar sollen die Pläne für die neue Bildungseinrichtung in Norderstedt konkretisiert werden. Dann will der Hauptausschuss darüber beraten.

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