Auch im geschlossenen gerontopsychiatrischen Wohnbereich des Seniorenzentrums Donatus in Bad Bramstedt haben monatelang menschenunwürdige Zustände geherrscht. “Das war eine Katastrophe“, berichtet die Angehörige Lisa Müller (Name geändert) der Norderstedter Zeitung.

Bad Bramstedt. Kot lag tagelang auf den Teppichen, Tische und Stühle waren mit Exkrementen beschmiert, im Speiseraum befanden sich Urinpfützen. "Und niemand hat sich darum gekümmert", sagt Lisa Müller, deren schwer demenzkranker Mann im geschlossenen Bereich betreut wird.

"Seit Ende Oktober ist es besser geworden", sagt die Rentnerin. "Aber zufrieden bin ich noch lange nicht." Sie möchte aus Sorge um ihren Mann ihren Namen nicht nnnen. "Sonst muss er womöglich darunter leiden."

Wie berichtet, beklagen sich seit Monaten Angehörige und Beschäftigte über die mangelhafte Pflege und den Personalmangel im Donatus. Die Heimaufsicht hatte im Spätsommer einen Belegungsstopp angeordnet. Außerdem haben die Betreiber von der Berliner H&R-Heimbetriebsgesellschaft zahlreiche Auflagen für das Donatus erhalten.

Monatelang habe das Heim Zustände im geschlossenen Bereich geduldet, die menschenunwürdig gewesen seien, sagt Lisa Müller. Die Angehörigen seien Sturm dagegen gelaufen, doch Heimleiter Detlef Jabs habe behauptet: "Das ist nicht wahr." Erst als sich Landrätin Jutta Hartwieg und die Heimaufsicht der Kreisverwaltung im Donatus umgesehen hätten, sei die Situation halbwegs erträglich geworden.

Nahezu täglich habe das Personal gewechselt, das fast ausschließlich aus Leiharbeitskräften bestanden habe. Da die Pflegekräfte sich in kurzer Zeit nicht die Namen der Patienten merken konnten, sei es zu Verwechslungen bei der Vergabe der Medikamente gekommen.

Zeitweise sei nur ein Pfleger pro Schicht anwesend gewesen, der sich um mehr als 30 schwerkranke, orientierungslose Patienten in zwei Abteilungen kümmern musste. "Wenn der auf der einen Seite war, konnte er nicht mitbekommen, was auf der anderen geschah", sagt Lisa Müller.

Manchmal sei ihr Mann vier Wochen lang nicht geduscht worden. "Heute passiert das wenigstens einmal die Woche", sagt Lisa Müller. Damals sei sie verzweifelt gewesen. "Meinen Mann zu duschen, schaffe ich einfach nicht mehr", sagt die 75 Jahre alte Rentnerin. "Ich konnte mich nur um die Nagelpflege kümmern."

Im Sommer sei die Versorgung mit Getränken und Speisen sehr schlecht gewesen. "Alle Bewohner hatten Gewicht verloren", sagt Lisa Müller. "Ich konnte den Menschen ansehen, ob sie schon etwas zu trinken bekommen hatten oder nicht." Noch heute werde kaum Obst oder Joghurt im geschlossenen Bereich angeboten. Lisa Müller: "Einmal gab es ein Stück Banane, einmal ein Stück Melone. Das war im August."

Lisa Müller will ihren Mann in einem anderen geschlossenen Heim unterbringen, doch die Plätze sind knapp. "Weil schon viele Angehörige Menschen aus dem Donatus heraus geholt haben."

Die Leitung des Heims lehnt es grundsätzlich ab, in der Norderstedter Zeitung Stellung zu nehmen.