Die Richterin war Leiterin des Büros des ehemaligen Justizministers Uwe Döring und versucht sich zum ersten Mal in einem Wahlkampf. Kinderbetreuung und Umwelt sind ihre Themen.

Norderstedt. Der Norderstedter SPD ist eine echte Überraschung gelungen: Mit der 36 Jahre alten Juristin Katharina Kriston aus Hamburg präsentierten Fraktionschef Johannes Paustenbach und der Ortsvereinsvorsitzende Heiner Köncke ein frisches Gesicht für die Kandidatur um den Posten des Oberbürgermeisters der Stadt Norderstedt. Die Wahl ist am 9. Mai 2010.

Die Genossen versuchen es im dritten Anlauf also mit einer "Externen", um den Amtsinhaber Hans-Joachim Grote (CDU) aus dem Amt zu hebeln. 1998 gewann Grote knapp gegen seinen Gegenspieler Harald Freter (SPD), bei der Wiederwahl im Jahr 2004 gewann Grote gegen die SPD-Bewerberin Elisabeth Kühl dagegen sehr klar.

"Ich trete nicht gegen Herrn Grote an, ich bewerbe mich um ein Amt", sagt Katharina Kriston am Freitag bei ihrer Vorstellung im Rathaus. Es ist ihr erster Versuch, ein Bürgermeister-Amt zu übernehmen. Die Position des Oberbürgermeisters reize sie, weil das Amt das spannendste im öffentlichen Dienst sei. "In der Kommunalpolitik bildet sich das praktische Leben ab. Und als Oberbürgermeister kann man unmittelbar handeln und gestalten", sagt Kriston.

Sie gibt zu, keine Norderstedt-Kennerin zu sein. Das wolle sie sich in den nächsten Monaten aneignen. "Doch Norderstedt ist eine junge, exponierte Stadt, eine der interessantesten in Schleswig-Holstein und sicher fähig, eine Führungsrolle in der Metropolregion Hamburg einzunehmen", sagt Kriston.

Ihre Schwerpunktthemen sind die Kinder- und Jugendbetreuung und die ökologische Entwicklung der Stadt. "In einer modernen Stadt kann es sich kaum eine Familie leisten, dass einer zu Hause bleibt", sagt Kriston. Entsprechend flexibel und qualitativ gut müsse das Betreuungsangebot sein. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und ein Klimapakt zur Kohlendioxid-Reduktion nach Flensburger Vorbild schwebt ihr vor. Außerdem das machbare Miteinander von Wirtschaft und Umwelt und die Erhaltung von Arbeitsplätzen. Kriston:"Die guten Kontakte zur Wirtschaft wären bei mir absolut Chefinnensache."

Fraktionschef Paustenbach machte klar, warum Kriston die bessere Wahl als OB für die Stadt ist. "Grote hat es nicht verstanden, bei wichtigen Themen die großen Mehrheiten hinter sich zu bringen. Außerdem ist das Thema Kinderbetreuung und Schule bei ihm kein Schwerpunkt." Katharina Kriston hingegen betont, dass sie aus ihrem Beruf als Richterin und auch in der Arbeit als Ministerialrätin das Moderieren und damit das Zusammenbringen von unterschiedlichen Meinungen und Positionen gut kenne. In einer Stadtvertretung mit hauchdünnen Mehrheiten ein wichtiges Kriterium.

Paustenbach und Köncke machten aus ihrem Stolz keinen Hehl, im Kandidaten-Pool der SPD eine Frau gefunden zu haben, die "zu 100 Prozent dem Anforderungsprofil entspricht". Die Genossen des Ortsvereins hätten Katharina Kriston deswegen auch 100 Prozent der Stimmen für die Kandidatur gegeben.