Ein Zivildienstleistender brachte die falschen Medikamente. Die Rentnerin und ihre Familie informierten die Heimaufsicht.

Bad Bramstedt. Die Serie der Vorwürfe gegen das Seniorenzentrum Donatus in Bad Bramstedt reißt nicht ab. "Nie wieder!", sagt Bärbel Schneider, die ihre 89 Jahre alte Mutter fünf Wochen in dem Altenheim betreuen ließ. Die Bramstedterin bezeichnet die Zustände als haarsträubend. Die Kritikpunkte reichen von falschen Medikamenten über ein gefährliches Badezimmer bis zur mangelnden Versorgung mit Getränken.

Wie mehrfach berichtet, beklagen sich seit Monaten immer wieder Angehörige von Bewohnern über Pflegemängel und Personalknappheit im Donatus. Der Sohn einer alten Frau hatte in seiner Verzweiflung sogar Ministerpräsident Peter Harry Carstensen um Hilfe gebeten. Die Heimaufsicht der Kreisverwaltung verhängte im Spätsommer einen Belegungsstopp. Eine ehemalige Mitarbeiterin forderte die Schließung des Donatus.

Bärbel Schneider pflegt ihre Mutter Martha Kestel (Pflegestufe 2) zu Hause und quartiert sie einmal pro Jahr für eine Kurzzeitpflege im Seniorenzentrum ein, um sich zu erholen. "In den vergangenen beiden Jahren waren wir zufrieden", sagt die Bramstedterin, als sie vor wenigen Tagen ihre Mutter aus dem Donatus abholte. "Doch diesmal war es schlimm." Martha Kestel sagt: "Ich möchte das nur noch vergessen."

Was bei der Betreuung der Rentnerin geschah, haben Martha Kestel, ihre Enkel sowie Krankenschwester Liane Rohlfing und Haushälterin Brigitte Kröger zusammengetragen. Die beiden Frauen haben die 89-Jährige regelmäßig im Donatus besucht und betreut:

- Gleich beim Einzug ins Donatus war Bärbel Schneider überrascht. Sie sollte die Rechnung von 3500 Euro in bar bezahlen. Sie lehnte ab und überwies den Betrag.

- Beim Einzug sei der Nachtschrank voll mit Medikamenten gewesen, die vermutlich vom vorherigen Bewohner des Zimmers stammten.

- Die alte Dame hatte für die gesamte Zeit ihre eigenen Medikamente dabei. Am ersten Abend habe ein Zivildienstleistender einen Becher mit anderen Medikamenten gebracht, die sie einnehmen sollte. Martha Kestel lehnte ab. Offenbar war der Becher für einen anderen Patienten bestimmt. Der Becher stand am Morgen auch noch da. Bärbel Schneider: "Es ist verboten, dass Zivis Medikamente bringen."

- Einzige Sitzmöglichkeit im Bad war ein Campingstuhl.

- "Bei Nässe waren die Fliesen im Bad sehr rutschig", sagt Krankenschwester Liane Rohlfing. Rutschhemmende Unterlagen fehlten.

- Das Bett sei fünf Wochen nicht bezogen worden. Martha Kestel: "Ich mochte dort nicht mehr liegen."

- Das Frühstück habe aus einem Brötchen und einer riesigen Schüssel Marmelade bestanden.

- Das Abendbrot sei mehrfach nur auf Anfrage gereicht worden.

- Wasserflaschen seien nur unregelmäßig verteilt worden.

- Das Trinkglas sei nie gereinigt worden.

- Trotz mehrfacher Anfragen hingen nach Angaben der Zeugen keine Handtücher im Bad.

- Martha Kestel, die sich mit einem Gehwagen fortbewegt, habe keine Hilfe beim abendlichen Waschen und Ins-Bett-Gehen erhalten.

- Ihr WC sei mehrfach von anderen Bewohnern genutzt worden, die aus dem Aufenthaltsraum gegenüber ins Zimmer kamen.

- Liane Rohlfing: "Auf der Station waren kaum Ansprechpartner."

Den Schwestern und Pflegern macht Martha Kestel keine Vorwürfe: "Die waren immer freundlich, aber Zeit hatten sie nie." Wie gut es alten Menschen in Heimen gehen kann, hat Bärbel Schneider oft erlebt. Vor 25 Jahren gründete sie den Altenbesuchsdienst in Bad Segeberg und hatte mehrere Pflegschaften. Schneider: "Ein bisschen kenne ich mich aus."